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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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Sorge erfüllten. Manches Mal, wenn der Zorn des Meisters wie ausgebrannte Scheite in sich zusammenfiel, geriet dieser in eine grüblerische Stimmung. Dann glaubte der Diener Melancholie und eine tiefe Traurigkeit in den roten Augen erkennen zu können. Und neuerdings überraschte ihn zuweilen eine Sanftmut, die ihm einen Schauder über den Rücken jagte. Das passte einfach nicht zu ihm!
    Auch jetzt war er mit seinen Gedanken wieder abgeschweift und starrte versonnen vor sich hin, den Hauch eines Lächelns um seine Lippen, die sonst ein grausamer Zug prägte. Irgendetwas ging hier vor sich, das Razvan zunehmend unheimlich wurde. Er hatte viel darüber nachgedacht, während sein Meister tagsüber in seiner Totenstarre Kräfte sammelte. Alles hatte damit angefangen, dass er diese seltsame irische Vampirin nach Poienari gebracht hatte. Ja, früher hatte er auch ab und zu von Erzsébet gesprochen, deren Verlust er noch immer nicht verschmerzen konnte, doch war das immer voller Zorn und Hass über ihre Vernichtung geschehen. Und mit namenloser Wut darüber, dass er sie nicht zurückholen konnte. Nicht einmal der Trost, ihre sterblichen Überreste zu finden und zurück nach Poienari zu bringen, war ihm vergönnt. Razvan wusste, dass Dracula lange vor der Zeit, als er sein Diener wurde, ja, als er überhaupt auf dieser Welt weilte, immer wieder nach London gereist war, nur um mit leeren Händen zurückzukehren. Mit jedem Mal zorniger und grausamer gegen jedes Wesen, das es wagte, in dieser Stimmung seinen Weg zu kreuzen. Doch irgendwann hatte er aufgegeben und seitdem keinen Fuß mehr auf die Insel gesetzt, so hatte es der Meister angedeutet.
    Umso erstaunter war Razvan gewesen, als Dracula im vergangenen Jahr nach Ivys erfolgreicher Flucht angekündigt hatte, London wieder einmal einen Besuch abzustatten. Allerdings war seitdem nichts weiter geschehen, und der Diener scheute sich, den Meister darauf anzusprechen. Es war ein heikles Thema. Alles, was mit Erzsébet zusammenhing, konnte ungeahnte Reaktionen nach sich ziehen, und da Razvan an seinem kümmerlichen Leben hing, schwieg er lieber und wartete ab.
    » Einen Auftrag?«, wiederholte der Bucklige, nachdem Dracula keine Anstalten machte, mit seinen Anweisungen fortzufahren. Wieder dieser versonnene Blick, der vermuten ließ, dass sein Geist weit weg in einer anderen Sphäre wandelte.
    Der Blick fasste den Diener ins Auge. Seine Gedanken kehrten auf die Festung in den Karpaten zurück.
    » Ja, einen Auftrag. Du wirst zwei Dutzend stabile Särge besorgen und sie zur Höhle der entweihten Kapelle schaffen, in der meine Musen zu ruhen pflegten.«
    Razvan nickte, obwohl ihm gleich mehrere Fragen durch den Kopf schossen.
    » Zwei Dutzend stabile Särge«, wiederholte er gehorsam. » Aus Holz oder steinerne Sarkophage?«, erkundigte er sich.
    Was hatte der Meister vor? Wollte er sich endlich von seinem Trübsinn abwenden und sich neue Gespielinnen suchen? Gleich zwei Dutzend? Nun, das würde ein Fest! Und für den Buckligen nicht einfach. Hatten die drei Grazien ihn nicht schon Nacht für Nacht bis aufs Blut gereizt?
    » Holz! Särge aus Holz«, gab Dracula zurück. » Du lässt sie in der Kammer aufstellen und dann füllst du sie mit Erde von der kleinen Lichtung direkt vor dem Eingang.«
    Razvan blinzelte. Hatte er das jetzt richtig verstanden? » Erde? Ich soll die Särge mit Erde füllen?«
    » Ja, habe ich mich nicht klar ausgedrückt?«, polterte der Vampir, und der Diener wich eingeschüchtert zurück.
    » Doch, schon, aber ich verstehe nicht…«
    » Du musst deine Aufträge nicht verstehen. Du musst sie ausführen, so wie ich es dir gesagt habe.«
    Razvan nickte. » Ja, Meister, ich gehorche Euch. Ich bin Euer treuer Diener.«
    » Das will ich hoffen! Halte dich an meine Anweisung und nimm nur die Erde zu Füßen der Kammer.«
    » Warum?«, rutschte es dem Buckligen heraus. Und er wich gleich noch zwei Schritt zurück, doch zu seiner Überraschung antwortete Dracula, obgleich er ihn bedrohlich fixierte.
    » Weil die Erde vom Blut meiner besiegten Feinde getränkt ist und ich an dieser Stelle am Sarg meines toten Weibes jenen Fluch sprach, der die Dämonen der Finsternis beschwor.«
    » Der Pakt«, flüsterte Razvan und ein Schauder rann durch seinen Körper. » Der Pakt, der Euch zum Fürsten der Nacht werden ließ. Zum Vater der Vampire.«
    Dracula nickte nur knapp, dann wandte er sich mit einem Rauschen seines Umhangs ab. Noch in der Bewegung verflossen seine

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