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Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Erben der Nacht - Oscuri: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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war er nicht selbst darauf gekommen?
    Aber vielleicht funktionierte es ja trotzdem? Auch er hatte keine Witterung aufgenommen. Vielleicht hatte er das verdammte Pulver an diesem Abend gar nicht eingeatmet und konnte sich ebenfalls wandeln?
    Leo suchte nach den Kraftlinien der Erde, zog sie zusammen und rief das Bild eines Greifvogels in seinem Geist auf, aber die Nebel wollten nicht aufsteigen.
    Mist!
    Komm schon!
    Fluchend spurtete Leo über das Dach, brach eines der schmalen Fenster auf und schlüpfte auf den Dachboden. Von dort ging es vier Treppen hinunter bis auf die Gasse. Er huschte über die breite Straße und drang gegenüber in ein anderes Haus ein. Bis er das Dach erreichte, waren die Larvalesti schon vier Häuser weiter. Von Luciano und seiner Cousine geleitet, rannte Leo über die Dächer hinweg.
    Ähm, Leo  …
    Was ist?, antwortete er Luciano ein wenig unwirsch.
    Da kommt ein Kanal, den sie gerade überquert haben.
    Er erscheint uns ein wenig breit, ergänzte seine Cousine.
    Und?
    Du wirst sie verlieren, wenn du schon wieder zur Straße hinuntersteigst und bis zur nächsten Brücke läufst. Vielleicht solltest du besser umkehren und uns die Verfolgung überlassen.
    Doch das war ganz und gar nicht nach Leos Geschmack. Macht euch um mich keine Gedanken. Ich schaffe das schon.
    Er sah bereits die Kante des Dachs vor sich und dahinter den Abgrund, der vier Stockwerke tiefer im eisigen Kanalwasser endete. Immerhin besser als Straßenpflaster! Aber daran durfte er jetzt nicht denken. Es galt nur, auf das gegenüberliegende Dach zu gelangen. Er musste den Absprung gut erwischen und sich mit aller Kraft abstoßen. Er war schnell, er war geschickt und stark. Er konnte leicht zehn Meter weit springen.
    Doch es waren mehr als zehn Meter, und er würde es nicht schaffen. Das war Leo in dem Augenblick klar, als er sich von der Dachkante abdrückte.
    Das gibt ein Bad, kommentierte seine Cousine leidenschaftslos, die den Versuch aus luftiger Höhe beobachtete. Und schon klatschte Leo auf die Wasseroberfläche. Das Wasser spritzte hoch auf und verschlang ihn. Gierig schlossen sich die aufgewirbelten Wogen um ihn und zogen ihn in die Tiefe, bis er den schlammigen Grund erreichte. Der Aufprall hatte ihm das eisige Wasser bis tief in die Lungen gepresst, doch die einzige Gemütsregung, die ihn umtrieb, war Ärger darüber, es vermasselt zu haben. Er stieß sich mit aller Kraft vom Grund ab, was nicht den gewünschten Erfolg hatte, da seine Beine im Morast versackten. Er wollte lieber nicht so genau wissen, was hier alles um ihn herumlag. Der meiste Abfall wurde offensichtlich  – Verbote hin oder her  – in den Kanälen entsorgt, und alles, was die Flut nicht mit sich nehmen konnte, blieb hier eben liegen. Leos Beine stießen gegen etwas Hartes. Ein großer Gegenstand, von dem er sich abdrücken konnte. Sein Körper schoss der Oberfläche entgegen und durchbrach den dunklen Spiegel. Tropfen spritzten nach allen Seiten.
    Ich bin nicht besser als Luciano, dachte er zornig. Vor ein paar Tagen hatte er sich noch, bei dessen Erinnerungen an sein unfreiwilliges Bad, über ihn lustig gemacht. Und nun war er selbst eine gebadete Maus.
    Ja, du kannst dich jetzt mit ihm zusammentun, so wie du aussiehst, kommentierte seine Cousine.
    Leo antwortete nicht. Er kraulte zum Ufer und zog sich an der Kaimauer hoch.
    Wo sind sie?
    Sie laufen weiter nach Norden, gab Luciano Auskunft. Seine Stimme klang betont neutral. Er hütete sich, Leos Missgeschick in irgendeiner Weise zu kommentieren. Einerseits war es natürlich ärgerlich, wenn er sie dadurch aufhielt und vielleicht sogar den Erfolg ihrer Jagd gefährdete. Anderseits war da dieses Gefühl der Genugtuung, dass ausgerechnet dem Dracas etwas misslang und er derjenige war, der das unfreiwillige Bad nehmen musste. Leo las diese Gefühle und konnte sie ihm nicht verdenken. Das war jetzt auch unwichtig. Was allein zählte, war, die Vermummten nicht entkommen zu lassen.
    Ich bleibe hier unten und folge ihnen so, vermeldete er den beiden Vampiren in ihren Tiergestalten.
    Leo rannte die nächste Gasse entlang, die nach Norden führte. Wieder traf er auf einen Kanal, doch hier führte eine Brücke über das Wasser. Schon war er auf der andern Seite. Der Weg gabelte sich. Wie jetzt weiter? Rechts oder links? Er entschied sich für links. Dort bog die Gasse gleich wieder nach Norden ab. Leo spurtete weiter, immer geradeaus, genau nach Norden, kam dann aber schlitternd zum Stehen. Er stand in

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