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Die Erben Der Flamme

Die Erben Der Flamme

Titel: Die Erben Der Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Thomas
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kann. Der wird sich bald wünschen, nie geboren zu sein!«
    Das blonde Mädchen rieb sich spielerisch die Hände. Lee dämmerte, wie naiv Kala war. Sie hielt das Ganze für ein großes Vergnügen. Dass es hier um Menschen ging, war ihr offenbar nicht bewusst oder schlicht egal. Lee, anders als Kala, erkannte, wie ernst die Lage inzwischen geworden war.
    Ihre Gedankengänge wurden von Akios Worten unterbrochen. »Wer zweifelt an unserem Glück? Unter unseren Brüdern und Schwestern sind einige so glücklich, dass sie eifriger ihrer Freude Ausdruck verleihen als der Rest von uns. Die Anhänger der Schattenhand sollten uns allen als Vorbild dienen! Wie sehr sie es sich zur Aufgabe gemacht haben, für Ordnung unter ihren Mitmenschen zu sorgen. Was würden wir tun, wenn sie nicht nachts um unsere Tempel schlichen oder unsere Gespräche belauschten? Nur ihnen ist es zu verdanken, dass von uns das Üble getrennt, in Kerker geworfen und gefoltert wird, dass die gesegneten Kinder ihren Familien entrissen werden und fortan ungesehen in der Goldenen Pyramide leben. Da ist es nur gerecht, dass diese selbstlosen Menschen bessere Wohnplätze und Kleidung sowie besseres Baumaterial und Essen erhalten. Lobet die Schattenhand! Sind wir nicht glücklich, Brüder und Schwestern?«
    Bereits während dieser Worte war Tumult entstanden. Anhänger der Schattenhand waren vorgestürmt. Ihr Ziel war ohne Zweifel diese frevelhafte Person auf dem Podium. Doch die Angst vor den Eisork-Wächtern war größer als Akios entblößende Worte – noch war sie es. Das restliche Publikum drängte inzwischen ebenfalls lauthals nach vorne, es gab kein Halten mehr. Lee erschien es, als ob das Feuer der Schmieden von Belerock sich einen Weg in die Kehlen der Menschen gebahnt hätte. Kala war an die Seite ihres Dieners geflüchtet und hielt sich nun an ihm fest. In ihrem Gesicht war blankes Entsetzen zu lesen.
    »Serno, ich möchte gehen.« Lee hatte Kalas leise Stimme vernommen, ihr Diener hingegen nicht. Die aufbrausende Menge erstickte alles mit ihrem Lärm.
    »Das war ein Befehl.« Kala klang verzweifelt. Fast empfand Lee Mitleid. Aber die Erinnerung an vergangene Taten ließen sofort jegliches Mitgefühl vergessen.
    Lee konzentrierte sich. Sernos Arm war immer noch um ihren Bauch, doch sein Griff war lasch geworden. In jenem Augenblick trat Akio zum Ende des Podiums und streckte seine Arme von sich. Die Ruinenbewohner beruhigten sich ein wenig, doch musste Akio nun schreien, um sich Gehör zu verschaffen.
    »Ich frage euch: Sind wir glücklich, Brüder und Schwestern?!«
    Lee hörte es. Langsam, stärker werdend, ein einziges Wort, das von Mund zu Mund schlich und sich zu einer lautstarken Gewalt steigerte, dass sie glaubte, ihr Trommelfell würde reißen. Ein Rhythmus wie ein Hammerschlag, der über den Platz schallte: »Nein … nein … nein!«
    »Ich höre die Stimme der Wahrheit!«, schrie der junge Redner und legte eine Hand auf seine Brust. »Ich bin Akio, der A nführer der Liriths, den Söhnen der freien Menschen und Verfechter der Freiheit!«
    Lee war überrascht, obgleich sie es innerlich bereits geahnt hatte. Vor ihren Augen war es geschehen: Die Söhne Liriths haben sich zu erkennen gegeben und waren dabei eine Rebellion zu entfachen!
    »Hört mich an, Brüder und Schwestern!«
    Akios Stimme ging unter in wütendem Geschrei. Erste Randale und Schlägereien griffen über und außenstehende Eisorks schritten ein. Hauptsächlich waren es Schattenhand-Kultisten, deren Zorn sich auf die umstehende Bevölkerung entlud.
    Wo sind die Dunkelmagier? Sie müssten inzwischen doch etwas bemerkt haben! , dachte Lee.
    Die Menge tobte. Wie durch ein Wunder gelang es Akio erneut, zu ihnen durchzudringen. Lee wusste, dass dem Anführer der Rebellen nicht viel Zeit blieb. Obwohl sie sich eher Gedanken um ihre missliche Lage machen sollte, konnte Lee nur gebannt zuhören.
    »Seht ihr denn nicht, wo wir leben?« Akio machte eine Handbewegung, von der nachtschwarzen Decke über ihnen bis zu den Tempelruinen von Ab’Nahrim. »Wir schuften in den Minen, während die Hitze Belerocks in die Schächte eindringt und unsere müden Leiber zum Kochen bringt. Wir schürfen für die Magier nach Gestein und Gold. Wir arbeiten und sterben für eine handvoll mickriger Pilze und hartes Brot aus den Betriebstätten der Zwerge. All dies nur damit die Herren Magier sich eine Goldkette anlegen können. Und wer stellt das Zeug her? Es sind wiederum die Zwerge, die in ihren

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