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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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flüsterte ihr etwas ins Ohr, was sie verlegen kichern ließ.
    » Sie sollten so etwas nicht sagen, Mylord«, wehrte sie verlegen ab.
    » Da haben Sie recht, mein Kind. Ich sollte so etwas nicht nur sagen«, erwiderte der Dichter, und zu Lucianos Entsetzen beugte er sich vor und küsste die weiße Haut ihrer Schulter.
    Luciano blieb erstarrt unter der Tür stehen, Clarissa dagegen fuhr herum. » Lord Byron! Nein!«, rief sie, doch er erstickte ihren Protest in einem zweiten Kuss auf ihre Lippen.
    » Das dürfen Sie nicht«, protestierte sie schwach, als sie wieder sprechen konnte.
    » Nein? Warum nicht? Diese Lippen sollten keine Nacht ungeküsst bleiben. Und wenn es sonst keiner tut…«
    » Schluss damit, auf der Stelle!«, stieß Luciano hervor, der seine Sprache wiederfand. Zornentbrannt stürmte er ins Zimmer, während Clarissa mit einem Aufschrei zurückwich.
    » Wie können Sie es wagen?«, schrie er den Dichter an. » Clarissa ist mein! Und es steht Ihnen nicht zu, sie auch nur zu berühren!«
    » Ah, so ist das«, antwortete der Lord ungerührt. » Sollte das nicht die freie Entscheidung der Dame sein, wem sie ihre Gunst schenkt?« Er hob ein Monokel ans Auge und musterte Luciano mit einem Hochmut, der ihn noch mehr in Rage brachte.
    » Sie hat Nein gesagt! Hören Sie besser zu, statt einer Dame Ihre unwillkommene Aufmerksamkeit aufzudrängen!«
    Er ballte die Fäuste und funkelte den Lord an, der ihn noch immer mit einer Miene musterte, die ihn an die Dracas erinnerte.
    » Willst du mir nun einen Kinnhaken verpassen oder so etwas?«, erkundigte sich Lord Byron. » Nein, wie gewöhnlich. Wenn du schon die Ehre deiner Dame verteidigen willst, dann bitte mit Stil. Du musst mir deinen Handschuh ins Gesicht schlagen und Satisfaktion verlangen. So war das zumindest zu meiner Zeit.«
    Der Lord stutzte, als sein Blick auf Lucianos Fäuste fiel. Noch ehe der Nosferas sich entschieden hatte, ob er den Lord wirklich schlagen wollte, hatte dieser seine Handschuhe ausgezogen und hielt sie Luciano hin. Der blinzelte verwirrt. Seine Wut geriet ins Wanken. Der Dichter brachte ihn mit seinem seltsamen Verhalten aus dem Konzept.
    » Hier, nimm. Ich borge dir meine Handschuhe.«
    » Um sie Ihnen ins Gesicht zu schlagen?«, erkundigte sich Luciano fassungslos.
    Lord Byron hob die Schultern. » Wenn du dich beleidigt fühlst und meinst, es wäre nötig.«
    Luciano sah zu Clarissa hinüber, die recht verlegen dreinsah.
    » Nein«, wehrte sie ab. » Es ist ja nichts geschehen. Bitte, mach meinetwegen nicht solch einen Wirbel. Können wir es nicht einfach vergessen? Lord Byron wird es nicht wieder tun.« Sie sah ihn flehend an, doch der Dichter verbeugte sich leicht in ihre Richtung.
    » Das kann ich nicht versprechen, Fräulein Clarissa. Wer einmal die Süße Ihrer Lippen gekostet hat, der wird nicht wieder von ihnen loskommen.«
    Das war zu viel! Luciano griff nach den Handschuhen und schlug Lord Byron damit rechts und links ins Gesicht.
    » Das werden Sie mir bezahlen!«
    Der Dichter neigte den Kopf. » Aber mit Vergnügen. Nennen Sie mir Ihren Sekundanten, Herr Luciano de Nosferas. Wir treffen uns morgen zur fünften Stunde in Westbourne Green.« Der Dichter zog die Stirn kraus und fügte leise, wie zu sich selbst gewandt, hinzu. » Ich denke, das ist der geeignete Ort, zumindest war er das noch zu meinen Lebzeiten.«
    » Ein Duell?«, rief Clarissa mit schriller Stimme. » Sie wollen sich meinetwegen duellieren?«
    Lord Byron schenkte ihr ein Lächeln. » Ich könnte mir nichts Schöneres vorstellen, meine Liebe.«
    Luciano wurde es ganz schwindelig. Vor ein paar Minuten noch war er frei und unbeschwert auf der Suche nach Clarissa gewesen, um vielleicht angenehm plaudernd ein wenig mit ihr durch den Garten zu spazieren, und auf einmal war er dabei, ein Duell mit dem großen Dichter Byron zu verabreden. Doch nun gab es kein Zurück mehr, das ließ sein Stolz nicht zu. Außerdem hatte er bei den Dracas recht gut mit einem Degen umzugehen gelernt. Ob Leo den seinen mit nach London gebracht hatte? Er musste ihn fragen, ob er ihn sich borgen durfte. Jedenfalls würde er sich gut schlagen!
    » Gut. Morgen, fünf Uhr, Westbourne Green«, wiederholte Luciano knapp. » Mit dem Degen, bis nach einem Treffer Blut fließt.«
    Lord Byron schüttelte den Kopf. » Es ist an mir, die Waffe zu wählen«, widersprach er sanft. » Und ich sage Pistolen auf zwanzig Schritte.«
    » Was?«, entrüstete sich Luciano, der vage in Erinnerung hatte,

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