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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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Jetzt hatten sie ihr Jagdmuster verändert. Sie schienen mit vereinten Kräften zuzuschlagen, und Charlie machte sich ernsthaft Sorgen, was solch ein vereintes Heer aus Nidhöggs auf der Erde anrichten könnte.
    Zu ihren Alpträumen über kapuzenbehangene Bärsärker und Feuersbrünste, kamen nun welche hinzu, in denen sie von Scharen von Nidhöggs verfolgt wurden, die Oden durch den Nebel zur Erde geschickt hatte. Seltsamerweise trug jeder Nidhögg einen Irminsul-Anhänger um den Hals. Charlie konnte sich einfach nicht erklären, was das zu bedeuten hatte, und so quälte sie sich jede Nacht aufs Neue mit diesen Alpträumen herum.
    Natürlich sprach sie mit Kunar und Tora darüber, doch auch sie konnten keinen Sinn darin sehen.
    Einmal teilten sie sich ihre Schutzstätte mit zwei anderen Reisenden. Es waren fahrende Händler, und sie beachteten die ärmlich gekleideten Jugendlichen kaum. Sie unterhielten sich angeregt über das neue und äußerst beunruhigende Verhalten der Nidhöggs. Außerdem erfuhren Charlie, Tora und Kunar, dass ein gewisser Heimdall auf Odens Wunsch hin die Grafschaft Ydalir übernommen hatte. Sein Vorgänger, ein gewisser Ull, sei in Ungnade gefallen und von Od getötet worden.
    Die Männer diskutierten, welchen Einfluss dieser Machtwechsel auf den Handel zwischen Vanaheim und Godheim haben würde, denn offenbar lag Ydalir auf der anderen Seite der Meerenge Elivâg. Als einer der Männer erwähnte, dass Lodurs Söhnen alle Tore offen standen, warfen sich Charlie, Tora und Kunar beunruhigte Blicke zu.
    »Meinen die etwa mit Heimdall Biarns Bruder ?«, flüsterte Tora überrascht.
    Kunar nickte düster.
    »Biarn hat doch gesagt, dass sein Bruder Heimdall große Ambitionen hat. Eine kleine Grafschaft, noch dazu ein Handelskreuz wie Elivâg, wird ihn großartig auf seinen bevorstehenden Posten als Mitglied der Triade und Herr über ganz Bilskirne vorbereiten.«
    »Aber wieso darf Heimdall in Godheim wohnen?«, fragte ein anderer Mann. »Er hat doch grüne Augen«.
    »Er ist nur dort, um zu lernen«, erklärte der erste. »Es ist nur für kurze Zeit«.
    »Ein geschickter Schachzug von Oden«, sagte ein dritter Mann. Charlie musste ihm widerwillig recht geben. Heimdall würde sein Handwerk schnell und direkt an der Front erlernen. Das waren ja gute Aussichten. Wie konnten zwei Brüder so verschieden sein?
    Aber was noch viel interessanter war:
    »Dieser Ull ... ist das nicht der Ull? Er ist also tot?«, flüsterte Tora mit großen Augen. Kunar nickte aufgebracht.
    »Oden muss wirklich sehr viel Elfenmilch bei ihm gefunden haben«, sagte Kunar mit kaum unterdrückter Freude. »Ull starb einen unehrenhafter Tod.«
    Die ungewohnte Härte in Kunars Stimme verriet, wie groß sein Hass auf diesen Mann gewesen war, der seine Mutter vor seinen Kinderaugen hatte grausam ermorden lassen.
    »Geschieht ihm recht«, sagte auch Tora kurz und unbeherrscht. »Hoffentlich hat er gelitten!«
     
    Sie erreichten die Meerenge Elivâg Mitte Torre-Monat, nach Erdzeitrechnung in der ersten Januarwoche.
    Kunar hatte zu seiner alten Form zurückgefunden, doch seine Hände und auch Teile seines Gesichts hatten tiefe Narben davongetragen. Er trug es mit Fassung, was Charlie bewunderte. Sie wusste nicht, ob sie mit solchen Entstellungen so gelassen umgehen würde. Allerdings war sie auch eine junge Frau. So sehr sie auch immer gerne ein Junge gewesen wäre, und diese Rolle auch brillant spielte, so konnte sie eine gewisse Eitelkeit nicht vor sich selbst verbergen. Sie ertappte sich dabei, wie sie sich vorstellte, was Biarn wohl denken würde, falls die Marmenillen sie und nicht Kunar erwischt hätten. Und dann fiel ihr Hanna ein. Hanna hatte sich nie besonders für Kunar interessiert.
    Was würde dieses eingebildete und verwöhnte Mädchen nun zu ihm sagen? Ob Kunar sich ähnliche Gedanken machte? Oder war es typisch Frau, sich um so etwas zu sorgen?
    Es regnete leicht. Die Meerenge Elivâg lag im Osten Vanaheims. Sie hatten die Felseninsel Asgârd lange hinter sich gelassen und blickten nun durch den Nieselregen direkt nach Godheim hinüber. Schemenhaft konnten sie das gegenüberliegende Ufer erkennen. Der Küstenweg führte sie direkt zum Hafen der kleinen Stadt Eliborg, von wo aus reger Handel zwischen den beiden Kontinenten geführt wurde. Laut Biarn war Eliborg die einzige Stadt im ansonsten ländlichen Vanaheim. Unzählige kleine und größere Fährschiffe transportierten täglich Handelswaren aller Art zwischen Eliborg

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