Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
Rücken herunter gleiten und trat mit gespieltem Stolz zur Seite.
»Ja, vielen Dank!«. Seine Stimme triefte vor Sarkasmus.
»Eure Besorgnis um mein Wohlbefinden ehrt mich sehr, gnädige Frau!« Er schwang seinen zerlumpten Umhang in einer Spirale vor sich hin und her und verbeugte sich leicht.
»Du!«, brach es nun auch aus Tora heraus. »Wo bist du gewesen, hm?! Was ist das für eine Art sich einfach so sang-und klanglos davonzustehlen!? Was hast du dir dabei gedacht? Ich glaube du bist uns eine Erklärung schuldig! Mehr als das, wenn du mich fragst!« Bei Toras heftigem Wutausbruch wich Gyller unwillkürlich einige Schritte zurück.
»Ihr macht uns Angst, schöne Frau!« Auch Biarn wich vor Toras wild fuchtelnden Armen zurück. Seine glitzernden Augen verrieten allerdings ausschließlich Belustigung, von Angst keine Spur. Tora wandte sich augenblicklich dem verunsicherten Gyller zu.
»Oh, mein Süßer! Keine Angst. Ich bin es doch, deine Tora! Hast du mich sehr vermisst?« Sie vergrub ihr Gesicht in Gyllers wallende, silberglänzende Mähne und summte leise. Gyller schnaubte zufrieden in Toras lange Haare und versuchte einige lästige Insekten an ihr abzustreifen.
Biarn wandte sich Charlie zu und suchte ihren Blick. Beide starrten sich minutenlang abschätzend in die Augen. Jemand räusperte sich im Hintergrund.
»Du bist also wieder da«, sagte Kunar mit gewohnt ruhiger Stimme. Aufrecht stand er da und sondierte die Lage. Durch seine halblangen, dunklen Haare eingerahmt blickten seine Augen ernst hervor. Biarn wandte sich nun Kunar zu.
»Schön euch alle wohlbehalten wiederzusehen«, er nickte Kunar entgegen.
»Und das sollen wir dir glauben?«, flammte Tora erneut auf. »Schien dich die letzten Wochen ja weniger interessiert zu haben!« Kunar brachte seine Schwester mit einer Geste zum Schweigen.
»Dein Kaninchen verbrennt gerade, geh dich darum kümmern!« Tora funkelte ihren Bruder entgegen. Hin-und hergerissen zwischen dem Gefühl der Demütigung und der Tatsache, dass ihr Mittagessen auf dem Spiel stand, trat sie unschlüssig von einem Fuß auf den anderen. Schließlich eilte sie mit giftgrünen Blicken davon.
»Ich denke wir haben so einiges zu besprechen«, sagte Kunar. »Du bleibst doch zum Essen?«
»Danke, für deine Einladung, Kunar.« Biarn warf Charlie einen fragenden Blick zu. Sie nickte und humpelte dann neben Biarn und Kunar zur Höhle. Gyller graste zufrieden zwischen den felsigen Vorsprüngen, er kümmerte sich wenig um die angespannte Stimmung, die in der Luft lag.
Ein schmackhaftes Kaninchen und mehrere klärende Gespräche später saßen alle vier etwas unschlüssig vor der Höhle in der Sonne. Biarns Erzählung nach, war er an jenem Tag vor mehr als zwei Wochen frühmorgens und allein aufgebrochen, um sein Zuhause aufzusuchen. Die Angst um seine Familie hatte ihn getrieben, und ebenfalls aus Sorge - diesmal um seine Freunde - war er allein gegangen. Er wollte Tora und Kunar nicht der Gefahr aussetzen wieder versklavt zu werden. Es schien ihm klüger, erst einmal allein nach dem Rechten zu sehen und die Lage in den umliegenden Dörfern zu erkunden. Seiner Familie ging es gut, sein Heim hatte die Katastrophe unbeschadet überstanden. Genau wie Kunar vermutet hatte, waren Bragesholm, Hornstorp und Teile des großen Sees zerstört und wie vermutet stand das Schloss noch. Der Saligasterhof existierte nicht mehr, aber fast alle Menschen aus den umliegenden Orten suchten in der Umgebung nach überlebenden Verwandten und nach noch zu gebrauchendem Eigentum. Man hatte ein neues Dorf gegründet - Neu Bragesholm - in dem alle Überlebenden, die nun obdachlos waren, ein neues Zuhause finden sollten.
Helfer aus allen umliegenden Orten waren dabei, neue Holzhütten zu errichten. Auf einem seiner Streifzüge um Gymers Berg hatte Biarn Gyller gefunden. Beziehungsweise hatte wohl eher Gyller Biarn gefunden, denn das Einhorn war schnurgerade und laut wiehernd auf ihn zu galoppiert, offensichtlich froh darüber, endlich ein bekanntes Gesicht zu sehen. Bei diesen Worten warf Tora Biarn eifersüchtige Blicke zu. Sie sagte allerdings nichts, auch wenn es ihr sichtlich schwerfiel, denn immerhin hatte Biarn ihr ja ihren geliebten Gyller zurückgebracht. Er graste friedlich vor ihren Füßen.
Charlie hatte Biarn während seiner Geschichte aufmerksam beobachtet. Sie wurde das Gefühl nicht los, dass er ihnen etwas verschwieg oder zumindest nicht ganz die Wahrheit sagte. Allerdings musste sie zugeben,
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