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Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad

Titel: Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrike Schweikert
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einfacheren Weg!«
    Luciano trat näher und rüttelte an einem der Eisenbeschläge in der Mitte der Tür, der unvermittelt nachgab. Er schob ihn zur Seite und öffnete ein kleines Fenster, das in die Tür eingelassen war.
    » Bitte schön!«
    Die anderen sahen einander verdutzt an. Sie hatten die verborgene Öffnung nicht gesehen. Diese war zwar kaum mehr als einen halben Fuß breit, doch für Fledermäuse reichte es.
    Auf der anderen Seite setzten sie ihren Weg fort. Die Erben mussten sich noch zweimal wandeln, um Gittertüren zu passieren, ehe sie die ersten Zellen erreichten. Rowena, der es zu anstrengend war, ihre Gestalt immer wieder mit der einer Fledermaus zu tauschen, setzte lieber ihre gewohnte Fähigkeit ein. Nun, da es kein Geheimnis mehr war, machte sie sich nicht mehr die Mühe, sie zu verbergen. Fasziniert sahen die anderen zu, wie Rowena auf das Gitter zuging. Ihre Konturen wurden weicher, dann schien sie für einen Augenblick zu verfließen. Ein paar Nebelwölkchen lösten sich von ihrem Körper, der seltsam farblos wurde. Dann trat sie durch das Gitter. Obwohl man die Form ihres Körpers noch ahnte, glitten die Stäbe durch ihn hindurch. Und schon zeichneten sich ihre Umrisse wieder deutlich ab. Einen Wimpernschlag später stand sie unverändert bei den anderen auf der anderen Seite.
    » Unglaublich«, hauchte Luciano beeindruckt.
    » Ja, das ist nicht schlecht«, musste selbst Franz Leopold zugeben. » Das lohnt sich zu lernen. Und es sieht nicht so aus, als würde es viel Kraft erfordern.«
    Rowena hob die Schultern. » Mich strengt es nicht besonders an. Ganz im Gegensatz zu einer Wandlung. Die kostet mich sehr viel Energie. Das hat sicher damit zu tun, was man gewöhnt ist. Mervyn kann sich vermutlich ein Dutzend Mal in einer Nacht in alles mögliche Getier verwandeln, ohne erschöpft zu sein.«
    Das war richtig und Franz Leopold ahnte, dass die Sache mit dem Nebel zu Anfang an ihnen zehren würde. Doch wenn sie oft genug trainierten, erhielten sie eine sehr praktische Fähigkeit dazu.
    Sie gelangten an eine Treppe, die in die Tiefe führte. Die Geräusche und der unglaubliche Gestank, der ihnen entgegenschlug, hätten zartere Gemüter davon abgehalten, dort hinunterzusteigen, doch die jungen Vampire folgten unbeeindruckt weiter ihrem Weg, entschlossen, das gesamte Gebäude zu durchsuchen, um an die begehrten Akten zu gelangen. Nach Aktenschränken sah es hier unten allerdings nicht aus. Nachdem sie zwei weitere Gitter passiert hatten, erreichten sie einen gewölbten Gang, von dem aus zu beiden Seiten Zellen abgingen. Es war fast völlig dunkel, doch die Vampire sahen genug, um sich ein Bild von dem Elend in dieser Hölle tief unter der Erde zu machen. Während sie oben eine ganze Anzahl leerer Zellen gesehen hatten, waren diese hier mit Menschen geradezu vollgestopft. Die Gefangenen waren an Hals und Händen angekettet und ihre ausgemergelten Körper und eingefallenen Gesichter zeigten deutlich, dass sie kaum etwas zu essen und nur ungenügend zu trinken bekamen. Viele fieberten. Die Vampire konnten die deutlich wärmere Aura um ihre Körper erkennen. Einige hingen nur apathisch an ihren Ketten, von denen manche so befestigt waren, dass sie sich kaum richtig setzen oder hinlegen konnten. Andere schrien und schlugen mit ihren Ketten gegen die Wände, dass es einen Höllenlärm machte. Ihren roten Augen nach, die nahezu aus den Höhlen traten, waren sie längst nicht mehr bei Sinnen. In zwei Zellen lagen gar Tote zwischen den Gefangenen, die bereits begehrlich von Ratten umkreist wurden. Hier an diesem Ort war das Sterben natürlicher als das Überleben! Franz Leopold konnte sich gut vorstellen, dass nur wenige dieser Gefangenen das Tageslicht als freie Männer wiedersehen würden.
    » Hier stirbt man schneller an Typhus und Cholera als man sich umschauen kann«, meinte Luciano düster. » Nein, wie widerlich. Da vergeht einem jede Lust, einen von ihnen zu beißen.«
    » Das ist also der Ort, an dem man die Feinde der britischen Krone wegschließt, die sich für ihr Volk, ihre eigene Religion und ihre Unabhängigkeit einsetzen«, meinte Mervyn leise.
    Rowena trat an seine Seite und nahm seine Hand. » Der Gang führt nirgendwohin. Gehen wir. Hier werden wir nichts finden, das uns weiterhilft.«
    Sie kehrten in die oberirdischen Teile des Gefängnisses zurück. Sie durchquerten noch einen weiteren Trakt mit Gefangenen, die es dort oben ein wenig besser zu haben schienen als die Insassen der

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