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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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dass der Beleidigte die Waffen wählen durfte. » Sie haben meine Erwählte belästigt!«
    Lord Byron nickte. » Das ist richtig, aber du hast mir dafür ins Gesicht geschlagen. Also ist es jetzt an mir, die Waffen festzulegen. Und ich sage Pistolen. Ich war zu meiner Zeit als Meisterschütze bekannt. Dem Degen konnte ich dagegen nicht viel abgewinnen.«
    Er hob seine Handschuhe auf, die Luciano auf den Boden hatte fallen lassen, und streifte sie mit übertriebener Sorgfalt über, ehe er den Blick wieder hob und seinen Duellgegner fixierte. Luciano erwiderte den Blick, um den eisigen Ausdruck bemüht, den Leo so perfekt beherrschte.
    » Gut, dann eben Pistolen. Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich in diesen Waffen geübt bin, doch ich werde mir ihre Funktionsweise zeigen lassen, wenn Sie mir vorher eine zur Verfügung stellen.«
    » Selbstverständlich. Nennen Sie mir Ihren Sekundanten. Ich werde den meinen zu ihm schicken.«
    Luciano zögerte einen Moment. » Franz Leopold de Dracas wird mir sekundieren«, sagte er dann und hoffte, dass Leo ihm auch wirklich zur Seite stehen würde. Schließlich war das sein erstes Duell, und wenn sich jemand mit so etwas auskannte, dann sicher der Dracas.
    Clarissa versuchte noch einmal zu protestieren, doch dieses Mal gaben ihr beide Vampire zu verstehen, dass sie das nun nichts mehr anging. Darin zumindest waren sich die Kontrahenten einig. Fassungslos sah sie von einem zum anderen.
    » Das ist ja völlig verrückt! Ich kann und werde es nicht zulassen, dass ihr mit Pistolen aufeinander schießt und euch gegenseitig verletzt.«
    Luciano wehrte ab. » Nun beruhige dich, Clarissa. So ist es unter Gentlemen eben Brauch. Nichts, worüber du dich aufregen müsstest. Es geht schließlich um deine Ehre, und die Sache kann nur so aus der Welt geschafft werden.«
    » Wenn es um mich geht, dann darf ja wohl auch ich entscheiden, was ich für nötig halte und was nicht!«, widersprach Clarissa hitzig. » Und ich will dieses Duell nicht!«
    » Gehen Sie, Fräulein Clarissa«, forderte sie Lord Byron auf. » Dies ist nichts, womit Sie sich weiter befassen sollten. Es oblag seit jeher dem Mann, die Ehre der Frau zu schützen.«
    » Ach ja?« Clarissa funkelte ihn an. » Dann wird es höchste Zeit, dass sich das ändert!«
    Aufgebracht rauschte sie hinaus und schlug die Tür hinter sich zu. Luciano empfand fast so etwas wie Erleichterung. Das war jetzt eine Sache zwischen ihm und Byron, so wie der Lord gesagt hatte.
    Warum regte sie sich überhaupt so auf? Fürchtete sie etwa um ihn, nachdem der Lord eingestanden hatte, ein Meisterschütze zu sein? Der Gedanke rührte ihn, auch wenn ihre Sorge unbegründet war. Ja damals, zu Lord Byrons Zeiten, als Männer mit Pistolen aufeinander geschossen hatten, war manches Duell böse ausgegangen. Manch einer war von der Kugel tödlich getroffen worden oder später an einer brandigen Wunde verstorben. Aber was sollte ihm schon geschehen? So ein Geschoss konnte einen Vampir nicht töten oder ihm dauerhaften Schaden zufügen. Es würde im schlimmsten Fall schmerzhaft werden, dachte Luciano tapfer und zwang sich zu einem grimmigen Lächeln.
    Lord Byron erwiderte es und schritt zur Tür. Die Klinke schon in der Hand, drehte er sich noch einmal zu dem Nosferas um.
    » Wir werden natürlich mit Silberkugeln schießen«, sagte er betont beiläufig und fixierte Luciano mit einem lauernden Blick. » Was für einen Reiz hätte es, wenn es bei einem Duell gar keine Möglichkeit gäbe, seinen Gegner zu vernichten.«
    Die Tür fiel zu und Lord Byron entfernte sich geräuschlos. Luciano dagegen stand wie erstarrt da. Es war, als müsse er noch einmal erleben, wie sein Schatten Francesco in Irland im Kampf um Ross Errily von einer silbernen Kugel vernichtet worden war, die ihn mitten ins Herz getroffen hatte. Es gab keine Rettung. Wenn Silber das Herz eines Vampirs vergiftete, war dies endgültig, wie wenn ein Schwertstreich ihm das Haupt von seinem Hals trennte oder die Sonne den Vampir zu Asche verglühen ließ. Francescos Körper war noch vor Ort zu Staub zerfallen und vom Wind verweht worden. Nichts war von Lucianos Schatten geblieben.
    Ein seltsames Gefühl der Enge legte sich um seinen Hals, und er verspürte so etwas wie Übelkeit. Wenn Lord Byron wirklich solch ein Meisterschütze war, wie er behauptete– und es gab keinen Grund, dies anzuzweifeln–, dann würde Lucianos Dasein vielleicht schon morgen Nacht zu Ende sein.
    Und er würde Clarissa nie mehr

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