Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
Vom Netzwerk:
Steinen, doch dieses Mal kreiste ein libellenartiges Wesen mit menschlichem Gesicht einige Male über dem Berg aus Irminsul, der inmitten des Gräsermeeres aus der Erde wuchs. Es ließ sich an der höchsten Stelle nieder, betrachtete Charlie mit großen Augen und zwinkerte ihr zu.
    Das Libellenwesen verwandelte sich in Hanna, die durch dunkle, schmale Gänge schlich. Sie wurde von einem großen, jungen Mann mit schlaksigen Bewegungen verfolgt. Charlie wollte ihr warnend zurufen, als sie sich plötzlich inmitten einer Berglandschaft wiederfand.
    Die junge Frau mit den dunkelblonden Haaren stand nur wenige Meter vom Rand einer Schlucht entfernt. Im Tal war der Ausläufer eines Fjordes zu sehen. Es war ein wunderschöner Anblick.
    Auf einmal stieg Nebel auf und zog rasend schnell die Felswand empor! Charlie wollte die junge Frau dort wegziehen, doch der Nebel war schneller. Er hüllte die Frau ein, und Charlie wachte mit einem Ruck auf.
    Eine wohlige Wärme durchströmte sie, obwohl es doch recht frisch in ihr Baldachinlager hineinwehte. Charlie streckte sich zufrieden und starrte im Dämmerzustand zum grünen Blätterdach empor. Dann spürte sie es. Irgendetwas steckte an ihrem Finger und sandte wärmende, behütende Strahlen aus. Sehr bekannte, wohlige Strahlen …
    Charlie hob erstaunt die Hand. Der Hexenstein saß wie ein überdimensionaler Ring an ihrem Finger. Sie war eingeschlafen, bevor sie ihn wieder in ihrem Umhang verstaut hatte. Charlie setzte sich hastig auf, zog den Stein von ihrem Ringfinger und ließ ihn vor sich auf die Decke aus Seidenspinnergarn fallen. Die Wärme, die Charlie durchströmte hatte, blieb wohlig in ihr zurück, doch sie merkte, dass die Quelle des Behagens fort war. Überrascht und ziemlich misstrauisch starrte Charlie ihren Hexenstein an.
    Was hatte das nun wieder zu bedeuten? Wie war das möglich?
    Wie war es möglich, dass dieser fast schwarze Stein, der nun kühl und anscheinend völlig harmlos vor ihr auf der Decke lag, so etwas bewirkte? Etwas, das Charlie bisher nur von einem einzigen Gegenstand kannte, nämlich von ihrem Amulett?
    Charlies Gedanken überschlugen sich bei der Suche nach einer Erklärung. Der Hexenstein konnte laut Tora und Kunar Glück bringen, doch Biarn hatte ihr erklärt, dass dies lediglich dann der Fall war, wenn jemand einen Bann oder Schutz auf den Stein übertrug … Biarn … Er hatte außerdem erklärt, dass nur ein Raidho dazu fähig war … Charlie runzelte die Stirn.
    Hatte er die Gelegenheit dazu gehabt? Und wenn ja, wann und vor allem warum?
    Charlie starrte zweifelnd auf den Stein. Wie kam es, dass er genau so wärmte wie ihr Amulett? Ob er wohl auch kühlen konnte?
    Doch wenn Biarn nun nicht die Finger im Spiel hatte …
    Charlies Kopf rauchte. Angestrengt dachte sie nach und ging alle Möglichkeiten durch, auf die sie kommen konnte.
    Konnte es sein, dass sich der Hexenstein bei ihrem Amulett angesteckt hatte? Sozusagen die Fähigkeiten übernommen hatte?
    Ein kribbelndes Gefühl sauste durch Charlies Körper.
    Konnte sie vielleicht damit durch den Nebel gehen?
    Bei diesem unglaublichen Gedanken wurde ihr ganz schwindlig. Doch dann holte eine zögernde Stimme in ihrem Kopf Charlie auf den Boden des Wichtelwaldes zurück.
    Woher wusste sie denn, ob sich nicht jemand anderer heimlich mit diesem Stein beschäftigt hatte?
    Ein beklemmendes Gefühl beschlich Charlie. Außer Biarn gab es hier ein paar Dutzend Schwarzelfen, die mächtige, magische Kräfte besaßen und obwohl sie ihr geholfen hatten Hels Reich zu entkommen …
    Nein, nein, rief sich Charlie zur Ordnung. Die Schwarzelfen würden ihr nichts Böses tun. Sie würden vermutlich auch nichts Gutes tun, denn es war gegen ihre Ehre und gegen ihre Gesetze, Gegenstände für Menschen zu schmieden. Das hatten Bivor und vor allem der uralte Elf des Ältestenrates, Andvare, Charlie deutlich zu verstehen gegeben. Es gab Ausnahmen, aber Charlie hatte niemandem etwas versprochen oder angeboten und schon gar nicht hatte sie etwas getan, das dazu führen würde, dass einer der Elfen in ihrer Schuld stand. Das waren laut Andvare die einzigen beiden Möglichkeiten, bei denen sich Schwarzelfen dazu verleiten ließen, Menschen zu helfen.
    Doch es waren noch andere Magier in Charlies unmittelbarer Nähe gewesen … Eine Erinnerung drängte sich Charlie so deutlich auf, als ob es erst gestern gewesen wäre. Eine fackelbeleuchtete Halle … ein Boden aus Naturstein … ein langer Tisch, an dem mantelbekleidete

Weitere Kostenlose Bücher