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Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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dir später sicher auch ein Bett besorgen.«
    Sie starrte ihn aus großen, dunklen Augen an. Was ging in ihr vor? Er hoffte nur, dass sie nicht in Panik herumkreischen würde. Was sollte er dann mit ihr machen? Sie fesseln und knebeln oder noch einmal beißen, bis sie in Ohnmacht fiel? Doch statt zu schreien, begann ihr Körper ein wenig zu zucken, und ihren Lippen entschlüpfte ein Lachen.
    Sie lachte!
    »Ihr Vampire seid höchst seltsam. Unterhaltsam, ja, aber seltsam.«
    Tammo starrte sie an. Sie kam offensichtlich wieder zu Kräften, denn nun gelang es ihr, sich aufzurichten und aus dem Sarg zu steigen. Ihr Lachen verklang.
    »Ein Bett wird nicht nötig sein«, sagte sie kühl. »Ich habe nicht vor, zu bleiben.« Und damit wandte sie sich um und schritt auf die Tür zu.
    »Moment!«, rief Tammo. »Du kannst nicht einfach so abhauen. Du bist meine Gefangene.« Er zischte an ihr vorbei und baute sich zwischen ihr und der Tür auf.
    »Das werden wir ja sehen«, gab sie scharf zurück. Ihre Hand fuhr zu ihrer Hüfte, griff aber ins Leere. Ein Ausdruck des Entsetzens breitete sich über ihr Gesicht aus.
    »Suchst du das hier?«, fragte Tammo nun ebenfalls kühl und hob den kleinen Beutel hoch, den sie an ihrem Gürtel getragen hatte. »Pech gehabt! Auf dein Zauberpulver wirst du nicht zurückgreifen können. Was machst du nun?«
    Er sah, wie sich ihre Finger anspannten und zu Klauen krümmten. Wollte sie ihm wie eine Wildkatze das Gesicht zerkratzen? Nur zu! Sollte sie ihr Glück versuchen. Doch sie überlegte es sich anders, ließ die Hände sinken und trat einen Schritt zurück.
    »Du denkst, du hast gewonnen? Nun, Luciano, das glaube ich nicht, denn ich habe etwas, das dir fehlt und das du gerne zurückhaben möchtest.«
    »Luciano? Ich bin nicht Luciano. Ich heiße Tammo und komme aus Hamburg.«
    »So? Das erklärt einiges. Ich habe mich schon gewundert, warum du so einen grauenhaften Akzent hast, und außerdem siehst du noch sehr jung aus. Ich hatte mir einen richtigen Mann vorgestellt.«
    Das traf ihn! Weniger das mit dem Akzent. Es war ihm egal, wie sein Italienisch klang. Aber sich von diesem Mädchen sagen lassen zu müssen, er sei noch kein Mann, war hart.
    »Ich bin fast fünfzehn, wenn es dich interessiert, kleines Mädchen«, schnaubte er.
    »Es interessiert mich nicht. Viel lieber möchte ich wissen, wo dieser Luciano ist und ob er noch an seiner Freundin interessiert ist. Vielleicht kann ich ihm helfen, wenn du mich jetzt sofort freilässt.«
    »Das hast du dir gedacht? So wird das aber nicht laufen, meine Kleine«, höhnte Tammo.
    »Nenn mich nicht Kleine!«, zischte sie nun ebenfalls beleidigt. »Ich heiße Nicoletta und bin eine Oscuro. Du solltest zittern vor diesem Namen. Wenn du nicht fremd und so einfältig wärst, dann hättest du es niemals gewagt, Hand an mich zu legen. Fürchte dich, Tammo, die Rache meiner Familie wird fürchterlich sein.«
    Unbeeindruckt hob Tammo die Schultern.
    »Und ich bin ein schrecklicher Blutsauger vom Clan der Vamalia. Vielleicht solltest eher du vor mir zittern?«
    Sie starrten einander einige Augenblicke an, ohne dass einer von ihnen bereit gewesen wäre, nachzugeben.
    »Gehst du jetzt wieder in deinen Sarg oder muss ich dich fesseln und mit Gewalt zurückbringen? Ich kann auch einfach den Deckel zunageln.«
    Nicoletta starrte noch immer trotzig zu ihm auf. Tammo versuchte vergeblich, in ihre Gedanken einzudringen, doch es war auch so nicht schwer, zu ahnen, was in ihr vorging. Ihr Starrsinn verbot ihr, seinem Befehl Folge zu leisten, anderseits ahnte sie, dass er seine Drohung ernst meinte und trotz seiner jungen Jahre die körperliche Stärke besaß, sie in die Tat umzusetzen. Nicoletta war zwar mutig, aber in einen Sarg eingeschlossen zu werden, schreckte sie.
    Als er sah, wie sie sich um einen überheblichen Gesichtsausdruck bemühte, wusste er, dass er gewonnen hatte.
    »Also gut«, maulte sie und schlenderte betont langsam zu dem offenen Sarg zurück. Sie ließ sich im Schneidersitz darin nieder, ohne Tammo aus den Augen zu lassen. Der setzte sich auf eine der Kisten und erwiderte den Blick.
    »Und was nun?«, fragte sie scheinbar gelangweilt, obgleich er ihre Anspannung spüren konnte. Dennoch war es bewundernswert, wie sie sich im Griff hatte. Sie wäre eine würdige Vamalia, dachte Tammo, schob den Gedanken aber rasch wieder weg. Sie war der Feind, das durfte er nicht vergessen! Mit ihrem lieblichen Gesicht versuchte sie, ihn einzulullen. Das würde bei

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