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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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helfend eingreifen konnten, bevor Oden oder seine Bärsärker sie zu fassen bekamen. Tors Beziehungen ermöglichten ihm Freiheiten innerhalb des Ordens, die sonst keinem gewährt wurden. Er war einfach viel zu wichtig geworden. Und nun hat er den Reisenden gefunden!«
    Brage sah Charlie an.
    »Zweifellos. Ich verstehe, weshalb er seiner Sache so sicher ist – nach solch einem Orakel, wie du es erhalten hast … Ein Zweiter, der vom Orakel erwählt wurde! Es muss so sein. Es ist Zeit zu handeln und Mut zu zeigen.« Er sah einen nach dem anderen an. »Also, wie kann ich euch behilflich sein?«
    Charlie brauchte eine Weile, bis sie das Gehörte verdaut hatte.
    »Oden hat Jahrtausende lang nach Orakel-Erwählten suchen lassen?«, fragte sie mit belegter Zunge, so, als ob all das eine schwer verdauliche Speise war. »Er lässt euch – also Raidhos – alle Personen mit magischen Kräften prüfen? Und dazu die Söhne seiner Bärsärker … natürlich«, schnaubte sie verächtlich. »Wer will schon einen Feind in den eigenen Reihen? Sehr praktisch für ihn!«
    »So ist es. Er will kein Risiko eingehen. Dieses Orakel beschäftigt ihn schon seit er an der Macht ist. Der mächtigste Magier aller Zeiten wartet in Furcht auf einen Auserwählten, der ihm seine Macht streitig machen könnte«, bestätigte Brage.
    »Ich will ihm seine Macht nicht streitig machen! Ich will ihn besiegt sehen und das Volk dieser Welt soll frei sein«, sagte Charlie.
    »Ein edles Ziel«, sagte Kapitän Brage lächelnd. »Schön zu sehen, dass Menschen nicht der reinen Macht willen nach Macht streben, sondern um ihrer Mitmenschen willen. Es ist nicht leicht, wenn man nichts anderes kennt als Unterdrückung.«
    Charlie räusperte sich verlegen und sah auf ihre Füße. Ihre Lederschuhe waren vom Regen vollkommen durchweicht, doch sie fror nicht. Der Hexenstein lag auf ihrer Brust und schickte wohlige Wärme durch ihren Körper. Sie dachte an Schweden und ihre Kindheit. Lena und Per waren herzensgute Menschen gewesen. Sie war behütet und in einem freien Land aufgewachsen. Nicht Godheim oder Vanaheim hatten ihre Vorstellungen vom Leben hervorgebracht, sondern die Umgebung, in der sie groß geworden war. Sie hielt es jedoch für das Beste, ihre Herkunft weiterhin geheim zu halten. Biarn hatte sie davor gewarnt, zu viel preiszugeben. Er würde ihr wahrscheinlich davon abraten, ihm etwas zu erzählen.
    »Du bist also ein Raidho, der in Odens Gunst steht. Sehe ich das richtig?«, fragte Kunar misstrauisch. »Du kommandierst eines der Handelsschiffe, die zwischen Godheim und Vanaheim pendeln. Nur Verbündete, vollkommen zuverlässige Personen, dürfen das jeweils andere Land betreten. Das habe ich zumindest so gehört. Außerdem lässt Oden Raidhos besonders gut bewachen, da sie ihm gefährlich werden könnten«, fügte er hinzu.
    Er warf Charlie einen vielsagenden Blick zu. »Denk mal an die Kräuterhexe.«
    Sie verstand sofort. Die alte Fulla hatte sehr zurückgezogen und vorsichtig gelebt, da sie eine Raidho war.
    »Und noch dazu gehörst du offenbar zu jenen Raidhos, die – was für mich neu ist – auf Odens Geheiß nach einem möglichen Auserwählten suchen.« Kunar machte eine kurze Pause.
    »Wie kommt es, dass du solch Vertrauen besitzt, aber im Geheimen gegen Oden kämpfst und doch niemals entlarvt wurdest? Nicht einmal verdächtigt?«
    Charlie verstand.
    So hatte sie es noch nicht gesehen. Das war schon äußerst bedenklich.
    »Du bist ein Doppelagent!«, sagte sie dann.
    Brages Blick verriet keine Gefühlsregung.
    »Und ein sehr guter noch dazu, möchte ich wetten. Die Frage ist nun, wem du loyal gegenüberstehst: Oden, dem Kampf für Godheims Freiheit oder nur dir selbst und den Vorteilen, die du daraus ziehen kannst«, fuhr Charlie fort.
    In Brages Augen blitzte es auf.
    »Sehr gut, mein Junge. Du bist auf Zack. Gemeinsam seid ihr ein gutes Team. Das kann durchaus etwas werden. Aber ihr werdet mir schon vertrauen müssen. Und wenn nicht mir, dann doch Biarn. Er hat euch ja zu mir geschickt«, sagte er.
    Charlie wusste, dass er recht hatte. Kapitän Brage war ihre einzige Möglichkeit, wenn sie ihre Reise fortsetzen wollten.
    »Es gibt nichts, womit ich euch überzeugen könnte. Ich kann euch nicht zwingen, aber ich muss bald zu meinem Schiff zurück. Sobald alles verladen ist, legen wir ab«, erklärte er.
    Und mit einem Blick auf Kunar fügte er hinzu:
    »Ich bin nicht ganz so eigenständig wie du glaubst. Oden lässt jeden Raidho – ob der in

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