Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad
hineinfliegen können?«
» Offen? Nein. Es gibt starke Gitter vor den Fenstern«, antwortete Luciano ausweichend und überlegte, ob er zu einer direkten Lüge greifen sollte, um Rowena rauszuhalten. Lady Margaret und Lord Milton sahen ihn noch immer aufmerksam an.
Tu das lieber nicht, riet ihm Franz Leopold im Stillen. Luciano hatte sich noch nicht entschieden, als Rowena sich erhob.
» Ich habe meine Fähigkeiten eingesetzt«, gestand sie.
Lady Margaret schüttelte den Kopf. » Du weißt, dass dies nicht der Sinn dieser Aufgabe ist. Die Erben sollen selbst herausfinden, was sie benötigen, um dies dann zu erlernen.«
Rowena nickte betreten. » Ja, ich weiß. Aber wir waren schon so weit gekommen. Und die anderen hatten bereits begriffen, was ihnen fehlt. Wir werden nach diesem Treffen keine Zeit verlieren, mit den ersten Übungen zu beginnen.«
Zu Lucianos Überraschung ließen der Lord und die Lady den Verstoß damit auf sich beruhen. Ja, sie sagten ihnen gar zu, einen der Altehrwürdigen zu schicken, der sie bei ihren Bemühungen unterstützen sollte.
Die anderen sahen neugierig zu ihnen herüber, und es war natürlich Alisa, die zu wissen begehrte, mit welcher ihrer speziellen Fähigkeiten Rowena ihrer Gruppe geholfen hatte. Genauso wenig wunderte es Luciano, dass sie von Lady Margaret und Lord Milton verlangte, diese ebenfalls erlernen zu dürfen. Doch zu ihrer Enttäuschung lehnten die beiden Vyrad es ab, überhaupt etwas zu verraten.
» Ihr sollt alles von uns lernen, was wir können, doch erst müsst ihr selbst herausfinden, was ihr braucht, so lautet die Regel.«
» An die sich die anderen nicht gehalten haben«, schimpfte Alisa, allerdings so leise, dass die Vyrad nicht darauf reagierten.
Lady Margaret wandte sich wieder an Luciano und die Gruppe. » Ihr habt in der ersten Nacht schon einiges herausbekommen. Habt ihr euch auch schon überlegt, wie ihr weiter vorgehen wollt?«
Luciano nickte. » Wir haben eine Art Archiv entdeckt, in dem wir vielleicht Unterlagen über den gesuchten Fall finden. Allerdings schien es uns nicht sonderlich gut sortiert. Ich hoffe, wir können schnell die Akten für das Jahr 1867 finden.«
» 1867?« Lady Margaret hob die Brauen. » Warum sucht ihr nach einem Fall aus diesem Jahr?«
Luciano starrte sie verwirrt an. » Ja, weil das auf dem Blatt steht, das Ihr uns gegeben habt.« Er streckte die Hand danach aus, und Franz Leopold reichte es ihm. Die IRB führte 1867 den Aufstand gegen die englische Oberhoheit an«, las er vor und verstummte dann. Verunsichert setzte er nach: » Wir haben angenommen, dass der Fall, den wir suchen, ebenfalls das Jahr 1867 betrifft…« Bestürzt wandte er sich zu den anderen um, die ebenfalls nicht gerade begeistert wirkten, wenn sie an die unordentlichen Papierstapel im Archivraum des Gefängnisses zurückdachten. Nur Karl Philipp sah ungerührt drein. Entweder, weil er den Raum nicht gesehen hatte und sich nicht vorstellen konnte, was für eine aussichtslose Suche ihnen bevorstand, wenn sie nicht einmal das Jahr wussten, oder weil er demonstrieren wollte, dass ihn das alles nicht interessierte.
Die Lady und der Lord ließen die Gruppe mit ihrer Bestürzung alleine und wandten sich an die nächsten. Auch deren Aufgabe wurde noch einmal laut vorgelesen.
» Nun Malcolm, wer von euch möchte berichten, was ihr heute Nacht herausgefunden habt?«, fragte Lord Milton.
Alisa war noch ihm Begriff, sich zu erheben, als Tammo bereits aufgesprungen war und lossprudelte.
» Wir haben unseren Fall gelöst!«, rief er und warf den Mitgliedern der anderen Gruppe einen triumphierenden Blick zu, ehe er fortfuhr.
» Wie ihr gehört habt, sind wir auf der Spur von mehreren Dutzend Männern, die Ende des vergangenen Jahrhunderts in der Fleet Street verschwanden. Dem Hinweis auf eine Kirche sind wir zuerst nachgegangen. Sie ist nach einem Heiligen benannt, der im Jahr 970 Erzbischof von Canterbury war. Leider gibt es gleich mehrere Kirchen in London, die seinen Namen tragen. Aber wir haben herausgefunden, dass es sich um St. Dunstan in the West handelt, gar nicht weit vor den Toren des Temple.«
Alisa war erstaunt, wie gut ihr Bruder seine Sache machte. Er sprach laut und klar und formulierte seine Sätze so, dass jeder leicht folgen konnte. Vielleicht wurde ja doch noch etwas aus ihm.
Das habe ich mitbekommen!
Alisa blinzelte überrascht. Er trug die Ergebnisse der Nacht vor und konnte gleichzeitig noch ihre Gedanken auffangen?
Ja,
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