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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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gefrieren.
    Charlie konnte Schnee in Gedanken zu einer Kugel zusammenziehen, wie sie es mit Regentropfen getan hatte, doch einen Dolch daraus entstehen zu lassen? Tora raffte etwas Schnee zusammen und formte daraus ein klobiges Messer, das Charlie dann problemlos zu Eis werden ließ. Leider war es als Waffe unbrauchbar und schleudern konnte Charlie den Eisklumpen auch nicht.
    Das erledigte Kunar mit seinen Ass-Kräften, die er mittlerweile erstaunlich gut beherrschte. Trotzdem übte Charlie weiter, bis es ihr eines Tages gelang, Eiskugeln nicht aus dem Schnee um sich herum zu formen, sondern sozusagen aus dem Nichts. Wie beim Nebelmachen zog Charlie die Feuchtigkeit aus der Luft und ließ das so geformte Wasser zu Eis gefrieren.
    »Wenn du diese Kugel jemandem an den Kopf wirfst, wird es schmerzhaft«, lachte Kunar und schleuderte Charlies Eiskugel wie ein Geschoss über die Ebene von Trymhem. »Wir müssen eben zusammenarbeiten. Du formst die Geschosse und wir lassen sie fliegen.«
    Auch Kunar übte die Wasser-zu-Eis-Formel , denn es hatte sich herausgestellt, dass er tatsächlich Doppelkräfte besaß. Er war ein Ass-Lagu, doch seine Kräfte waren noch ausgesprochen unausgereift. Er verfügte trotz seiner Ass-Kräfte nicht über telepathische Fähigkeiten, dafür kontrollierte er die Bahn fliegender Gegenstände bereits genauso gut wie Tora.
     
    Die Hochebene erstreckte sich unendlich und weiß. Im Hintergrund ragten die Bergketten von Jättehem in den Himmel. Vereinzelt verschwanden Bergspitzen im weißen Wolkenmeer.
    Auf dem Plateau selbst boten nur Ulvrun und Rosstjuv, die bereits von weitem gut sichtbar nebeneinander her wandernden Tursen – dem Auge etwas Abwechslung. Charlie hatte nicht das Gefühl, dass die Bergtrolle vorwärts gekommen waren. Sie schienen nur etwas enger beieinander zu stehen.
    Ehrfürchtig starrten die Mitglieder der Gemeinschaft zu ihnen empor, als sie zwischen den hohen Berg-Gestalten hindurch wanderten.
    Zeit und Raum bekamen in der Nähe der Urtursen eine neue Dimension. Charlie hing ihren Gedanken noch nach, als sie sich der Steilwand hinab zum Trymfjord näherten.
    Die Wege der Menschen und Kentauren trennten sich hier, denn Pollux, Gemini und Zodiak zogen dem nächstgelegenen Kentauren-Klan entgegen, während die Menschen sich auf den langen und beschwerlichen Weg durch die Täler Jättehems begaben, um den Haupthandelsweg durch Fensal zu erreichen.
    Als alle sicher mit dem Seilzug im Trymtal gelandet waren, standen sich Sora und die Kentauren an der Abbruchkante eine geraume Weile stumm gegenüber. Sora fiel der Abschied von ihrer neuen Familie besonders schwer. Sie würde die Neckereien von Pollux und die tiefsinnigen Gespräche mit Gemini sehr vermissen.
    Der kalte Wind spielte mit Soras langen Haaren und ließ die Tränen auf ihren Wangen gefrieren. Hravn stupste sie liebevoll in die Seite.
    »Ich werde euch sehr vermissen«, sagte Sora. Sie betrachtete einen Kentauren nach dem anderen – Zodiak, stolz und erhaben, Pollux, stark und etwas ungehobelt, aber mit dem Herzen auf dem rechten Fleck und Gemini, schön, weltoffen und liebevoll.
    Pollux zwinkerte Sora noch einmal zu, und Gemini lächelte, ehe sie im schnellen Galopp über die Ebene davon stürmten.
    Sora schwang sich auf Hravns Rücken und sie segelten in einer großen Schleife in das Trymtal hinab, wo Charlie, Tora, Kunar und Ragnar bereits auf sie warteten.
     
    Der Pfad am Trymfjord entlang war wärmer, windstill und fast schneefrei. Je weiter sie wanderten, desto weniger beschwerlich wurde es.
    Sie hatten das Trymtal längst verlassen und durchquerten nun zügig die vielen Schluchten von Jättehems letzten Ausläufern. Der Frühling war hier bereits mit voller Kraft eingekehrt.
    Es waren nur noch zwei Wochen bis zum Großen Rennen, das am Tag vor der Frühlingsdoppelvollmondnacht stattfinden sollte. Wenn alles gut ging, wollte Charlie, in der Nacht nach dem Rennen, die Nornen besuchen. Sie machte sich Sorgen um Jonas und um die Zukunft der Erde.
    Wie viel Zerstörung und Angst hatte Oden bereits über die Erde gebracht? Wie viel Leid mussten die Menschen ihretwegen ertragen? War etwa gar ein Fimbulwinter mit furchtbarer Kälte, Stürmen, Schnee und Eis über die Erde gekommen?
    Doch erst einmal musste sich Charlie auf das Rennen konzentrieren. Sie wusste immer noch nicht, ob sie überhaupt teilnehmen konnte, denn Hravn machte keine Anstalten, jemand anderen als Sora auch nur in seine Nähe zu lassen.
    Doch er hatte

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