Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)
nach der Erstbesiedlung, und das Leben war vergleichsweise einfach. Archimedes nannte es primitiv. Als ich 19 Jahre alt war, erkrankte ich an Krebs. Mir war bewusst, dass ich bald sterben würde, es gab zu dieser Zeit kein Heilmittel.«
Dann griff sie unter ihr Hemd und zog ein Lederband hervor. Noch bevor der weiße Stein zum Vorschein kam, wusste Charlie, dass sie nun den zweiten Teil des Amuletts zu sehen bekommen würde. Der Stein, kaum größer als Charlies, ruhte auf Soras Handfläche – weiß, mit einer schmutzig roten Bruchkante und mit einem blutroten Runengalder versehen. Dort wo sich auf Charlies Amulett die Rune Vanaheims mit jener Godheims verband, war auf Soras Stein eine Art Pfeil mit Häkchen eingeritzt: Während Charlie versuchte, die verschiedenen Runensymbole in ihr Gedächtnis zurückzurufen, sprach Sora weiter.
»Unsere Steine scheinen ähnlich zu wirken«, sagte sie an Charlie gewandt. »Mein Stein wärmt mich, wenn ich friere, und kühlt bei Hitze. Und er besitzt offenbar heilende Kräfte.«
Charlie nickte und dachte daran, dass sie an dem Makara-Sekret hätte sterben müssen, doch etwas hatte sie geschützt – das Amulett.
»Meine Krankheit muss die Heilkraft des Steins überfordert haben«, fuhr Sora fort. »Als ich mich in einer Höhle befand, fiel ich in den Schlaf … einen langen Schlaf. Denn als ich erwachte, fand ich mich im Euripides nach der genetischen Revolution wieder – es waren mehr als 14.500 Jahre vergangen. Die Ärzte und Wissenschaftler von Alexandria – der Hauptstadt von Euripides – gehen davon aus, dass dieser Stein meinen langen Schlaf verursacht hat, um mich vor dem sicheren Tod zu bewahren. Archimedes hat mir erzählt, dass sie mich bei diesen Ausgrabungen nur deshalb gefunden haben, weil sie einer unbekannten Energie auf den Grund gehen wollten. Offenbar gab mein Stein diese Energie ab.«
»Sie haben dich bei Ausgrabungen gefunden?«, fragte Charlie ungläubig. »So wie man Schätze findet?«
»Ja, so ähnlich kann man sich das wohl vorstellen.«
»Was für ein Glück, dass sie dieser Energie folgten, sonst würdest du da vielleicht immer noch begraben liegen!«, rief Charlie.
»Das kann man wohl sagen!«, unterstrich Sora. »Aber, verstehst du nun, warum die Zeitverschiebung nicht auf Euripides zutreffen kann?«
»Wenn du fast genauso lange geschlafen hast, wie ich hier fort gewesen bin, dann muss auf Euripides die Zeit gleich schnell verlaufen wie auf Godheim. Das meinst du doch, nicht wahr?«, fragte Charlie.
»Ganz genau«, antwortete Sora.
»Aber Andvare hat doch behauptet, dass der Rest des Universums eine andere Zeit hat als wir. Nur bei uns vergeht die Zeit schneller!«, wandte Tora ein.
Sora biss sich nachdenklich auf die Unterlippe.
»Hm … der Rest des Universums …«, murmelte sie. »Und was wäre, wenn wir uns in derselben Galaxie befinden?«, fragte sie dann.
Charlie kannte zwar das Wort Galaxie, aber mehr auch nicht, und selbst damit war sie offenbar besser informiert als alle anderen.
»Galaxie?«, fragte Kunar interessiert. »Meinst du, diese Welt Euripides befindet sich in der Nähe?«
Sora setzte zu einer Erklärung an.
»Das hier ist ganz eindeutig ein anderes Sonnensystem. Euripides liegt in einem Dreifachsystem. Wir haben dort drei Sonnen. Aber es kann sich um dieselbe Galaxie handeln. Eine Galaxie kann Unmengen von Sonnensystemen beherbergen. Euripides liegt in einer relativ kleinen Spiralgalaxie. Vielleicht in derselben wie Godheim.«
Sora machte eine kurze Pause.
»Oder aber ... die neun Welten … vielleicht sind es gar keine Welten, sondern Universen … und Euripides und Godheim liegen im Gegensatz zur Erde in einem ganz anderen Universum !«
Sora schien über ihre eigene Aussage erschrocken.
»Kann das möglich sein?«, hauchte sie. »Verschiedene Universen …?«
»Ich bin mir zwar nicht ganz sicher«, meldete sich Kunar zu Wort, »aber meiner Erinnerung nach sprach Andvare von unserem System und dem Rest des Universums. Ich halte die Schwarzelfen für überaus wissend. Wenn ich mich also richtig erinnere, muss es sich um ein und dasselbe Universum handeln.
»Wenn wir davon ausgehen, dass die neun Welten alle im selben Universum liegen, dann halte ich meinen Gedanken, dass Godheim und Euripides in der gleichen Galaxie liegen, für eine plausible Erklärung«, sagte Sora.
»Das würde also bedeuten, dass unsere Galaxie aus der normalen Zeitlinie gefallen ist?«, fragte Gemini interessiert.
»Es würde
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