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Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition)

Titel: Die Erben der alten Zeit - Der Thul (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Sydow Hamann
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ist, dass du durch den Nebel zu uns kamst. Das Orakel ist in diesem Punkt nicht sehr genau. Es sagt nicht, wer kommen wird, nur dass jemand kommen wird. Falls Charlie tatsächlich tot ist, ruht unsere Hoffnung nun auf dir«, antwortete Fulla.
    Das war ja absurd! Nur weil sie zufällig hierher geraten war, sollte sie nun die lang erwartete Hilfe sein? Hilfe, die zu einem Umsturz beitragen sollte?
    »Ob du nun tatsächlich diejenige bist, die das Orakel erwartet hat, spielt keine Rolle! Jetzt bist du da. Du bist durch den Nebel zu uns gekommen. Du wirst unserem Volk Hoffnung geben!«, rief Fulla.
    »Und wie, bitte sehr, soll ich das bewerkstelligen? Ich habe doch nicht einmal magische Fähigkeiten. Aslak hier schon eher.«
    Aslak schaute sie verdutzt an.
    »Ja«, sagte Hanna mit funkelnden Augen. »Mir ist durchaus nicht entgangen, dass er vorhin gefühlt gesagt hat! Ich bin ja nicht taub und blind. Charlie hat auch andauernd etwas gefühlt !«
    »Gut!«, unterbrach Fulla. »Umso besser. Je klüger und aufmerksamer du bist, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, Erfolg zu haben! Du hast es geschafft, in Odens Gunst zu treten, trotz deiner Herkunft. Und du hast mich gefunden.«
    Sie hob die Hand, als Hanna protestieren wollte.
    »Du hast mich gefunden, ob zufällig oder vorherbestimmt ist unbedeutend. Allein die Tatsache zählt. Du wirst Hoffnung schenken. Du wirst unserem Volk zeigen, was Freiheit ist! Du wirst sie die Kraft des eigenen, freien Willens lehren!«
    Hanna stand sprachlos da.
    »Fang mit ihm hier an!«, sagte Fulla. Sie zeigte auf Aslak. »Was nützen alle magischen Fähigkeiten, wenn man sie nicht für das Richtige einsetzt? Er steht erst ganz am Anfang und er wird seine Fähigkeiten für sich behalten!«
    »Werde ich?«, fragte Aslak verblüfft. »Ich meine: Habe ich tatsächlich Fähigkeiten?«
    Fulla winkte kopfschüttelnd ab.
    »Du hast und du wirst!«, sagte sie dann zu Aslak. »Ich weiß, dass deine Beine zum Festland streben. Allen Gefangenen auf Asgârd ergeht es so. Aber du wirst dich gedulden müssen und dieser hübschen, jungen Dame behilflich sein. Zügle nötigenfalls ihre Zunge.«
    »Na hör mal!«, entrüstete sich Hanna.
    »Du hast dich bisher gut geschlagen«, sagte Fulla unbeirrt zu ihr. »Verdirb es nicht! Lehre diese Unterworfenen, was Freiheit ist! Wissen ist Macht! Du wirst einen Weg finden. Den Baum zu fällen, auf dem Oden sitzt, ist wahrlich ein guter Ansatz. Aber sei vorsichtig. Höre auf Aslak. Vertraut einander.«
    Auf einmal wurde es dunkel im Kerker von Gnipahâl. Fulla warf einen Blick zu Freke hinüber, der laut losheulte.
    »Nur eine Wolke … aber ihr solltet jetzt gehen«, sagte sie. »Der Morgen ist nicht mehr weit. Die Wachen holen Freke, bevor die Sonne aufgeht. Sie wollen vermeiden, dass er bereits hier zum Fenriswolf wird und womöglich mit mir spricht.
    »Er kann sprechen?«, entfuhr es Hanna.
    »Selbstverständlich! Alle Wesen können sprechen. Es gilt lediglich, ihre Sprache zu verstehen«, sagte Fulla ungeduldig. »Hört! In jeder Vollmondnacht bewachen Freke oder Gere mein Gefängnis. Die Wachen verlassen Gnipahâl sobald sie können und kehren erst in den frühen Morgenstunden zurück. Das sind die Nächte, in denen ihr suchen müsst.«
    »Suchen? Was denn?«, fragte Hanna überrascht.
    »Wenn Freke hier bei mir ist, wo ist dann Gere? Es muss noch etwas geben, das gut bewacht wird. Findet es heraus, was es ist«, sagte Fulla. »Ich weiß, ich verlange viel von euch. Von dir, Aslak. Wenn du in Odens Dienst trittst und dich nach seinen Gesetzen richtest, erwartet dich ein recht angenehmes Leben. Aber hier geht es um mehr, Aslak. Hier geht es um die Zukunft von ganz Vanaheim und Godheim.«
    »Und um jene der Erde«, warf Hanna dazwischen.
    »Und um Mannaheim. Vollkommen richtig«, bestätigte Fulla. »Hanna wird dich brauchen, mein Junge. Du wirst ihr helfen und sie vor Unheil bewahren, wie ein Bruder seine Schwester unterstützt!«
    Aslak schwirrte der Kopf. Das war alles ein bisschen zu viel. Er hatte noch gar nicht richtig begriffen, dass Magie für ihn Freiheit bedeuten konnte.
    Aber was für eine Freiheit war das? Unter Odens Herrschaft?
    »Geht jetzt. Vielleicht ist noch nicht alles verloren. Ich warte auf euch«, drängte Fulla.
     
    Hanna und Aslak eilten schweigend den dunklen Gang hinauf. Aslak war immer noch benommen von all dem, was er gerade erfahren hatte und Hanna war hin- und hergerissen zwischen Fullas Auftrag und ihren eigenen Fluchtplänen.

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