Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
gelaufen, als sie auf einen größeren sandigen Weg stieß. Tja, und was nun? Links oder rechts? Beide Wege führten in den Wald. Eine Weile trat sie von einem Fuß auf den anderen. Sie war unschlüssig und konnte sich nicht entscheiden. Die Sonne stand direkt über ihr und sendete warme Strahlen aus. Charlie überlegte. Es könnte um Mittag rum sein. Sie warf einen Blick auf ihre falsch ge hende Armbanduhr. Die Zeit konnte absolut nicht stimmen. Sie drehte an dem kleinen silbernen Knopf an der Seite der Uhr. Zwölf,... eins? Sie hatte keine Ahnung. Egal, dachte sie. Eine ungefähre Zeit tat es auch. Zumindest wusste sie dann aber heute Abend, wann es dunkel wurde; nach ihrer Uhr. Sie entschied sich für 12:30 Uhr und für den rechten Weg.
Diese neue Kleidung war wirklich bequem. Nichts kniff oder engte Charlie ein. Der seidige Stoff folgte geschmeidig jeder Bewegung. Nicht schlecht für so alte Lumpen , lächelte Charlie und schritt leichtfüßig und zügig voran.
Der Wald um sie herum war dicht und bestand wieder hauptsächlich aus diesen großen fichtenähnlichen Schuppenbäumen. Genau wie am Tag zuvor, schien der Wald zu leben. Es hüstelte, schnaubte, kicherte und gähnte um sie herum. Anfangs sah sich Charlie ständig nach allen Seiten um, konnte aber niemanden erkennen. Da war einfach keiner! Nach einiger Zeit akzeptierte sie diese merkwürdigen Geräusche des Waldes. Da Charlie nichts dagegen unternehmen konnte, versuchte sie das Gebrummel um sich herum zu ignorieren. Aber ganz geheuer war ihr dabei nicht. Ganz ließ ihre Vorsicht nicht nach. Sie bog noch ein weiteres Mal rechts ab und folgte dem sandigen Weg vorbei an diesen seltsamen Bäumen.
Plötzlich öffnete sich der dichte Wald, und direkt vor ihr erhob sich ein mächtiges steinernes Schloss! Charlie blieb wie angewurzelt stehen und starrte den alten Steinbau mit allen seinen Giebeln und Türmen erstaunt an. Die Sonne tauchte das prunkvolle Schloss in ei n seltsames Zwielicht. Die hell grauen massiven Natursteinblöcke schienen einfach aufeinander gelegt worden zu sein. Aber die Steine passten so perfekt aufeinander, dass keine, auch nicht die kleinste Lücke zwischen ihnen zu sehen war. Dort wo die Sonne den grauen Stein traf, glitzerte und blinkte es. Aber von dort, wo die vielen Ecken und Vorbauten Schatten warfen, schien eine seltsame bedrohliche Spannung auszugehen. Die Dachsäume der Türme und Schrägen des Schlosses, sowie Ecken und Vorsprünge waren kunstvoll verziert. Charlie konnte die Skulpturen von seltsamen Wesen und Tieren erkennen, die sich mit aufwändigen Ornamenten abwechselten. Das Haupttor des Schlosses war riesig. Die Tür war aus massivem Holz und ebenfalls mit Verzierungen übersät.
Charlie ging langsam und wie verzaubert den sandigen Waldweg auf das Schloss zu. Etwa 100 m davon entfernt, bog der Weg plötzlich links ab und führte in einem weiten Bogen daran vorbei. Charlie war von dem prunkvollen Schloss fasziniert und eingeschüchtert zugleich. Es schien auf eine seltsame Art Gutes und Böses zu vereinen. Charlie konnte sich nicht entscheiden, ob die beklemmenden oder die befreienden Gefühle stärker waren. Sie zögerte und umrundete langsam, auf dem sicheren Sandweg bleibend das Schloss. Hinter dem mächtigen Bau erstreckten sich riesige Weiden auf denen in einiger Entfernung Pferde grasten. Direkt angrenzend an die hintere Schlossmauer, umschloss ein hoher Palisadenzaun eine etwas kleinere Weide. Die hohen angespitzten Stämme des Zauns waren so dicht aneinander in die Erde gerammt worden, dass Charlie nicht erkennen konnte, was dahinter eingesperrt war. Neugierig streckte sie sich auf die Zehenspitzen, was natürlich gar nichts half. Sollte sie es wagen näher zu gehen? Biarns Belehrungen über die Blumenschalen fielen ihr ein. Charlie machte hastig kehrt und lief den Sandweg zum Eingang des Schlosses zurück. Sie begann sich sorgfältig umzusehen. Nichts. Keine Blumenschale zu sehen. Nicht einmal eine leere Schale. Seufzend entschied sich Charlie weiterzugehen. Biarn hatte sie gewarnt. Doch als Charlie wieder die Stelle erreichte, von der aus sie den Palisadenzaun deutlich sehen konnte, nahm ihre Neugierde überhand. Langsam schlich sie sich im Schutze einiger Büsche näher. Die letzten 100 m waren freiliegende Wiese. Charlie sah sich gründlich nach allen Seiten um und horchte. Nichts. Sie schlich langsam in leicht geduckter Haltung näher. Plötzlich öffnete sich eine schmale Holztür an der Rückseite des
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