Die Erben Der Flamme
Werkstätten neuen Plunder für die Dunkelmagier erschaffen. Die Dickschädel der Zwerge sind undurchdringlicher als die Steine, die sie umgeben. Die Narren nehmen ihr Schicksal hin, sie akzeptieren es. Wollt ihr ebenso die Augen verschließen und dahinleben, dahinsterben ?«
Lee nahm das Treiben um sie herum kaum mehr wahr. Akios Leidenschaft berührte sie. Es war, als ob sie unter all den Menschen endlich jemanden gefunden hatte, der genau so dachte wie sie.
»Und was ist mit den Gesegneten?« Nach Akios Worten war es, als ob eine unsichtbare Macht allen Menschen die Luft aus dem Leib gesogen hätte. Lee glaubte, die knisternde Anspannung beinahe greifen zu können. »Wir sind dazu verdammt, unsere Kinder nach der Geburt zur Goldenen Pyramide zu bringen, um sie einer beschämenden Prüfung zu unterziehen. Ich frage euch: Wollt ihr das ewig hinnehmen? Die Kinder mit Magie im Blut werden von euch getrennt, um ihr Leben in der Pyramide zu fristen, bis sie mit sechzehn Jahren als ausgebildete Blaugurte entlassen werden. Ihr wartet auf sie, sucht nach ihnen, aber eure Kinder kennen euch nicht mehr … Nein. Sie wollen euch nicht mehr kennen! Denn sie sind jetzt Dunkelmagier-Novizen und beachten euch Ruinenbewohner ebenso wie ihre Lehrmeister als Abschaum! Was geschieht in dieser Pyramide? Seid ihr von den Worten der Schattenhand so eingenommen, dass ihr deren Falschheit - die Lüge - abkauft? ‚Das Paradies’, sagen die Schattenprediger über die Goldenen Pyramide. Ich sage euch, es existiert ni…!«
Die letzten Worte gingen in dem Wüten der Menge unter. Steine flogen über die Eisorks hinweg auf das Podium. Akio duckte sich unter einem geworfenen Stiefel. Die Eisorks auf dem Podium schwankten in ihrer Verteidigungslinie. Nicht mehr lange und die Menschen würden durchbrechen. Doch wehrten die Eisorks die Menge lediglich ab, da sie zum Schutz der Dunkelmagier auf dem Podium abkommandiert waren. Das Ergreifen der Streitlustigen übernahmen andere Eisork-Wächter, die sich verteilt auf dem Platz aufhielten und regelmäßig auf Patrouille gingen.
Lee konnte nicht fassen, was Akio angesprochen hatte. Hatte der Lirith wirklich die Gesegneten in Frage gestellt? Die Gesegneten galten in Ab’Nahrim als Heilige, und das bei Ruinenbewohnern und Schattenhand gleichermaßen. Bei all den Zwistigkeiten zwischen Dunkelmagiern, Zwergen und Menschen waren sie es, die eine gewisse Balance aufrecht erhielten. Die Gesegneten waren ein unangefochtenes Symbol! Akio hatte es gerade schamlos in den Dreck gezogen.
Der jungenhafte Rebellenführer erhob sich und gestikulierte mit den Händen. Die Menschen ließen sich nicht mehr beruhigen. Nur noch wenige nahmen ihn wahr. »Seht euch um! Ab’Nahrim ist Gefängnis und Folter. Der Truchsess von Belerock bestimmt über unser Leben. Wir sind Sklaven! Das ist die Wahrheit: Die Dunkelmagier sind Tyrannen. Ihre Macht und unsere Furcht davor ist ihr Mittel uns zum Schweigen zu bringen. Die Schattenhand hintergeht sein eigenes Volk. Wir sind Sklaven des Truchsesses und wir leben, um ihm neue Sklaven zu gebären. Schluss mit der Maskerade!«
Akio riss sich den schwarzen Mantel vom Leib. Eine unglaublich weiße Tunika kam zum Vorschein. Weiß, wie die Farbe des Vogels, dessen sagenhafte Gestalt den Rebellen ihren Namen gab. Lee warf einen Blick zu den Eisorks. Sie waren zu sehr von den aufgebrachten Massen abgelenkt, als dass sie Akios Verwandlung bemerkten.
Der Anführer der Liriths griff sich an den Hals. »Spürt ihr ihn, den Eisenring um euren Hals? Spürt ihr die Kälte der Shakos? Es ist die Kälte der Unterdrückung!«
Lee befühlte das Shako. Ihr fiel sofort das Ereignis vor wenigen Stunden mit Brega ein.
Akio fuhr fort. »Nach der Prüfung der Gesegneten werden unsere Neugeborenen gebrandmarkt! Die Shakos sind kein Symbol der Zusammengehörigkeit, wie es die Dunkelmagier uns weismachen. Sie sind das Brandmal unserer Herren, die uns damit heimlich zu verstehen geben: Ihr gehört uns!«
Kaum hatte Akio die letzten Worte ausgesprochen, gelang es einer Handvoll Schattenhand-Männer, durch die Eisork-Barriere am Podium zu brechen. Sofort entbrannte ein Kampf zwischen ihnen und den Söhnen Liriths. Akios vier Begleiter fochten mit gebogenen Dolchen, die sie unter ihren Mänteln verborgen hatten. Lee beobachtete schaudernd, wie Akio von einem Kultisten mit einem Messer bedroht wurde. Im Gerangel um sie herum konnte sie nicht ausmachen, ob er getroffen wurde oder nicht. Sernos Griff um
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