Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
sie den Inhalt in ihre linke Handfläche. Kleine bunte Dinge fielen heraus. Charlie sperrte ihre Augen auf! Kontaktlinsen! Blaue, braune, solche mit Smileys und Spinnennetzen drauf und viele mehr! Tora suchte ihren Schatz durch und hielt dann eine einzelne grüne Kontaktlinse hoch.
»Hier! Die wirst du tragen! Und eine Augenklappe!« Charlie starrte Tora sprachlos an. Sie verstand die Welt nicht mehr! Wieso rückte sie erst jetzt damit heraus? Was hatte sie sich dabei gedacht? Kunar stellte seiner Schwester dann genau diese Fragen. Tora zuckte mit den Schultern.
»Sie bringt uns am wenigsten in Gefahr, wenn sie die Höhle nicht verlässt. Ich dachte, so wäre es a m besten. Eine Augenbinde ist doch ein wenig auffällig. Das Problem hatten wir ja schon mit Charlie.« Kunar sah Tora skeptisch an.
»Und was hat sich jetzt bitte sehr geändert?« Tora starrte wütend zu Hanna hinüber.
»Ich ertrage es einfach nicht, sie hier rumhängen zu sehen, während wir arbeiten! Wenn sie was essen will, soll sie auch was dafür tun! Und wenn sie, wie Charlie schon sagte, bloß den ganzen Tag durch die Berge wandert!«
Charlies Befürchtungen, dass Hanna eher in den Hungerstreik treten würde, als mi t einer Augenbinde durch Gymers-Berg zu klettern, wurde durch Hanna selbst aus dem Weg geräumt. Wortlos und mit hoch erhobenem Kopf hatte sie ihre Hand aufgehalten und die einzelne grüne Kontaktlinse entgegen genommen. Nachdem sie sich auch Charlies alte Augenklappe übergestreift hatte, war sie Kunar und Charlie vorausgelaufen.
Kunar hatte ihr seinen braunen Umhang geliehen. Darunter schauten eng sitzende Jeans mit Pumps an den Füßen hervor. Sehr elegant. Charlie grinste. Sie und Kunar gingen in einigen Metern Abstand hinter Hanna her. Kunar schien besorgt.
»Diese seltsame Kleidung ist trotz Umhang viel zu auffällig. Hoffentlich begegnen wir niemandem!« Charlie grinste noch immer.
»Glaube ich nicht. Außer Hugin und Munin sind wir hier doch noch nie jemandem begegnet. Die meisten jagen und sammeln in der Ebene auf dem Neuen Land.« Kunar nickte und starrte auf Hannas Schuhe. Er schüttelte verständnislos den Kopf.
»Wie kann man mit solchen Schuhen überhaupt laufen? Die sind doch so was von unpraktisch!« Charlie grinste noch breiter.
»Auf praktisch kommt es dabei nicht an. Sie sollen gut aussehen. Das ist wichtig.«
»Hmpfn«, kam es bloß vom Kunar, der Hanna weiterhin von oben bis unten musterte. Nach einer Weile sagte er:
»Die Frauen hier ziehen auch zu besonderen Anlässen hübsche Sachen an. Sie sind aber trotzdem nie so unpraktisch, wie diese Schuhe da. Wozu haben sie so einen hohen Absatz an der Ferse? Sieh doch, sie knickt ständig damit um!« Hanna blieb plötzlich stehen und sah sich genervt um.
»Ich dachte, es gäbe hier vielleicht etwas Spannendes zu sehen! Im Gegensatz zur langweiligen Höhle! Hier sieht alles gleich aus! Wo gehen wir überhaupt hin?« Charlie und Kunar schlossen zu ihr auf.
»Wir folgen dem Wildpfad hier noch etwa eine Stunde. In einem Tal gibt es einen kleinen Wald, wo Scharen von Leogriffe leben«, erklärte Kunar. »Aber vielleicht läuft uns ja auch schon vorher ein Kaninchen vor die Füße.« Hanna runzelte die Stirn.
»Eine Stunde? Durch dieses Gelände?«
»Japp!«, sagte Charlie. »Und wenn wir so weiter trödeln, dauert es noch länger. Lasst uns mal einen Zahn zulegen!« Kunar nickte.
»Ja, ich bekomme langsam Hunger. Hoffentlich findet Tora was Leckeres!«
Der Weg ins Tal war lang und unwegsam. Anfangs schritt Hanna noch hochmütig voraus, doch bald fiel sie zurück und fing an zu jammern. Ihr wäre zu warm, ihre Füße taten ihr weh und ihr Make-up verschmierte. (Sie erneuerte morgens doch tatsächlich mit Hilfe eines kleinen Taschenspiegels ihre Kriegsbemalung! Die Veilchen und kleineren Wunden nach dem Haareraufen mit Tora spachtelte sie einfach über.) Kunar bot ihr an, seine Schuhe zu leihen, er könnte auch barfuß gehen. Angeekelt starrte Hanna ihn an.
»Igitt! Ich soll deine schweißigen, dreckigen Treter anziehen?« Zähneknirschend raffte sie sich auf und humpelte weiter. Charlie zuckte mit den Schultern, Kunar sah ihr wortlos nach.
Sie brauchten fast zwei Stunden ins Tal. Mehrmals mussten Charlie und Kunar auf Hanna warten und längere Pausen einlegen. Hanna wollte umkehren, wusste aber, dass sie völlig orientierungslos war. Sie hätte den Weg zu Höhle niemals allein zurückgefunden.
Als sich das Tal mit seinem kleinen Wäldchen endlich vor
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