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Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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unternahm sein Geist, um dagegen anzugehen?
    Ohne Schwierigkeiten bestieg er das Boot, auch wenn er den Widerstand fühlen konnte. Was ihm damals in Hamburg so große Schmerzen bereitet hatte, war jetzt nur noch ein schwacher Nachhall, den er mit Leichtigkeit niederrang.
    »Und? Was muss ich tun?«, erkundigte sich Clarissa eifrig.
    »Ja, also, du musst dich konzentrieren und deine Kräfte sammeln, um den Schmerz zu besiegen«, sagte er lahm.
    Clarissa runzelte die Stirn. »Das ist alles? Und wie mach ich das?«
    Luciano hob ein wenig verunsichert die Schultern. »Man muss es einfach immer wieder üben. Dann geht es irgendwann.«
    »Aber ich muss doch wissen, was genau ich üben soll«, widersprach Clarissa ein wenig ungeduldig. »Wie haben sie es euch denn in Hamburg erklärt?«
    Luciano überlegte. Er versetzte sich in jene Nacht zurück, in der sie zum ersten Mal in Hamburg unterwegs gewesen waren. Er sah den Kanal vor sich und die Brücke, die über das Wasser führte.
    »Hindrik hat uns vom Kehrwieder zur Brücke über den Wandrahm geführt.« Er sah in seinen Gedanken Ivy und Alisa vor sich, die angeregt miteinander plauderten, doch als sie die Brücke erreichten, blieb Ivy plötzlich zurück, und auch die anderen Erben  – bis auf die Vamalia  – konnten einfach nicht weitergehen. Keinem von ihnen gelang es bei diesem Wasserstand, die Brücke zu überwinden. Luciano erinnerte sich an den Schmerz, der ihn beinahe zu Boden gedrückt hatte, aber auch an die Kraft, die er in sich gefunden hatte. Ein Lächeln erhellte seine Miene.
    »Ich habe es noch vor den Dracas und den Pyras geschafft«, sagte er mit Triumph in der Stimme.
    »Gut, dann wirst du es mir ja beibringen können.«
    Lucianos Lächeln verblasste ein wenig. Er dachte daran, was Hindrik den Erben in jener Nacht gesagt hatte, und versuchte, es in eigenen Worten wiederzugeben.
    »Du musst dein Inneres gegen die Qual des Wassers verschließen, die an dir zerrt. Du kannst die Macht der Erde nutzen und die Linien der Kraft suchen, die überall verlaufen, das wird dich innerlich stärken. Es ist ein wenig wie bei einer Wandlung.«
    Clarissa sah ihn verwirrt an. »Ich verstehe kein Wort.«
    »Versuch es einfach.«
    »Ich habe keine Ahnung, wie eine Wandlung funktioniert, noch weiß ich etwas von Linien der Kraft. So wird das nicht gehen.«
    Luciano widersprach. »Ich habe zu Anfang auch vieles nicht kapiert, aber man muss es einfach versuchen und auf sich selbst vertrauen. Wenn du dich sträubst, wird es nie was.«
    »Aber dazu muss ich doch überhaupt erst einmal wissen, wo ich anfange«, gab Clarissa frustriert zurück. Sie starrten einander an und in beider Mienen standen Unverständnis und stummer Vorwurf.
    Luciano seufzte. »Verschieben wir das auf später. Ich rudere jetzt in die Stadt hinüber, um mich nach einem angemessenen Quartier für uns umzusehen, und versuche, bis zum Morgen zurück zu sein.«
    »Du lässt mich hier auf dieser Friedhofsinsel allein?«, rief sie und konnte nicht verhindern, dass ihre Stimme schrill vor Panik klang.
    Luciano hob entschuldigend die Hände. »Im Moment können wir nichts anderes machen. Du fürchtest dich doch nicht etwa? Du bist eine Vampirin. Die Toten in ihren Gräbern können dir nichts tun.«
    »Das weiß ich«, fauchte sie. Clarissa bemühte sich um eine stolze Haltung, aber er spürte, wie unwohl sie sich bei dem Gedanken, allein zu bleiben, fühlte. Rasch trat er auf sie zu und zog sie in seine Arme.
    »Ich bin bald wieder da, und dann fahren wir gemeinsam in die Stadt hinüber. Wenn die Gezeiten wechseln, wirst du ganz ohne Schwierigkeiten in das Boot steigen können.«
    Clarissa befreite sich aus seiner Umarmung und schob ihn von sich. »Also, dann mach dich auf den Weg«, sagte sie ein wenig rau. »Du brauchst dich um mich nicht zu sorgen. Ich bin eine Vampirin. Mir droht in der Nacht keine Gefahr«, fügte sie hinzu, doch Luciano war klar, dass diese Worte mehr dazu gedacht waren, ihre eigenen Ängste zu beschwichtigen, als um ihn davon zu überzeugen.
    Er warf ihr noch einen, wie er hoffte, aufmunternden Blick zu, dann sprang er in die Gondel und ergriff den Riemen. Das Boot schoss durch das glatte Wasser auf die Stadt zu, während die Friedhofsinsel hinter ihm rasch kleiner wurde. Und mit ihr die Gestalt, die verloren auf dem Steg stand und ihm nachsah.
    ***
    Clarissa folgte dem Boot mit den Augen, bis es sich in der Schwärze der Nacht verlor. Langsam kehrte sie zu den Klostergebäuden zurück und

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