Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
Vom Netzwerk:
er glaubte, hoffen zu können, sie wäre wieder wie früher, wandelte sich ihre Stimmung innerhalb weniger Augenblicke. Nein, er hatte nicht die Spur einer Ahnung, was in der Lycana vor sich ging.
    Luciano wandte sich wieder Clarissa und Lord Byron zu. Wie Ivy gesagt hatte, er musste sich entscheiden, auch wenn es schwerfiel.
    Luciano brauchte einige Momente, um sich zu sammeln, dann setzte er eine freundlich-offene Miene auf, wie er hoffte, und trat auf die beiden zu. Das Gespräch brach ab. Clarissa sah ihn ein wenig ängstlich an. Lord Byron musterte ihn mit dem nonchalanten Blick der alten Aristokraten. Luciano verbeugte sich.
    » Einen guten Abend wünsche ich. Ich weiß, wir hatten noch nicht das Vergnügen, Lord Byron. Gestatten Sie, dass ich mich vorstelle?«
    Der Dichter nickte gnädig, sodass Luciano ihm die Hand hinstreckte.
    » Luciano de Nosferas. Es ist mir eine Freude, Sie persönlich kennenzulernen.«
    Auch der Lord deutete eine Verbeugung an und ergriff die dargebotene Hand. » Die Freude liegt ganz auf meiner Seite, und ich kann Ihnen nur versichern, dass ich Sie um Ihre charmante Gefährtin beneide, nachdem ich sie kennenlernen durfte.«
    Luciano verbeugte sich noch einmal. » Ich danke Ihnen für das Kompliment.«
    Er wechselte noch ein paar Worte mit dem Dichter, wobei er es vermied, sein Werk zu erwähnen. Er hätte zugeben müssen, dass er sich nur vage daran erinnerte, was Lord Byron geschrieben hatte, und diese Blöße wollte er sich nicht geben. Doch der Lord schien ohnehin nicht erpicht darauf, seine Dichtung zu erörtern. Vielleicht hatte er bereits zu seinen Lebzeiten in jedem Salon und jedem Ballsaal, den er betrat, genug Lob und Schmeicheleien gehört, und war ganz froh, sich anderen Themen zuzuwenden.
    Sobald es der Anstand gestattete, verabschiedete sich Luciano höflich. Er bot Clarissa den Arm und fragte: » Darf ich dich zu Tisch führen? Es wird gleich serviert.«
    Zu seiner Erleichterung lächelte sie und folgte ihm zu dem Stuhl, den er für sie zurückschob. Vielleicht würde ja doch noch alles gut gehen. Wenn sie sich nur nicht zu sehr mit Lord Byron anfreundete. Was für Chancen hatte er schon gegen den gut aussehenden Dichter und Frauenheld?
    Kopf hoch, Alter. Stell dir einfach vor, du seist ein Dracas. Mach dir unsere Arroganz und unsere übersteigerte Selbstsicherheit zu eigen!
    Luciano fuhr herum und starrte in Franz Leopolds grinsendes Gesicht. » Vielen Dank für den Ratschlag«, meinte er trocken.
    » Gern geschehen«, gab Leo liebenswürdig zurück und nahm auf Clarissas anderer Seite Platz.
    *
    » Was kann ich für Euch tun, Meister?« Razvan verbeugte sich tief vor seinem Herrn. Wieder einmal reagierte der alte Vampir nicht, und der Bucklige fragte sich nicht zum ersten Mal besorgt, ob seine besten Tage vorüber waren und er nun mit jedem Jahr ein wenig seiner Stärke einbüßte, bis er irgendwann besiegt und vernichtet werden würde oder einfach nur verging.
    Dracula fuhr herum und blitzte seinen Diener mit seiner ganzen Macht an, dass der zurückwankte, sich unter Schmerzen krümmte und auf die Knie fiel.
    » Zweifle nie wieder an mir!«, donnerte der Meister. » Ich kann es spüren, also hüte dich vor meinem Zorn.«
    Obgleich der Bucklige nicht wagte, zu ihm aufzusehen, nickte er und presste einige gestammelte Worte der Entschuldigung hervor.
    » Was willst du? Warum wagst du, mich in meinen Gedanken zu stören?«
    Razvan sah noch immer nicht auf. » Ihr habt nach mir gerufen. Ich habe es deutlich gespürt«, wagte er anzumerken.
    Der Zorn verwehte so unvermittelt, wie er aufgewallt war. Razvan stemmte sich hoch und richtete sich auf. Zaghaft ließ er seinen Blick vom Saum des langen Umhangs weiter hinaufwandern, bis er das hagere, weiße Gesicht erreichte, das auf seine Weise noch immer attraktiv erschien. Oder war es nur der hypnotische Blick, der einen nicht mehr losließ? Besser gesagt, dem man nur entfliehen konnte, wenn man in Gnaden entlassen wurde.
    » Ja, richtig. Ich habe einen Auftrag für dich«, sagte der Meister fast freundlich.
    Zu freundlich, stellte der Bucklige mit einem Hauch von Sorge fest, versuchte den Gedanken aber zu vertreiben. Er wollte nicht schon wieder so große Schmerzen auf sich laden.
    Draculas rasch wechselnde Launen war er gewohnt. Sie gehörten zu ihm und standen dem Meister der Vampire zu. Doch in den vergangenen Monaten waren Stimmungen hinzugekommen, die Razvan bislang nicht kannte und die ihn erst mit Erstaunen und dann mit

Weitere Kostenlose Bücher