Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erben

Die Erben

Titel: Die Erben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Golding
Vom Netzwerk:
gähnte. Die Bilder, die er da sah, wollten sich nicht zusammenfügen lassen. Der Alte hatte beide Arme hochgereckt. Er blickte die anderen an, und die Stimme, mit der er schrie, erschreckte sie, daß sie ein Stück zurückwichen. Die dicke Frau schlüpfte in ihre Höhle hinein. Tuami war verschwunden. Die Stimme des Alten schrillte an, verstummte, seine Arme fielen herab. Und es ward Stille und Furcht, und das tote Tier roch säuerlich. Zuerst schwiegen die neuen Gefährten stumm, gingen aber nicht von der Stelle und kauerten sich nur ein wenig zögernd und vorsichtig hin. Da stürzte eine der Frauen dem Alten entgegen. Sie schrie auf ihn ein, rieb sich über den Bauch, hielt ihm die Brüste vors Gesicht, spie ihn an. Die anderen wurden wieder unruhig. Sie nickten und riefen. Der Alte schrie sie nieder und deutete auf den Hirschkopf. Dann war Stille. Aller Blicke wandten sich zu dem Hirsch, der immer noch mit seinen kleinen Augen durch das Guckloch zu Lok hinaufäugte.
    Man hörte Laute im Wald vor der Lichtung. Allmählich wurden die Neuen darauf aufmerksam. Jemand brüllte. Die Dornbüsche erbebten, gingen auseinander; Kastanienkopf, dem glänzendes Blut das ganze linke Bein hinunterrann, humpelte, auf Strauchkopf gestützt, herein. Als er das Feuer erblickte, ließ er sich niederfallen, und eine Frau eilte auf ihn zu. Strauchkopf lief den anderen entgegen.
    Loks Lider fielen zu und klappten wieder auf. Einen halbwachen Augenblick lang sah er sich selbst in einem Bild all diese Dinge Liku erzählen, die nicht mehr davon verstand als er.
    Die dicke Frau kam bei der Höhle zum Vorschein. Sie stillte das Junge. Strauchkopf fragte etwas. Ein Ruf antwortete ihm. Die Frau, die ihre leeren Brüste vorgezeigt hatte, deutete auf den Alten, auf den toten Baum und auf die anderen. Kastanienkopf spie den Hirschkopf an, und sie riefen wieder und begannen vorzudrängen. Der Alte hob die Arme und setzte abermals zu seiner schrillen, drohenden Rede an, aber die anderen höhnten und lachten. Kastanienkopf stand neben dem Hirschkopf. Sie sahen seine Augen im Feuerschein wie zwei Steine. Er zog einen Zweig von seiner Hüfte und ergriff mit der anderen Hand den gebogenen Stock. Er und der Alte starrten einander an. Der Alte tat einen Schritt zur Seite und fing hastig an zu reden. Er wandte sich zu der dicken Frau, streckte die Hände aus und wollte ihr das Junge wegnehmen. Sie neigte schnell den Kopf und biß mit ihrem Mund nach seiner Hand, wie jede Frau es gemacht hätte, daß er laut aufbrüllend umherhüpfte. Kastanienkopf legte den Zweig über den gebogenen Stock und strich die Federn zurück. Der Alte hörte auf umherzuhüpfen und ging mit ausgestreckten Armen, die Handflächen dem Zweig entgegenhaltend, auf ihn zu. Kaum eine Armlänge vor Kastanienkopf blieb er stehen und krümmte die Finger seiner rechten Hand außer dem langen. Mit diesem fuhr er zur Seite, bis er auf eine der Höhlen wies. Sie wurden alle ganz still. Die dicke Frau lachte mit hoher Stimme auf und verstummte wieder. Tuami starrte dem Alten auf den Rücken. Der Alte blickte in die Runde, suchte mit den Augen rings die Lichtung ab, spähte in das Dunkel, das sich unter den Bäumen sammelte, und blickte dann wieder auf die anderen. Keiner sagte ein Wort. Lok gähnte und duckte sich hinab in die Höhlung des Baumwipfels, wo er die Neuen nicht zu sehen brauchte, und von ihrem Lager blieb nur ein Geflimmer zurückgeworfenen Lichts über den Bäumen. Er blickte zu Fa auf, indem er sie einlud, neben ihm zu schlafen, aber sie achtete seiner nicht. Er konnte ihr Gesicht sehen, ihre Augen, die starr aufgerissen durch den Efeu spähten. So versunken war sie in das, was unten vorging, daß sie sich nicht regte und nicht den Blick wandte, als er mit der Hand ihr Bein berührte. Er sah, wie ihr Mund sich öffnete und ihr Atem schneller ging. Sie krampfte die Hände in das morschweiche Holz des toten Baumes, daß es abbrach und zu weißem Staub zerkrümelte. Dies ließ Lok trotz seiner Müdigkeit aufmerken und erschreckte ihn ein wenig. Er sah ein Bild: einer der neuen Gefährten kletterte den Baum hinauf — Lok arbeitete sich wieder hoch und begann ein Loch in den Efeu zu wühlen. Fa blickte rasch zu ihm hin, und ihr Gesicht war das Gesicht eines Schlafenden, den ein gräßlicher Traum plagt. Sie packte seine Handgelenke und drängte ihn wieder hinab. Sie faßte ihn um die Schulter und vergrub den Kopf an seiner Brust. Lok legte den Arm um sie, und der äußere Lok

Weitere Kostenlose Bücher