Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)
Bauch, dass ihr die Luft wegblieb – es war Hravn! Stolz präsentierte er den sprachlosen Zweibeinern seine neue Farbe.
Das blieb natürlich nicht lange geheim. Taurus rief ein Klantreffen zusammen, bei dem einstimmig beschlossen wurde, dass das Wissen über Hravns Talente Trymhem nicht verlassen durfte. Jedem war die Gefahr bewusst.
Oden war schon einmal seinetwegen zu den Kentauren gekommen. Der Verlust des Zuchthengstes Sleipner war die Folge gewesen. Nun drohten Tod und Verderben.
Sora erhielt die Aufgabe, Hravns uneingeschränkten Gehorsam zu trainieren. Er durfte seine Kräfte nur auf ihr Kommando einsetzen.
Obwohl Sora spürte, dass Hravn seinen eigenen Gesetzen folgte und sich keinesfalls etwas vorschreiben ließ, versicherte sie den Kentauren, dass sie ihr Bestes geben würde.
Zu ihrer Erleichterung verhielt sich Hravn mustergültig. Ihm gefiel das Spiel, auf Kommando wie ein Chamäleon die Farbe zu wechseln.
Das Volk von Trymhem war beruhigt, und die Gemeinschaft schmiedete Pläne.
Tora war zunächst sehr still und in sich gekehrt. Sie kam aber letztlich zum Schluss, dass sie das Unvermeidbare nicht ändern, dafür aber nach bestem Wissen und Kräften unterstützen konnte. Je besser sie vorbereitet waren, desto größer war Charlies Chance, mit Hravn beim Großen Rennen zu siegen.
Als die eisigen Schneestürme endlich aufhörten und der Monat Vâr sich dem Ende zuneigte, rüstete sich die Gemeinschaft für einen gemeinsamen Aufbruch.
Zodiak hatte seinen Vater davon überzeugt, dass die Zeit zum Handeln gekommen war. Und Taurus hatte seinen Sohn über die historische Aufgabe des Trymhem-Klans aufgeklärt.
Die von Generation zu Generation weitergegebene Überlieferung besagte, dass sich Trymhem für den Fall eines Machtkampfes um den Thron dazu verpflichtet hatte, Godheims wahren Erben zu unter-stützen.
Prinzessin Soraya war nach Godheim zurückgekehrt. Damit stand eben dieser Kampf unmittelbar bevor. Auch für die anderen Kentauren-Klans von Jättehem war es Zeit, Stellung zu beziehen. Sora konnte jede Unterstützung brauchen.
Hier ging es nicht nur um die Zukunft der Menschen auf Godheim, sondern auch um die Frage, ob die alte Zeit für immer verloren war und mit ihr das ausgewogene Machtverhältnis aller Bewohner dieser Welt.
Oden hatte seine ungewöhnlichen Kräfte dazu genutzt, allen Völkern Godheims die Freiheit zu rauben.
Es stellte sich die Frage, ob die Kentauren solch ein Leben weiterhin dulden oder ob sie sich im Namen der Freiheit erheben und zum allerersten Mal Seite an Seite mit Menschen, Magiern und potentiellen Verbündeten – wie den Schwarzelfen und den Lichtelfen – kämpfen wollten.
Die neue Gemeinschaft – die Freunde, Ragnar, Sora und die Kentauren Trymhems – hatte auch über die Möglichkeit beraten, alte Feinde der Menschen und Kentauren für ihre Sache zu gewinnen, bevor Oden es tat.
Die Nidhöggs und Marmenillen hatte er bereits auf seine Seite gezogen. Offenbar konnte er ihnen bieten, was sie begehrten.
Bei den Fenriswölfen und den Sphinxen sah dies anders aus. Sie sympathisierten zwar nicht mit der Lebensweise der Menschen und Kentauren, hatten von Oden aber nur Schlechtes zu erwarten.
Ob und wie sie mit den Fenriswölfen Kontakt aufnehmen sollten, hatte die Gemeinschaft noch nicht entschieden, doch Tora erhielt die Aufgabe, ihre telepathische Verbindung zu Dag und Natt zu nutzen, um die Stimmung in den Sphinxsippen auszuloten.
Dabei musste sie sich langsam vortasten. Sie konnten es sich nicht leisten, die Rachelust der Sphinxe auf sich zu lenken.
Tora musste sich sehr konzentrieren, wenn sie telepathisch kommunizieren wollte. Gezwungenermaßen übte sie sich dabei in Geduld. Sie wurde ausgeglichener und lernte sich zu beherrschen – bisher nicht gerade ihre Stärken.
An einem sonnigen Tag Ende Vâr brachen sie auf. Drei Kentauren, fünf Menschen, ein Einhorn und ein schneeweißer Pegasus namens Hravn. Sie waren entschlossen, Odens Herrschaft zu beenden und die Prophezeiungen wahr werden zu lassen.
Gemeinsam wanderten sie über Trymhems schneebedeckte Hoch-ebene, mit dem tief unter ihnen gelegenen Trymfjord als Begleitung.
Charlie nutzte die Einsamkeit, um weiter an ihren magischen Fähigkeiten zu arbeiten. Sie wollte Eisdolche schleudern können, genauso wie sie es bei Biarn gesehen hatte. Doch das einzige, was Charlie zu Eis formen konnte, waren Kugeln. Dazu ließ sie mit Hilfe der Iss-Rune und dem Wort Lagaz Schnee zu Eis
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