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Die Erben Der Flamme

Die Erben Der Flamme

Titel: Die Erben Der Flamme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carsten Thomas
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dessen blauen Gürtel erkannt, ein unverkennbares Zeichen der Schüler; auch Bla ugurte genannt.
    Brega konnte sich noch an seinen Namen erinnern: Tiron. Der Junge war ungefähr in Lees Alter gewesen und hatte bereits die typische Hochnäsigkeit und Arroganz der Dunkelmagier besessen. Deutlich hatte er Brega zu verstehen gegeben, wie wenig er von ihm hielt. Umso überraschter war Brega gewesen, als der Junge gesagt hatte, die Bezahlung würde morgen erfolgen. Normalerweise zahlten die Dunkelmagier wenig bis überhaupt nicht, aber nie im Voraus. Ohne weitere Worte war der Novize ve rschwunden.
    Brega schürte das Feuer und betätigte den Blasebalg. Seine Gedanken erschufen gerade eine saftige Portion Morcheleintopf, als ein Schrei ertönte.
    »Brega, hilf mir!«
    Er zuckte zusammen. Noch nie hatte er Vran so schreien gehört. Ihre Stimme war kaum wiederzuerkennen. Brega reagierte, als hätte er nie etwas anderes getan. Er ließ das Eisen im Feuer der Esse liegen und lief samt Zange los. Im Vorbeigehen schnappte er sich den Schmiedehammer vom Tisch. Es war die Vergangenheit, die ihn gelehrt hatte, wie schnell das Unglück über einen hereinbrechen konnte. Auf was es ankam, war rasches Handeln.
    Geschwind eilte Brega durch die Halle und stürzte in die Küche. Den Hammer trug er in der Rechten, die Zange hatte er im Bund der Leinenhose hinter seinem Rücken gesteckt.
    »Vran was …?« Brega verstummte.
    Zwei Dunkelmagier standen hinter seiner Frau nahe dem blubbernden Kessel über der Feuerstelle. Brega bemerkte den scharfen Geruch von verbrannten Süßmorcheln. Einer der beiden hielt Vran fest. Bedächtig trat Brega auf sie zu. Während der eine schmächtig und dünn war und Vran nur knapp überragte, war der andere größer und breiter als er selbst.
    »Alles in Ordnung?« Brega musterte Vran. Augenscheinlich schien sie unversehrt, der Schrecken in ihren Augen zeigte ihm jedoch, wie tief die Angst saß.
    »Das ging schnell«, sprach der kräftigere der beiden Dunkelmagier und trat hinter Vran hervor. Er hatte das Gesicht eines Mannes, der zuschlug, bevor er fragte, und sein kahlgeschorener Kopf glänzte golden in den Flammen. Brega schauderte, als er feststellte, dass sein Gesicht nicht nur glänzte. Es war vollkommen mit Gold überzogen. Eine seidene Robe spannte sich um seinen fülligen Bauch. Nach seinen freiliegenden, kräftigen Oberarmen zu urteilen, war es aber nicht ausschließlich Fett, das seine Masse ausmachte.
    »Wer seid ihr? Was wollt ihr?« Brega hob den Hammer vor die Brust.
    Der ungewöhnlich dicke Magier schmatzte mit seinen Lippen und schüttelte den Kopf. »Eigentlich sollte man seine Herren kennen, nicht wahr?« Er seufzte. »Nun gut, Ruinendreck. Das hier ist mein Stellvertreter Mirsk.«
    Ohne sich umzublicken, deutete er auf seinen Begleiter, der Vran immer noch festhielt. Beim Anblick von Mirsks grinsender Visage mit den vorstehenden Zähnen und der spitzen Nase war es Brega, als würde er ein Nagetier vor sich haben. Kein Wunder, dass dieser Kerl unter den Ruinenbewohnern als »Die Ratte« bekannt war. Demnach wusste Brega auch, um wen es sich bei dem anderen Dunkelmagier handeln musste, da sie immer im Doppelpack auftraten.
    Der Mann mit dem Goldgesicht legte eine fleischige Hand auf seine Brust. »Ich bin Geash, der Tempelhüter von Ab’Nahrim. Wir wollen deine Tochter. Alle Fragen geklärt? Gut. Dann lass jetzt den Hammer fallen.«
    Brega unterdrückte die aufkommende Schwäche. Sein Albtraum war Realität geworden. Wieder würde das eintreffen, was bereits im Geheimen Lager geschehen war. Sein Frieden, seine Familie, seine Welt - alles drohte, erneut vor seinen Augen in Fetzen gerissen zu werden. Bregas Fingerknöchel traten weiß hervor, als er den Griff um den Hammer spannte und ihn über den Kopf hob.
    Nein. Er würde es nicht geschehen lassen. Diesmal nicht!

Kapitel 4
     

    Lee kam nicht umhin, sich über Kalas vor Unglauben verzerrtes Gesicht zu freuen.
    »Was wird hier gespielt? Wo ist mein Vater?«, fragte sie unsicher.
    Lee lächelte. Typisch. Die befehlsgewohnte Göre, der es nicht passte, wenn etwas nicht nach ihrem Willen lief. Weder Serno hinter Lees Rücken noch die Menschen um sie herum nahmen Kalas Worte ernst. Neugier hatte längst die lähmende Überraschung überwunden. Noch ehe Stimmengewirr entstehen konnte, übernahm der junge Mann auf dem Podium wieder die Führung.
    »Hört mich an, Brüder und Schwestern. Ich bin nicht der, den ihr erwartet habt, doch erlaubt

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