Die Erben der alten Zeit - Das Amulett (Die Erben der alten Zeit - Trilogie) (German Edition)
in irgend einem neuen Berg?« Charlie sah Biarn fragend an. Biarn nickte.
»Ich frage mich, wie lange Gymer wohl schon in Vanaheim festsitzt«, überlegte Biarn.
»Gesetz dem Falle die Sage stimmt«, meuterte Tora.
»Das kann doch nicht wahr sein, oder?«, fragte sie hoffnungsvoll in die Runde. »Wie soll denn etwas auf Vanaheims Eingeweiden davonlaufen? Was soll das überhaupt sein Vanaheims Eingeweide ?« Kunar, Tora und Charlie starrten Biarn fragend an. Biarn zuckte mit den Schultern.
»Ich habe nicht die leiseste Ahnung!«, gab er zu. »Aber vielleicht gibt es ja auch darauf eine Antwort, wenn wir den Berg umrundet haben.« Charlie grübelte währenddessen über etwas ganz anderes nach. Besagte die Sage nicht, dass Reisen durch das Universum möglich waren? Wenn Biarn nun recht hatte mit seiner Vermutung, dann ging er davon aus, dass man von einem Planeten zum anderen reisen konnte, genau wie sie selbst glaubte es getan zu haben! Allerdings kam Gymer seit Tausenden von Jahren hier nicht weg! Funktionierte das Tor zwischen den Welten zurzeit nur als Einbahnstraße? Saß sie hier jetzt auch für immer fest, genau wie Gymer? Nicht dass es sie sonderlich stören würde, auf der Erde hatte es ihr ohnehin nicht gefallen und hier in Vanaheim wollte sie ja auch noch ihre richtigen Eltern finden. Aber dennoch, der Gedanke gestrandet zu sein, wie Gymer, gefiel ihr nicht. Sie war nicht gerne eingesperrt! Kunar riss Charlie aus ihren Gedanken.
»Ich frage mich, was das wohl für Böses war, dass in jener Zeit am Werk gewesen war, als Gymer merkte, dass er Aurboda nicht folgen konnte.« Biarn zuckte wieder mit den Schultern. Böse Mächte , dach te Charlie. Das konnte alles Mögliche bedeuten. Aber das einzige richtig Böse hier in Vanaheim, schien dieser Oden zu sein. Sie behielt ihre Gedanken über Oden und Weltenreisen allerdings für sich. Sie würde später mit Tora und Kunar darüber reden. Und was Elfenmilch war, musste sie auch unbedingt erfragen! Laut sagte sie dann nur zum zweiten Mal:
»Biarn hat recht! Wir müssen nachschauen gehen, wenn wir es genau wissen wollen.«
Also setzten sie ihre Wanderung um den Berg herum fort. Ab und an warfen sie ehrfurchtsvolle und unruhige Blicke auf den Berg, der sie rechter Hand begleitete.
Wenn Biarn Recht behielt, was wäre dann alles dem Erdboden gleichgemacht, überlegte Charlie, während sie schweigend neben Tora herlief. Sie waren schon solange gelaufen, dass es schwer war auszumachen, aus welcher Richtung der Berg gekommen war. Charlie jedenfalls hatte etwas die Orientierung verloren. Sie wusste nicht, ob sie schon einmal in dieser Gegend gewesen war. Vermutlich schon. Tora und Kunar hatten ihre Streifzüge in alle Himmelsrichtungen gemacht, aber jetzt kamen sie aus einer anderen Richtung, und falls sie schon einmal hier gewesen war, erkannte sie jedenfalls nichts wieder.
Es war bereits später Nachmittag, als die vier die letzten Ausläufer des Berges umrundeten. Sie waren den ganzen Tag gelaufen. Dieser Berg war wirklich sehr groß.
Schon von weitem konnten sie Rauch aufsteigen sehen. Es war aber unmöglich auszumachen, wo es brannte, obwohl auch hier alle kleineren Bäume verschwunden waren und der Wald recht licht war. Da die Ausläufer des Berges verhältnismäßig flach waren, und hier nur noch vereinzelt umgestürzte Bäume, wie Mikadostäbe übereinander lagen, beschlossen die vier ihre Wanderung auf dem Berg fortzusetzen. Abgesehen davon, dass sie neugierig waren, wie es dort oben aussah, gingen sie auf diese Weise dem möglichen Feuer aus dem Weg. Geradewegs in eine riesige Rauchwolke zu laufen, schien keinem von ihnen sehr klug.
Charlie, Kunar, Tora und Biarn kletterten also mehr oder weniger elegant durch die Mikadolandschaft und bestiegen den neu hinzugezogenen Berg.
Der Bewuchs auf dem Berg unterschied sich gewaltig von dem gewohnten Wichtelwald, der um Bilskirne und Charlies alter Eberesche herum das Landschaftsbild prägte. Hier und da wuchsen kleine, knorrige, verkrüppelte Bäume, die Charlie an Pflegemutter Petras Korkenzieherhaselnussbaum erinnerten. Allerdings waren Stamm und Äste wesentlich dicker. Der felsige Untergrund des Berges wuchs überall zwischen kleinen begrünten Inseln hervor und war fast immer mit einer dicken Moosschicht überzogen. Zwischendrin ragten zwei bis drei Meter hohe Steilwände aus massivem Stein empor. In den Ritzen im Gestein klammerten sich kleine gelborange blühende Gewächse fest. Alles wirkte sehr karg,
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