Die Erben der Nacht - Vyrad - Schweikert, U: Erben der Nacht - Vyrad
Hauptsache, wir sind drin und können uns umsehen. Wir müssen herausfinden, wo sie ihre Akten aufbewahren, um mehr über unseren Fall zu erfahren.«
Luciano ließ sie widerstrebend los. » Ich werde nicht vergessen, später darauf zurückzukommen«, murmelte er. » Ich will wissen, wie sie das geschafft hat!«
Mervyn trat neben ihn. » Kannst du es nicht einfach auf sich beruhen lassen?«
» Warum?« Luciano sah ihn überrascht an. » Ah, du weißt es. Du hast es gesehen und willst es für dich behalten!«
Mervyn wand sich. » Ich weiß nicht, ob Lord Milton damit einverstanden wäre. Die Vyrad sollen uns ja nur begleiten und nicht ihre Fähigkeiten einsetzen, um uns Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Er sagte, wir sollen selbst darauf kommen, was wir für unsere Ermittlungen brauchen, und uns dann an ihn wenden, um es zu erlernen. Rowena hätte es nicht einfach tun dürfen, vor allem nicht vor meinen Augen. Das war gegen die Regeln. Ich weiß nicht…«
» Ach, was.« Luciano wischte seine Bedenken mit einer Handbewegung weg. » Wir sind zu der Erkenntnis gekommen, dass wir in verschlossene Häuser und Zimmer kommen müssen, deren Türen dicht schließen. Und wir müssen die Fähigkeit der Vyrad erlernen, diese Hindernisse zu überwinden– wie auch immer diese genau aussieht.«
» Nebel«, sagte Franz Leopold mit einem breiten Grinsen.
» Was?«
» Sie lösen sich in Nebel auf, ziehen durch den kleinsten Spalt und nehmen dann wieder ihre Gestalt an.«
Mervyn fuhr zu dem Dracas herum. » Woher weißt du das?«
Sein Grinsen wurde noch breiter. » Du hast es mir selbst gesagt, oder besser noch, sehr bildhaft gedacht. Es war eine schöne Vorstellung.«
Mervyn stöhnte. » Ihr Dracas seid mit eurer Gedankenleserei eine echte Landplage.«
Leo nickte bedächtig. » Wenn du es erst selbst beherrschst, wirst du es recht praktisch finden. Die Anfänge hast du in Wien gelernt. Es liegt an dir, sie weiterzuentwickeln. Ich gebe es ja nicht gern zu, doch selbst Luciano hat in den wenigen Monaten erstaunlich dazugelernt.«
Luciano knuffte Leo in die Rippen. » Altes Ekel!«
» Wieso? Ich habe dich gerade gelobt, falls dir das entgangen sein sollte.«
» Ja, und es gehört zu deinen besonderen Talenten, selbst mit jedem Lob eine Beleidigung auszusprechen.«
» Nicht schlecht, was?« Leos Augen funkelten.
Rowena, die bereits das Ende des Ganges erreicht hatte, wandte sich zu ihnen um. » Könnt ihr jetzt endlich mal still sein oder wollt ihr unbedingt entdeckt werden? Ich frage mich, wer das Gerücht erfunden hat, Frauen könnten ihren Mund nicht halten!«
Der Theatergeist der DruryLane
Die jungen Vampire waren schon eine Weile durch das House of Correction gelaufen, ohne einen einzigen Aktenraum zu entdecken. Bisher waren sie noch nicht einmal auf die Gefängniszellen gestoßen, doch der Gestank, der aus allen Poren der Mauern zu quellen schien, sagte ihnen, dass sie immer näher kamen.
Zahlreiche verschlossene Türen säumten nun den Gang zu beiden Seiten. Rowena erkundete einige der dahinterliegenden Räume für sie, meldete aber jedes Mal, es würde sich nicht lohnen, sie näher zu untersuchen. Es waren Wachstuben und Verhörräume. Nirgends waren Akten zu sehen. Eine weitere schwere Eisentür versperrte ihren Weg. Diese war von der anderen Seite nicht so einfach zu öffnen, wie Rowena mit einem Blick erkannte. Natürlich nicht. Hinter der Tür begann der Zellentrakt. Es war zwar ein Riegel auf der Außenseite angebracht, aber auch ein Schloss. Ohne den Schlüssel dazu würden sie nicht weiterkommen.
» Soll ich mich umsehen, ob ich den Wächter entdecke, der den Schlüssel hat?«, schlug Franz Leopold vor. » Ich dreh als Fledermaus eine Runde. Vielleicht draußen in der Wachstube?«
» In der mindestens drei Bewaffnete sitzen«, erinnerte Mervyn. » Willst du sie alle außer Gefecht setzen oder dachtest du daran, sie höflich um die Schlüssel zu bitten?«
» Das könnte ich durchaus!«, behauptete Franz Leopold mit glitzernden Augen. » Sie würden mir den Schlüssel geben und sich nachher nicht einmal mehr daran erinnern.«
» Und wie oft hast du so etwas schon bei bewaffneten Gefängniswärtern versucht?«, wollte Luciano wissen. » Wenn einer Verdacht schöpft und du dich wehren musst, wird es schwer, die Spuren zu verwischen.« Leo blieb ihm die Antwort schuldig.
» Nein, ich bin dagegen. Ich will nicht deine Fähigkeiten infrage stellen, Leo, aber das ist ein unnötiges Risiko. Es gibt einen
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