Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
dass seine Erklärung vernünftig klang und dadurch wahr sein konnte. Biarn hatte also aus Besorgnis um seine Freunde gehandelt.
Charlies ungutes Gefühl vertiefte sich im Verlauf des Gespräches. Sie wusste nicht warum und sie konnte absolut nicht mit dem Finger darauf zeigen. Charlie hatte zwar nicht das Gefühl, dass Biarn ihnen schaden wollte (seine Warnungen in der folgenden Unterhaltung bewiesen dies), aber dennoch, irgendetwas stimmte da nicht!
Charlie streckte ihr schmerzendes Bein aus. Sie hatte eine tiefe Schürfwunde und das Knie war auf doppelte Größe angeschwollen.
»Tut mir leid mit deinem Bein«, sagte Biarn. »Es war wirklich nicht meine Absicht, dich so zu erschrecken. Ich hoffe es schwillt bald ab. Sieht nicht so gut aus…« besorgt schielte er auf Charlies deformiertes Knie. Charlie zog eine Grimasse.
»Hat zumindest aufgehört zu bluten«, presste sie hervor. Als sie das Bein bequemer zurecht gelegt hatte, atmete sie erleichtert aus.
»Ihr müsst vorsichtig sein!«, sagte Biarn plötzlich. Charlie, Tora und Kunar horchten erstaunt auf. Eine ungewöhnliche Schärfe klang in Biarns Stimme mit.
»Was ist passiert?« Kunar setzte sich kerzengerade auf und Charlie wartete angespannt. Biarn überlegte, er schien seine Worte abzuwägen. Dann begann er entschlossen zu erzählen, was ihn beschäftigte.
»Odens Späher sind zurzeit täglich unterwegs. Seine Bärsärker, und auch er selbst, reiten durch Vanaheim. Sie sind auf der Suche nach etwas oder jemanden.«
»Woher weißt du das?«, fragte Kunar beunruhigt.
»Ich habe die Älteren reden hören«, sagte Biarn. »Irgendetwas beschäftigt Oden. Er sucht etwas. Jeder auch noch so gering Verdächtige wird gefangen genommen und verhört. Einige sind nicht zurückgekehrt...« Biarn machte eine Pause.
Nicht zurückgekehrt? Charlie starrte ihn an. Was meinte er damit?
»Sind sie eingesperrt worden?«, fragte sie vorsichtig.
»Eingesperrt, gefoltert, getötet, wer weiß das schon so genau. Sie sind ja nicht zurückgekehrt.« Biarn machte eine vage Handbewegung.
»Wichtig ist, dass sie Verdächtige suchen, was auch immer mit verdächtig gemeint ist.« Er zuckte mit den Achseln.
»Nicht Normales, Abweichendes vermutlich.« Bei diesen Worten fixierte er Charlie mit seinen schiefen Augen und bohrte sich in ihren Blick. Charlie hatte beinahe das Gefühl, dass er sich in ihr Gehirn zu kämpfen versuchte! Erschreckt zuckte sie zusammen und schlug das Augenlid über ihrem einen grünen Auge nieder. Verdächtig! Sie war verdächtig! Eine Augenklappe war verdächtig, wenn diejenigen, die auf der Suche waren, nicht wussten wonach sie suchten! Und Biarn? Biarn wusste, oder zumindest vermutete er, dass sie etwas verheimlichte! Was Oden wohl suchte? Aber egal was es war, sie war in Gefahr! Jetzt mehr als je zuvor! Auch wenn Oden niemals sie persönlich suchte - er oder seine Helfer könnten durch Zufall über sie stolpern und dann käme es heraus! Ihre Augenfarbe, ihre magischen Fähigkeiten, dass sie nicht getauft war, ja, dass sie überhaupt nicht hierher gehörte!
Eiskalt fuhr es Charlie über den Rücken. Sie setzte sich ruckartig auf, ohne auf ihr verletztes Bein zu achten. Ein Fehler! Schonungslos stach der Schmerz in ihr geschwollenes Knie. Sie schrie auf und stöhnte.
»Was ist? Charlie sag doch was! Charlie!« Tora war mit zwei Sätzen bei Charlie und rüttelte an ihrer Schulter. Die hellen, glitzernden Punkte vor Charlies Augen verschwanden langsam.
»Ist ja gut«, murrte sie. »Hör auf mich zu schütteln, das macht es auch nicht besser!« Stöhnend versuchte sie ihr Bein wieder in eine bequemere Position zu bringen.
»Sieht aus als würde das Knie immer dicker werden.« Kunar inspizierte stirnrunzelnd Charlies Bein, das dort wo das Knie saß, langsam eine tiefblaue Färbung annahm.
»Ganz schön kräftiger Bluterguss!«, konstatierte er.
»Hab ich auch schon bemerkt«, brummte Charlie säuerlich. Sie atmete tief durch, vermied Biarns Blick, zwang sich zur Ruhe und fragte:
»Wir sind also in Gefahr?« Biarn nickte langsam.
»Vermutlich«, sagte er dann. »Drei Halbwüchsige die allein in einer Höhle wohnen. Noch dazu auf einem Berg, der gerade erst hierher gewandert ist.« Biarn lehnte sich an die Felswand und fuhr fort.
»Ihr solltet auf jeden Fall hier bleiben und nicht um den Berg herumgehen. Haltet nach Odens Spähern Ausschau und seid vorsichtig, wenn ihr auf die Jagd geht oder zum Sammeln rausgeht. Seht zu, das ihr immer in Deckung
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