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Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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verfügen über mehr Magie, als wir bisher ahnten, oder er ist ertrunken und seine Leiche abgetrieben. Ich versuche es noch einmal.«
    Und schon war er wieder verschwunden. Dieses Mal dauerte es fast zehn Minuten, bis er auftauchte, doch die Nachricht war keine andere.
    »Gib auf, Luciano, du hast dein Bestes gegeben«, sagte Leo und streckte ihm die Hand entgegen. Der Nosferas ergriff sie und ließ sich an Bord ziehen. Tropfend stand er da und schüttelte den Kopf, dass nun auch Leos Gesicht nass war.
    »Ich verstehe das nicht.«
    »Und wenn schon. Einen haben wir. Gehen wir wieder hinein.« Leo stieg aus dem Boot. Luciano folgte ihm noch immer kopfschüttelnd durch das Wassertor in die Halle.
    Anna Christina stand mit erhobenem Degen vor ihrem Gefangenen. Während ihre Miene eher gelangweilt schien, sprach aus den Augen des Mannes blanke Todesangst. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn.
    »Ach, da seid ihr ja. Ich dachte schon, ihr kommt gar nicht mehr.« Ihre Brauen wanderten nach oben, als sie den tropfenden Luciano erblickte.
    »Das scheint langsam zur Gewohnheit zu werden«, meinte sie.
    »Der andere ist uns leider entwischt  – so oder so«, gab Leo zu.
    Anna Christina gab ihre Meinung über unfähige männliche Vampire kund, die keiner hören wollte, und wandte sich dann wieder an ihren Gefangenen.
    »Na, wenigstens haben wir einen der Larvalesti gefangen.«
    »Ich bin kein Larvalesti.«
    Der Mann schielte auf die Klinge unter seinem Kinn und verzichtete dann darauf, den Kopf zu schütteln.
    »Rede keinen Unsinn!«, fuhr ihn Luciano an. »Willst du behaupten, dass ihr ganz zufällig vorbeigekommen seid, um ein wenig Diebesgut hier im Palazzo unterzustellen? Wer soll dir das glauben? Du hältst uns wohl für einfältige Dummköpfe.«
    »Nein, nein, aber es stimmt. Ich bin keiner von ihnen. Ich bin ein einfacher Gondoliere, der nicht fragt, welche Fracht sein Boot über den Kanal bringt. Ich hatte lediglich den Auftrag, am Palazzo anzulegen und hier ein paar Kisten abzustellen.«
    Anna Christina sah ihn aufmerksam an. Sie tauschte mit Leo einen raschen Blick.
    »Er trägt weder Maske noch Dreispitz noch einen Beutel an seinem Gürtel. Und der Stoff seines Umhangs scheint mir recht gewöhnlich.« Leo nahm eine Falte zwischen seine Finger. »Ich fürchte, er sagt die Wahrheit.«
    Luciano stöhnte. »Wir haben einen Gondoliere gefangen und den Oscuro entwischen lassen. Oder war dein Begleiter auch nur ein einfacher Gondoliere?«
    Der Mann überlegte vielleicht einen Moment zu lange, ehe er bestätigte. »Ja, nur ein einfacher Mann.«
    »Und was ist mit dem Vogel, den er nach deinem Schrei freigelassen hat?«, wollte Luciano wissen.
    »Eine gute Frage«, stimmte Leo mit grimmiger Miene zu, doch ehe er den Mann weiter in die Mangel nehmen konnte, wurde er von einem Ruf unterbrochen. Hindrik erschien oben an der Treppe.
    »Die Schemen kommen! Ich habe sie auf einem Dach ein Stück weiter den Kanal hinunter gesehen. Es sind fünf oder sechs, und sie scheinen es sehr eilig zu haben. Ich vermute, unsere Botschaft ist angekommen.«
    »So schnell?«, wunderte sich Luciano. »Dann muss ihr fliegender Bote sie ganz in der Nähe angetroffen haben.«
    Hindrik hob die Schultern. »Entweder das oder uns hat jemand bei unserer Räumaktion beobachtet und es ihnen gemeldet. Jedenfalls wirken sie sehr entschlossen.«
    Leo ließ seine Klinge durch die Luft zischen. »Das kann mich nicht schrecken! Lass sie nur kommen.«
    L IEBESGLÜCK UND L IEBESLEID
    Clarissa öffnete die Lider und starrte in ein Paar Augen, das ihr bekannt vorkam. Ein rundes Gesicht, das im vergangenen Jahr schmaler geworden war, mit ein wenig wirrem sandfarbenem Haar, beugte sich über sie.
    Er ist kein Kind mehr , dachte sie plötzlich. Wann war das geschehen?
    »Tammo«, hauchte sie. »Wie kommst du hierher?«
    Clarissa sah in seiner Miene das Entsetzen. Sie richtete sich im Bett auf und griff nach dem Laken, doch wie sollte sie ihre entsetzlichen Wunden verbergen? Sie hätte das Tuch über den Kopf ziehen müssen! Außerdem hatte Tammo sie bereits gesehen und begriffen, wie es um sie stand.
    »Es ist also wahr«, sagte er leise. Er wich bis ans Fenster zurück, lehnte sich mit dem Rücken an die Brüstung und verschränkte die Arme vor der Brust, um eine Barriere zwischen sich und dem Monster aufzubauen, zu dem sie geworden war? Oder um seine Erschütterung zu verbergen, die ihr Anblick verursachte?
    Clarissa schwieg. Sie schwang die Beine vom Bett und

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