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Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Stock zurück.
    Schon scharrte das Tor und eine Gestalt betrat die Halle. Eine Lampe wurde entzündet. Der Lichtschein wanderte über die Wand, hinter der sich das Versteck befand, bis zu der Stelle, von der aus der geheime Mechanismus betätigt werden konnte.
    Jetzt wird es lustig, frohlockte Anna Christina in Leos Geist.
    Er griff nach dem Arm seiner Cousine. Warte noch!
    Zu ihrer Verwunderung betätigte der Mann im dunklen Umhang den Mechanismus nicht, sondern stellte seine Last ein Stück weiter an der Wand ab. Dann kehrte er zum Boot zurück. Kurz darauf kam ein zweiter Mann, der ebenfalls eine Kiste trug und sie neben die erste stellte.
    Was soll das? Wollen sie die Sachen hier draußen in der Halle stehen lassen?
    Anna Christina war ebenso irritiert wie Leo.
    Noch einmal gingen die Männer zwischen dem Boot und der Halle des Palazzo hin und her.
    »Ich hole die letzte Kiste«, hörten sie den kräftigeren der beiden sagen. Der andere nickte und verließ hinter ihm die Halle.
    Die werden doch nicht etwa wieder davonfahren, ohne zu bemerken, dass wir ihr geheimes Lager leer geräumt haben!, dachte Leo entsetzt.
    Der Mann kehrte mit der letzten Kiste zurück und stellte sie zu den anderen.
    »Ich denke, wir sollten jetzt eingreifen«, sagte Anna Christina unvermittelt, und ehe Leo etwas sagen oder sie aufhalten konnte, raffte sie mit der einen Hand ihren weiten Rock und stürmte vom Hof in die Halle.
    Anna Christina erreichte den Mann, als er sich gerade aufrichtete. Er schrie entsetzt auf und rief etwas, das sie nicht verstand. Dann wandte er sich zum Tor und wollte losrennen, doch die Dracas umrundete ihn schneller als ein Wimpernschlag und versperrte ihm den Weg. Der Mann war gezwungen, abrupt innezuhalten.
    »Guten Abend«, grüßte sie spöttisch, als sie die Spitze ihrer Klinge auf seine Kehle richtete. Er starrte sie aus blassem Gesicht mit weit aufgerissenen Augen an und sagte kein Wort.
    Nimmst du den draußen auf dem Boot?, befahl Anna Christina.
    Was blieb ihm anderes übrig? Leo machte sich auf den Weg, doch der Vermummte schien bemerkt zu haben, dass etwas nicht stimmte.
    »Verdammt, was soll das? He, bleib stehen! Rühr dich nicht von der Stelle!«
    Der Angesprochene dachte gar nicht daran, der Aufforderung Folge zu leisten. Mit einem riesigen Sprung hechtete er ins Wasser.
    »Verfluchter Narr«, rief Leo. Er stieg ins Boot und eilte zu der Stelle, wo der Mann im Wasser verschwunden war, doch bis auf ein paar platzende Luftblasen konnte er nichts erkennen.
    Lucianos Kopf erschien am Fenster im oberen Stock. »Hast du gesehen? Er hat einen Vogel freigelassen. Ich konnte nicht genau sehen, was es war, aber ich denke, es ist eine Nachricht. Soll ich versuchen hinterherzufliegen?«
    Leo wehrte ab. »Nein, wir wollen ja, dass sie es erfahren. Es ist unsere Botschaft an die Larvalesti. Wenn sie uns das nehmen, was uns wichtig ist, dann antworten wir ihnen auf die gleiche Weise. Verflucht, wo ist der Kerl nur? Er wird doch nicht ertrunken sein?«
    Leo ging bis zum Heck und dann wieder langsam zum Bug nach vorn, doch er konnte nichts erkennen als das schwarze Wasser unter sich, in dem sich dichte Regenwolken spiegelten.
    Luciano beugte sich weit aus dem Fenster. »Ich kann auch nichts sehen. Wie weit kann ein Mensch unter Wasser kommen? Ich begreife das nicht. Er müsste doch längst wieder aufgetaucht sein. Außerdem ist das Wasser eiskalt. Das kann ein Mensch nicht lange überleben.«
    Leo hob die Schultern. »Es hat ihn keiner gezwungen, reinzuspringen.« Er wandte sich ab.
    »Das kannst du nicht machen!«, protestierte Luciano.
    »Was soll ich tun? Mir wäre er lebend als Geisel auch lieber.«
    »Wir müssen zumindest versuchen, ihn zu retten!«
    Leo sah entgeistert zu Luciano hoch. »Was? Das ist nicht dein Ernst. Wie soll ich ihn denn finden?«
    »Indem du mit Suchen anfängst«, rief Luciano zurück. »Unter Wasser!«
    Er streifte seine Frackjacke ab, und ehe Leo etwas erwidern konnte, sprang er aus dem Fenster des Ballsaals in den Kanal. Eine Wasserfontäne spritzte auf, schwappte über die Bordwand und durchnässte Leos Hosenbeine und Schuhe.
    »Die Nosferas sind schon immer ein wenig exzentrisch gewesen«, murmelte Leo und beugte sich vor, um zu sehen, ob Luciano Erfolg hatte. Er blieb einige Minuten verschwunden, dann tauchte sein Kopf neben dem Bug auf. In seiner Miene zeichnete sich Ratlosigkeit ab.
    »Nichts! Ich kann ihn nicht finden. Also entweder sind diese Schemen noch schlauer und

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