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Die Erben der Nacht 04 Dracas

Die Erben der Nacht 04 Dracas

Titel: Die Erben der Nacht 04 Dracas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schweikert Ulrike
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Prachtstraße ebenso beeindruckt schien wie Alisa.

    Der Servient überholte mit einem eleganten Schlenker noch einen auf seinen Schienen dahingleitenden Pferdetramwagen, ehe er die Rösser in den Schritt zurückfallen ließ. Die Besucher sahen sich staunend um.
    »Die Straße muss mehr als sechzig Schritt breit sein«, vermutete Alisa.
    Franz Leopold nickte. »Ja, dort drüben verläuft die Reitbahn, das da ist der Fußweg und hier ist die Straße für die Pferdetram und die Kutschen. Einfache Karren müssen die Laststraße benutzen, die hinter diesen Häusern weiter außen um Wien herum verläuft.«
    »Also eine Straße, die ausschließlich der Pracht und der Eitelkeit der Wiener Gesellschaft huldigt«, bemerkte Luciano spöttisch, der die Fahrt bis dahin geschwiegen hatte.
    Franz Leopold wiegte den Kopf hin und her. »Wenn du damit meinst, dass sich der neureiche Geldadel hier ein Denkmal mit seinen Palais setzt, so muss ich dir recht geben. Kaum einer, der von altem Geblüt ist und zu den hoffähigen Familien gehört, hat sich hier an der Ringstraße ein Palais erbauen lassen. Die alten Barockpaläste stehen in der Herrengasse, die Sommersitze mit ihren Parkanlagen finden sich draußen vor dem Linienwall.
    Die Kutsche passierte nun zur Rechten einen schönen Park, während sich links weiter ein vierstöckiges Palais mit Mezzanin am anderen reihte.
    »Nach deinen abfälligen Worten über den neuen Geldadel zu schließen, wohnen die Dracas sicher nicht an der Ringstraße«, vermutete Alisa. »Ich würde sagen in der altehrwürdigen Herrengasse bei ihresgleichen?«
    Franz Leopold ließ sich nicht provozieren. »Ersteres ja, Letzeres nein. Wir residieren standesgemäß im Palais Coburg auf der Braunbastei mit auf ewig garantiert freiem Blick über den Stadtpark.«
    Gerade als der Dracas die Worte aussprach, endete die Häuserreihe zu ihrer Linken mit einem Palais, dessen Baustil an einen römisch-barocken Palast erinnerte. Ein terrassenartig abgestuftes Gartengelände mit niederen Pavillons unterbrach die sonst geschlossene Häuserzeile, um den Blick auf das dahinter aufragende Gebäude freizugeben.

    »Ja, die Dracas residieren prächtig«, musste Luciano widerstrebend zugeben, als sein Blick über die vorgesetzten Säulenreihen glitt, die den Mittelbau beherrschten. Die zurückgesetzten Seitenflügel führten das Motiv als Halbsäulen harmonisch weiter. Das Dach wurde von Steinbalustraden bekränzt und von zahlreichen Skulpturen geschmückt. In respektvollem Abstand umkreisten ein halbes Dutzend Raben das Palais und seinen umzäunten Garten.
    Selbstbewusst schien sich das Anwesen im hellen Mondlicht zu präsentieren. Die Grundfesten des Palasts erhoben sich etliche Meter über der Ringstraße, ja selbst über die Dächer der benachbarten Gartenbaugesellschaft. Fast wie eine mittelalterliche Feste auf ihrem Burghügel.
    Franz Leopold nickte zustimmend, als Alisa den Gedanken aussprach. »Das ist nicht so falsch gedacht«, bestätigte er, als die Kutsche die ansteigende Straße hinauf in die Seilerstätte zur städtischen Fassade des Palasts rollte. »Wie ich vorhin sagte, ist das Palais auf der Braunbastei erbaut worden, das heißt auf der alten Stadtbefestigung. Im Mittelalter bestand diese nur aus Stadtmauer, Türmen und einem vorgelagerten Graben. Doch im sechzehnten Jahrhundert wurde sie zu einer sternförmigen Festung ausgebaut, mit vorstoßenden Basteien und den Mauerabschnitten dazwischen, die man Kurtine nennt. Davor nahm eine weite unbebaute Fläche, das Glacis, dem anrückenden Feind jede Deckung. Auf dieser Fläche wurde nach Abriss der Stadtbefestigung die Ringstraße errichtet. Von der alten Festung ist nur unter unserem Palais noch ein kleines Stück übrig geblieben. Ich kann es euch gern zeigen, es ist ein Teil der Kasematten, der ehemaligen Verbindungsgänge und Waffenkammern. Sie sind nicht nur als Pferdeställe zu gebrauchen.« Er grinste, dass seine spitzen Zähne im Lampenschein blitzten.
    Matthias lenkte die Pferde in eine Toreinfahrt, die sich kurz darauf in ein Vestibül öffnete.
    Luciano sah sich verwundert um. »Hier drin zu wenden, schafft nicht einmal Matthias.«
    »Muss er auch nicht«, entgegnete Franz Leopold. »Dort führt der Kutschenumgang unter dem Gebäude weiter in einer Biegung bis zur Seilerstätte zurück.«

    »Sodass sich die Dame des Hauses keinesfalls nasse Schuhe beim Aussteigen aus der Kutsche holen muss«, fügte Alisa mit affektierter Stimme an, die ein wenig an Franz

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