Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
aber dennoch keineswegs abweisend, sondern eher aufregend interessant. Auffällig war auch, dass es hier keine dieser grünen Rennspinnen gab, die sonst überall über den Waldboden huschten.
Die vier kletterten keuchend durch das immer steiler ansteigende Gelände.
»Von da oben müsste man eigentlich einen ganz guten Ausblick haben«, schwer atmend zeigte Charlie auf einen hochgelegenen Felsvorsprung.
»Ja, das gleiche habe ich auch gerade gedacht«, prustete Biarn. Tora und Kunar schauten empor und nickten.
»Na, dann los! Wer als erster oben ist!«, rief Tora und kletterte schnaufend voran.
Oben angekommen bot sich ihnen einen trauriges Bild. Sie hatten tatsächlich eine perfekte Aussicht. Eine Aussicht über das gesamte Ausmaß der Zerstörung. Genau wie Biarn es vorausgesagt hatte, blickten sie auf eine breite Schneise mit Nichts! An den Rändern der Schneise, die der Berg auf seiner Wanderung geschlagen hatte, wüteten flächenweise Waldbrände, ansonsten hatte der Berg ganze Arbeit geleistet. Wald, Wiesen, Höfe, Dörfer, Straßen, alles war dem Erdboden gleichgemacht worden! Abrasiert! Nichts hatte der Berg auf seinem Feldzug verschont! Die breite, weite, kahle Fläche schien stellenweise zu glühen! Rauch stieg in Schwaden auf und wurde von einem leichten Wind abgetrieben. Was nicht glühte, war von einer schwarzen Kruste überzogen, die ab und an aufbrach und glühende Lava preisgab! Denn genau das war es, was dort glühte! Lava, Magma aus dem Erdinneren des Planeten! Charlie hatte Ähnliches in diversen Filmen im Fernsehen gesehen! Die schwarze Kruste war erkaltete Lava! Die Eingeweide Vanaheims , schoss es Charlie durch den Kopf! Magma! Natürlich! Es musste eine Art Vulkanausbruch gegeben haben! Genau wusste sie natürlich nicht was passiert war, aber jetzt gab Biarns Sage über Gymer zumindest teilweise einen Sinn! Lange standen Biarn, Charlie, Tora und Kunar auf dem großen Felsvorsprung nebeneinander und starrten sprachlos über das weite Nichts. Nach einer Weile schluckte Charlie und holte tief Luft.
»Wo sind wir hier eigentlich?«, fragte sie mit belegter Stimme. Sie räusperte sich, um die Stimmbänder freizulegen.
»Was müsste da unten jetzt eigentlich sein? Ich habe irgendwie die Orientierung verloren...«, gab sie verschämt zu. Kunar flüsterte:
»Da müsste irgendwo Torsbyggd liegen und weiter hinten Slättheim und Hornstorp. Er schluckte.
»Und unter diesem Berg müsste Bragesholm begraben sein, unser Dorf mit dem Saligasterhof und auch die alten Eberesche. Vielleicht sogar Schloss Bilskirne.« Seine Worte waren immer leiser geworden. Biarn schüttelte den Kopf.
»Nein, das Schloss könnte noch stehen«, überlegte er. »Es liegt weiter dort drüben.« Er wendete sich um und zeigte dann quer über den Berg.
»Aber das meiste von Trudheim ist unter dem Berg begraben und auch Teile von Trudvang«, sagte Biarn. Kunar nickte langsam. Tora starrte Kunar mit großen Augen an.
»Du meinst der Saligasterhof ist weg?« Kunar nickte.
Charlie warf Tora einen besorgten Blick zu, doch zu ihrem Erstaunen, sah Tora kein bisschen traurig oder geschockt aus. Eher aufgeregt! Ihre Wangen färbten sich rötlich und sie hauchte angespannt hervor:
»Du meinst wir sind frei? Saligaster und Tyrvi sind tot?« Jetzt begriff Charlie! Aber natürlich! Tora und Kunar waren Sklaven auf dem Saligasterhof gewesen! Gab es diesen nicht mehr, waren sie vermutlich frei! Unglaublich, dass all diese Zerstörung auch etwas Gutes zur Folge haben konnte!
»Ein bisschen vorsichtig wäre ich da schon«, gab Biarn zu bedenken. »Verwandte könnten Anspruch auf euch erheben, wenn sie zu hören bekommen, dass ihr noch lebt. An eurer Stelle würde ich nicht zurückkehren, um es herauszufinden.« Kunar nickte zustimmend.
»Ja, wir sollten uns sicherheitshalber fernhalten. Dann glauben sie wir sind tot. Was ist mit dir , Biarn? Meinst du deinen Hof gibt es noch?« Biarn überlegte eine Weile.
»Ich glaube schon«, sagte er dann. »Ich werde es herausfinden müssen!«
»Wir werden dich morgen begleiten und dein Haus besuchen, falls es noch steht«, sagte Kunar bestimmt. »Heute ist es zu spät. Wir können von Glück sagen, wenn wir hier irgendwo einen Unterschlupf für die Nacht finden...« Er begann sich sie skeptisch umzusehen.
Charlie, die Biarn aufmerksam beobachtet hatte, glaubte bei Kunars Angebot Biarn zu begleiten, einen Anflug von Schrecken in Biarns leicht schiefen Augen gesehen zu haben. Der Schatten huschte
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