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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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einmal Begräbnisse in der Kirche feierte. Seltsam. Sehr seltsam.
    *
    Als Ivy in den Fountain Court zurückkehrte, entdeckte sie Franz Leopold. Sie war sich sicher, dass er sie ebenfalls bemerkt hatte, doch er wandte sich ihr nicht zu, sondern setzte seinen Weg fort.
    » Leo, bleib stehen! Ich möchte mit dir sprechen. Tu nicht, als wüsstest du das nicht. Es ist nicht sonderlich höflich, wenn ich dir über den ganzen Platz nachlaufen muss!«
    Der Dracas hielt inne und wandte sich zu ihr um. Ivy schritt auf ihn zu. Ihr silbernes Gewand schwang um ihre nackten Füße, und es wirkte ein wenig so, als würde sie den Boden gar nicht berühren, sondern über ihn hinwegschweben. Franz Leopold war es, als sehe er sie zum ersten Mal, so vertraut und doch auch überirdisch fremd schien ihm die Gestalt, die ihn aus türkisfarbenen Augen musterte. Sie sah noch immer aus wie ein dreizehnjähriges Mädchen, noch halb Kind, so wie er sie damals in Rom kennengelernt hatte, und doch fand er in diesem Augenblick, als sie im Mondlicht über den Hof auf ihn zuschritt, dass sie kaum weniger einem Kind hätte gleichen können. Vielleicht noch die glatte Haut ihres Gesichts, doch selbst in diesen feinen Zügen war nichts Kindliches. Und dann erst dieser Blick. Er sprach davon, wie viel diese Augen schon gesehen hatten. Nein, von der Unschuld eines Kindes war hier nichts zu finden. Aber das war es nicht, was Franz Leopold irritierte und ihm Ivy fremd erscheinen ließ. Vielleicht war es ihre Haltung. Die Art, wie sie auf ihn zukam, von einer Aura der Macht umgeben. Furchtlos war ihr Blick, über alles erhaben. Jenseits von solch niederen Regungen wie Unsicherheit, Schmerz oder Angst. Leo war überzeugt, dass in diesem Augenblick nicht einmal Draculas Erscheinen Ivy in irgendeiner Weise erschüttern könnte.
    Sie war gewachsen, innerlich zumindest, und sie hatte sich von ihren weichen, menschlichen Empfindungen entfernt.
    Ivy stand nun vor ihm und hob ihre zarten Augenbrauen. » Und das bedauerst du?«
    Natürlich, sie war die Einzige, die den sorgsam um seine Gedanken gezogenen Schutzschild noch immer mit Leichtigkeit durchdringen konnte. Dabei gelang dies nicht einmal dem Baron oder den Besten unter den Dracas.
    Leo zuckte mit den Schultern. » Wir verändern uns alle, ob zu unserem Vorteil oder nicht, das tut nichts zur Sache. Es ist der Lauf der Dinge.«
    » Du sagst es«, stimmte ihm Ivy zu, doch in ihrer Stimme schwang ein scharfer Unterton. » Reiche mir deinen Arm und lass uns in den Rosengarten gehen. Dort können wir uns ungestört unterhalten.«
    » Ich bin mir nicht sicher, ob ich das überhaupt will«, murmelte der Dracas, befolgte jedoch ihren Vorschlag und führte sie die Treppe hinunter in den Garten. Ivy ließ sich Zeit. Sie schritt über den erstaunlich weichen, gepflegten Rasen und beugte sich von Zeit zu Zeit zu einer der Rosen herab, um den Duft der vollen Blüten in sich aufzunehmen. Auch Franz Leopold schwieg. Vielleicht war er dankbar für den Aufschub. Als sie die Mauer mit dem schmiedeeisernen Gitter erreichten, die den Garten vom Themseufer trennte, hielt Ivy inne und wandte sich um.
    » Was ist passiert?«
    Franz Leopold hob lässig die Schultern. » Was soll denn passiert sein? Ich weiß nicht, wovon du sprichst.«
    » Doch, das weißt du ganz genau. Was ist zwischen dir und Alisa vorgefallen?«
    » So sehr ich dich als Freundin schätze, ich finde, das geht dich nichts an.«
    Franz Leopold sprach in dem näselnden Tonfall, mit dem er andere in die Schranken wies und Alisa zur Weißglut brachte, aber Ivy ließ sich davon nicht beeindrucken. Das hätte er sich denken können.
    » Ich weiß, wie es um euch stand, als wir uns in Wien voneinander verabschiedet haben, und nun seht ihr euch kaum mehr an und wechselt kein Wort mehr miteinander.«
    Wieder zuckte er mit den Schultern. » Liebe kommt, Liebe geht, so ist das eben. Das haben wir doch inzwischen beide begriffen.«
    » Nein, so einfach ist es nicht! Gerade ich weiß das«, gab sie mit mehr Schmerz in der Stimme zurück, als ihr vielleicht lieb war. Franz Leopold fühlte sich unangenehm berührt. Wenn sie noch immer unter seinem plötzlichen Rückzug litt, so wollte er möglichst nichts davon wissen. Es war nicht seine Schuld! Sie hatte ihn gekränkt und getäuscht, als sie sich als eine Lycana reinen Blutes ausgegeben hatte. Aber darum ging es nicht. Nicht mehr.
    » Warum meidest du Alisa? Warum lässt du sie fallen?«
    » Ich sie? Oh nein, Ivy, da bist du

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