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Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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wiederholte die Worte des Oscuri.
    Alisa spürte, wie es in ihr kalt wurde. »Dann haben die Oscuri also die Wahrheit gesprochen? Sie haben nicht nur Clarissa nicht mehr in ihrer Hand, es gibt sie gar nicht mehr? Sie haben sie der Sonne ausgesetzt und verbrannt?«
    Es tat so weh, allein den Verdacht auszusprechen.
    Leo antwortete nicht.
    »Das ergibt aber keinen Sinn. Wie können sie einerseits nicht wissen, wo sie ist, anderseits aber behaupten, sie sei von der Sonne verbrannt worden? Ihr habt sie belauscht. Du hast gesagt, sie haben sich gegenseitig Verrat vorgeworfen! Es schien euch tatsächlich so, als hätten sie keine Ahnung  – außer ihr Anführer Calvino.« Alisa überlegte.
    »Dann hat er ohne das Wissen der anderen Clarissa der Sonne ausgesetzt und es ihnen später erst erzählt? Ist es so gewesen?«
    Leo schüttelte den Kopf. »Nein, so ist es nicht, doch du brauchst nicht weiter in mich zu dringen, ich werde dir im Moment nicht mehr dazu sagen.«
    »Warum nicht? Wenn Tammo und du es wissen und vermutlich auch Anna Christina?«
    »Weil ich erst eine Entscheidung treffen muss«, gab er zurück.
    Alisa stöhnte entnervt auf. »Kannst du mir wenigstens sagen, ob du vorhast, Venedig zu verlassen?«
    »Im Moment nicht. Erst wenn ich mich entschieden habe.«
    »Wofür?«
    »Was ich Luciano sage.«
    Sie sahen einander schweigend an. Dann fügte Alisa traurig hinzu: »Es wird ihm nicht gefallen, was du ihm sagen wirst, egal wie du dich entscheidest, nicht wahr?«
    »Nicht gefallen?« Leo stieß einen Laut aus, der nur entfernt mit einem Lachen zu tun hatte. »Das ist ein harmloses Wort. Es wird ihn bis tief in seine verfluchte Seele schmerzen und ihn in Verzweiflung stürzen, egal, was ich ihm sage!«
    Alisa schob ihren Arm unter den seinen. Ihr war plötzlich kalt, und das lag nicht an dem Winterwind, der in Böen um die Ecken fuhr. Sie war sich nicht mehr sicher, ob sie Leos Geheimnis wirklich mit ihm teilen wollte. Sie spürte, wie er mit sich haderte, und sie beneidete ihn nicht um seine Entscheidung.
    Armer Luciano.
    Arme Clarissa.
    Das Schicksal hatte es nicht gut mit ihrer Liebe gemeint.
    »Lass uns zurückgehen«, sagte Alisa traurig. Leo nickte stumm.
    V ERRAT !
    Clarissa stand wieder einmal am Ufer und sah zu der Stadt hinüber, deren verlöschende Lichter sie am Horizont erahnen konnte. Sie dachte an Nicoletta und an das, was Doriana ihr gesagt hatte. Die große Frage, die sich ihr stellte, war: Was wusste Nicoletta? Soweit sie verstanden hatte, hielt sie die Frau, bei der sie aufgewachsen war, für ihre Mutter. Also hatte ihr Vater nie von Doriana gesprochen?
    Was sollte sie jetzt tun? Nicoletta alles erzählen? Sie in die Anstalt für verrückte Frauen führen und ihr sagen: Sieh, dort hinter dem Gitter, das ist deine Mutter, die jemand vor dreizehn Jahren entführt und hierher gebracht hat. Seitdem ist sie eingesperrt, leidet und hofft. Was machen wir nun mit ihr?
    Sie könnte Doriana auch einfach die Tür öffnen und es ihr selbst überlassen, ob sie nach ihrem Geliebten und ihrer Tochter suchen oder lieber unerkannt in ihre Heimat zurückkehren wollte.
    Das würde sie nicht tun, davon war Clarissa überzeugt. Was würde in Rom auf sie warten? Eine Familie, die sie an den Conte verkauft hatte und die sie seit Jahren für tot hielt?
    Nein, Doriana würde nach Calvino suchen und nach Nicoletta.
    Und dann? Was, wenn sie sie aufspürte, woran Clarissa nicht zweifelte. Sie war eine intelligente und entschlossene Frau. Doch sie wusste noch immer nicht, wer sie damals entführt und ihr Glück zerstört hatte. Würde Clarissa sie, wenn sie sie freiließ, direkt in ihr Verderben schicken? Würde ihr Entführer die Sache nun schnell und endgültig beenden, sollte sie so unverhofft wieder auftauchen?
    Vielleicht war Doriana in ihrer Zelle im Moment noch sicherer aufgehoben.
    Man müsste herausfinden, wem es wichtig war, dass sie verschwand, dachte Clarissa.
    Doch wer konnte etwas unternehmen? Wer wusste davon? Nur sie allein.
    Ich müsste etwas unternehmen, um es herauszufinden!
    Clarissa stöhnte. Wie sollte sie das tun? Hier in ihrer Einsamkeit auf der Insel würde sie das Rätsel nicht lösen. Dazu musste sie ins Leben zurückkehren.
    Sie stöhnte noch einmal. Was konnte sie schon ausrichten?
    Und dennoch ließ ihr der Gedanke keine Ruhe mehr. Sie musste erfahren, wer Doriana das angetan hatte. Dazu musste sie hinüber nach Venedig. Und dazu brauchte sie ein Boot.
    Entschlossen wandte sich Clarissa um

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