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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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darauf, ihre Kraft in die Hände fließen zu lassen. Sie spürte es bereits kribbeln, als ihr plötzlich bewusst wurde, dass sie die richtigen Bewegungen nicht kannte.
    Was hatte der alte Mann in die Luft geritzt? Ein Symbol für Nifel?
    Charlie hatte vor Aufregung das Atmen vergessen.
    »Weißt du auch, was der alte Magier in die vier Himmelsrichtungen geritzt hat? Wie sahen seine Bewegungen aus?«, fragte sie dann Sora.
    Sora konnte sich nicht an die genauen Bewegungen erinnern. Also kam Charlie zu dem Schluss, dass sie alle Runen, die ihr einfielen, ausprobieren musste in der Hoffnung, dass nicht noch weitere Runen existierten, die nicht einmal in ihren Büchern erwähnt wurden. Sie konnte sich jedenfalls nicht daran erinnern, dass Nifel irgendwo alleine aufgetaucht wäre.
    Es war schon spät und morgen war auch noch ein Tag.
    Pollux war laut schnarchend vornüber gebeugt auf dem Tisch eingeschlafen, während Gemini und Sora ihren Gästen ein Lager bereiteten. Draußen tobte der Sturm und brachte über Nacht einen halben Meter Neuschnee, während drinnen vier Menschen, zwei Kentauren und ein Einhorn selig schliefen.
     

16. Ein Märchen wie aus 1001 Nacht
     
     
    D er nächste Tag brachte noch mehr Schnee, doch der Sturm hatte sich gelegt. Lediglich ein leichter Wind verwirbelte sanft die watteähnlichen, riesigen Flocken, die langsam herabschwebten.
    Noch vor dem ersten Tee machte sich Pollux mit seinen Gästen auf den beschwerlichen Weg zu den Unterständen der Pegasus. Gemini blieb mit dem Versprechen zurück, ihnen ein wunderbares Frühstück zu bereiten.
    Charlie war schon sehr gespannt, denn obwohl sie bereits – als Odens Gefangene gefesselt – auf einem Pegasus mitgeflogen war, hatte sie noch keines dieser Tiere wirklich aus der Nähe gesehen, und schon gar nicht ein schwarzes Exemplar.
    Tora ging es nicht anders. Von Neugierde getrieben, kämpfte sie sich tapfer durch den hohen Schnee, den anderen immer einige Schritte voraus.
    »Da sind sie!«, rief Sora.
    Freudiges Wiehern klang als Antwort aus einer mächtigen Schneewehe herüber. Sie entpuppte sich als ein eingeschneites Dach, das in den Berg hineinzuwachsen schien. Aus dem Unterstand strömten nun Dutzende geflügelte Pferde. Inmitten der weißen Masse war ein schwarzes Einsprengsel zu erkennen, das sich energisch Platz verschaffte.
    »Und das ist Hravn!«, sagte Sora liebevoll und auch etwas stolz. Unter ihrer Pflege und Fürsorge war er zu einem stattlichen Hengst gereift, der alle anderen in den Schatten stellte.
    Pollux warf ihr einen belustigten Blick zu.
    »Er hat auch nur vier Beine und zwei Flügel!«, grinste er.
    »Er ist unvergleichlich schön!«, schwärmte Tora, die als erste das im Schnee versunkene Gatter erreichte. Innerhalb des Pferchs hatten die Pegasus den Schnee niedergetrampelt, sodass sie sich in einer großen, weißen Mulde mit ebenso weißen Wänden befanden.
    »So majestätisch!«, sagte Tora.
    Charlie musste Tora recht geben. Hravn strahlte eine königliche Eleganz aus, gepaart mit der Kraft eines Kriegers.
    »Und den hat Oden als verkrüppelt bezeichnet!«, wunderte sich Tora. »Wenn er ihn jetzt sieht, beißt sich Oden wahrscheinlich vor lauter Ärger in seinen verschrumpelten Allerwertesten!«
    »Zum Glück weiß er nichts davon. Sonst hätte er schon längst jemanden geschickt, um Hravn nach Asgârd zu holen!«, sagte Pollux.
    Tora sah ihn erschrocken an.
    »Ist das wahr?«, fragte Kunar.
    »Eigentlich ist es ein ungeschriebenes Gesetz, dass sich der Pegasus seinen Reiter und somit auch seinen Gefährten sucht«, erklärte Pollux. »Wir wissen allerdings nicht, ob sich auch Oden daran halten muss. Ein legaler Besitzerwechsel würde lediglich stattfinden, wenn der erste Pegasuserwählte stirbt.«
    Bei Soras Tod …
    »Wenn dies passieren würde«, unterbrach Pollux Charlies furchtbaren Gedanken, »dann würde Hravn einen neuen Reiter erwählen. Oden wäre dann sicher der erste, der diese Chance ergreifen würde, und Taurus hegt das ungute, aber bestimmte Gefühl, dass Oden Hravn lieber tot sehen würde als in den Händen eines anderen!«
    Sora nickte betreten.
    Sie hörte dies sicher nicht zum ersten Mal.
    Charlie beobachtete staunend, wie sich der schwarze Pegasus mit kräftigen Flügelschlägen über seine Artgenossen erhob und vor den Besuchern zur Landung ansetzte. Sora kraulte ihm liebevoll den Hals. Ein zufriedenes Schnauben kam zurück.
    »Also gut!«, rief Pollux. »An die Arbeit! Die Tiere sind

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