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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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vermutete Ivy, was Bram nur bestätigen konnte.
    » Ich musste das ganze Schiff absuchen, bis ich zumindest den Maat fand.«
    Wie Ivy vermutete, hatte der Kapitän nicht vorgehabt, mitten in der Nacht die Anker zu lichten und sich den Gefahren der Dunkelheit auszusetzen.
    » Aber uns um ein Uhr nachts hierher bestellen«, murrte Bram.
    Er weigerte sich, seine Kabine aufzusuchen und sich schlafen zu legen. So blieben sie, wo sie waren, unterhielten sich erst noch eine ganze Weile und schwiegen dann und hingen ihren Gedanken nach. Schließlich nickte Bram ein.
    Gegen fünf Uhr weckte ihn Ivy.
    » Ich glaube, jetzt geht es los. Im Schiff tut sich was. Es liegt Anspannung in der Luft und der Geschmack von Aufbruch.« Bram konnte nichts sehen oder hören, was Ivy zu dieser Überzeugung brachte, glaubte ihr aber. Er reckte sich und gähnte.
    » Gut, sobald wir Fahrt aufgenommen haben, lege ich mich ein wenig hin. Soll ich dir vorher den Frachtraum zeigen?«
    » Nicht nötig«, wehrte Ivy ab.
    Für einige Momente war es noch still auf dem Schiff, doch gerade, als sich Bram fragte, ob sich Ivy geirrt haben konnte, drangen die ersten Geräusche zu ihnen herauf. Männer liefen auf und ab und riefen sich Anweisungen zu. Sie kletterten in die Wanten und lösten die Taue, die die Segel befestigten.
    » Lichtet die Anker!«
    Der Ruf wurde weitergegeben. Die rostige Kette knirschte und ächzte. Dann erscholl das Lied der Matrosen und das rhythmische Stampfen ihrer nackten Füße. Stück für Stück entfaltete sich die Leinwand der Segel. Endlich konnte Ivy aufatmen. Aber nein. Was war das? Ein heller Schatten tauchte zwischen den am Kai vertäuten Schiffen auf und hetzte die Mole entlang. Seymour! Er hatte es tatsächlich geschafft. Plötzlich hielt er inne. Sein Blick huschte umher. Wo sollte er Ivy suchen? War sie auf einem der zahlreichen Segler hier oder kam er zu spät?
    Sein Blick blieb an dem Schoner hängen, der gerade den Anker lichtete. Ivy widerstand dem Impuls, sich zu ducken und vor seinen scharfen Augen zu verbergen. Seinem Geist war es bereits gelungen, sie aufzuspüren.
    Zu spät, Seymour. Wir laufen bereits aus, und dir ist es nicht gegeben, dich in eine Möwe zu wandeln und uns hinterherzufliegen.
    Nein, fliegen kann ich im Gegensatz zu dir nicht, antwortete der Wolf. Dann muss ich eben schwimmen!
    Noch während er die Worte dachte, lief er auf das Ende des Stegs zu. Er hielt kaum inne, sich zu wandeln, und platschte noch halb Wolf ins Wasser. Als Mensch tauchte er wieder auf und schwamm mit kräftigen Zügen auf das Schiff zu.
    Bram hatte ihn nun auch entdeckt und beugte sich über die Reling. » War das Seymour? Er will zu uns herüberschwimmen. Kann er das schaffen?«
    Ivy warf einen besorgten Blick zu den aufgezogenen Segeln, in die nun kräftig der Wind fuhr. Der Schoner schwankte und richtete sich langsam nach Süden aus. Noch gelang es Seymour, trotz der Strömung den Abstand zwischen sich und dem Schiff zu verringern. Bald war er keine fünfzig Schritte mehr vom Heck entfernt.
    » Er muss über erstaunliche Kräfte verfügen«, meinte Bram.
    » Er ist ein Werwolf«, gab Ivy zurück und sah wieder zu den Segeln hinauf, die der frühe Morgenwind blähte. Dann nahm der Schoner Fahrt auf.
    » Er fällt zurück«, sagte Bram. Ivy nickte.
    Du kannst es nicht schaffen. Kehre um, ehe dich deine Kräfte verlassen. Du bist zwar ein Werwolf, aber nicht unbesiegbar.
    Obgleich Ivy sicher war, dass ihre Gedanken ihn erreichten, antwortete er nicht. Unbeirrbar schwamm er hinter dem Schiff her.
    Mit dem Meer kannst du es nicht aufnehmen. Gib auf!
    Niemals! Und wenn es mein Ende ist und ich hier elendig ersaufe.
    Verflucht, du sturer Hund, rief Ivy in Gedanken aus. Mit einigen riesigen Sätzen, sprang sie zu einer Taurolle, die zwei starke Matrosen kaum tragen konnten. Ivy band das eine Ende fest und schob die Rolle an die Reling.
    » Bram, du musst uns helfen. Gib das Tau nach, bis ich ihn erreicht habe und dann zieh!«
    Das andere Ende des Taus in den Händen, sprang Ivy mit einem riesigen Satz über die Reling und verschwand im schwarzen Wasser. Bram unterdrückte nur mühsam einen Schrei. Er hastete zu der Rolle und ließ das Tau durch seine Finger gleiten. Sein Blick huschte umher. Warum hatte keiner bemerkt, dass Ivy über Bord gesprungen war? Kein Ruf erscholl. Stattdessen nahm das Schiff stetig an Fahrt auf. War das etwa auch Ivys Wille?
    Aber ja. Wir wollen doch jede Aufregung vermeiden. Konzentriere du dich auf

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