Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
Vom Netzwerk:
bevor sie von hinten gepackt wurde und drei erstaunlich starke Arme sie festhielten.
    Anaximedes kleine, wache Schweinsaugen blitzten gefährlich zu ihr auf, während sein vierter Arm versuchte ihr mit roher Gewalt das Amulett zu entreißen! Eine Frau schrie entsetzt auf und alle riefen erregt und laut durcheinander! Bis auf einige Wortfetzen, die offensichtlich von Archimedes stammten, und als - Sora! Nein, Sora! - identifiziert werden konnten, klang alles in Soras Ohren wie wildes, hysterisches Entengeschnatter. Krampfhaft versuchte sie ihren einzigen Besitz festzuhalten. Sie kämpfte verbissen, doch ihre Kräfte ließen schnell nach. Ihr von der Krankheit ausgemergelter Körper konnte der Anstrengung nicht standhalten. Die aufgeregten Stimmen der Personen um sie herum verschwammen zu einem aggressiven Rauschen. Der Druck auf ihren Ohren wuchs, es pochte schneller und lauter. All ihr Blut schien auf einmal an ihrem Ohr vorbeizurauschen, dann sackte sie langsam in sich zusammen. Sie spürte wie ihre Hände mit Gewalt geöffnet wurden und fühlte wie das Lederband des Amuletts durch ihren Finger glitt. Schwer atmend kniete sie auf dem kalten Boden, als eine zornige Stimme durch den Raum hallte und alle verstummen ließ. Langsam zogen sich alle von Sora zurück und gaben den Weg zu ihr frei. Sora spürte wie jemand neben ihr niederkniete und beruhigend zu ihr sprach. Die Stimme klang bekannt. Sapfo gab einige wütende Anweisungen in die Runde, worauf Archimedes herbeieilte und Sora half, sich auf den Stuhl zu setzen, auf den sich Anaximedes nur wenige Minuten zuvor gestützt hatte. Sora hörte Sapfos beruhigende Stimme und fühlte, wie sie etwas in den Arm stach.
    »Ich bringe dich jetzt auf dein Zimmer, Sora«, hörte sie Archimedes sagen. Sie nickte verwirrt. Sapfo warf den entgeistert dreinschauenden Personen im Raum bitterböse Blicke zu, und schob Archimedes zusammen mit Sora energisch vor sich durch die Tür.
     
    Sora konnte nicht mehr sagen, wie sie in ihr Zimmer gelangt war. Eingebettet in weiche Laken hörte sie, wie sich Sapfo und Archimedes leise unterhielten. Plötzlich beugte sich Sapfo über sie und tätschelte ihr beruhigend die Hand. Sie lächelte und sagte etwas. Dann verließ sie, mit einem missbilligenden Blick auf Archimedes, zügig das Zimmer. Archimedes atmete tief durch und zog sich seufzend einen Stuhl an Soras Bettkante.
    »Das ging ja gründlich daneben«, murmelte er ihr zerknirscht zu. Sie hob eine Augenbraue.
    »Ja, also Sapfo ist ziemlich sauer auf uns alle«, begann er sichtlich beschämt. »Und sie hat natürlich recht«, fügte er zähneknirschend hinzu.
    »Das Amulett?«, flüsterte Sora erschöpft. Archimedes rutschte schuldbewusst auf seinem Stuhl umher.
    »Ich werde dir helfen, Sora. Das verspreche ich dir«, begann er. Sora verzog resignierend die Lippen.
    »Anaximedes hat es sich zurückgeholt. Leider ist das Recht auf seiner Seite.« Als Archimedes Soras empörten Gesichtsausdruck sah, beeilte er sich zu sagen:
    »Allerdings war seine Art und Weise nicht gerechtfertigt. Sapfo hat ihm mit ernsten Konsequenzen gedroht.« Er lächelte kurz bei der Erinnerung an Sapfos Standpauke.
    »Ich hoffe wirklich, sie kommt damit durch«, murmelte er in sich hinein. Dann lächelte er Sora zu.
    »Sie hat dir eine weitere Spritze gegeben. Du wirst noch einige weitere Behandlung benötigen, um wieder ganz zu Kräften zu kommen, aber die Medizin schlägt laut Sapfo gut an, sonst hättest du kaum solche Energie aufgebracht.« Er machte eine vage Handbewegung Richtung Tür und Sora wusste, dass er ihren verbissenen Kampf um das Amulett meinte. Wider Willen mußte sie lächeln . Archimedes schien erleichtert.
    Jemand klopfte an die Tür und kam dann mit einem Tablett voller belegter Brote herein. Die Person war eine Frau und gehörte offenbar einer weiteren Kaste an. Wie alle Euripiden nach der genetischen Revolution, besaß das zierliche Persönchen vier Arme und einen übergroßen Kopf. Allerdings zählte Sora an jeder Hand sechs Finger. Normale Finger. Der Kopf war kahl, aber mit zwei wunderschönen, ausdrucksvollen braunen Augen versehen. Normalen Augen, die unter langen, geschwungenen Wimpern hervorschauten. Sie war nicht sehr groß und so dünn, dass Sora das Gefühl nicht loswurde, sie beschützen zu müssen. Höflich lächelnd setzte sie das Tablett ab und verließ wortlos das Zimmer. Ihr letzter schüchterner Blick galt Archimedes, der ihr zerstreut nachschaute.
    »Sora«, sagte er dann.

Weitere Kostenlose Bücher