Die Erben der Schöpfung
die Luft.
Kate Batori beendete das Gespräch mit ihrer Assistentin und wandte sich wieder Hiroko zu. »Es hat alles wunderbar geklappt. Wir konnten so viele Eier herausnehmen, dass sie bestimmt ausreichen werden, um mehrere Embryos zu erzeugen. Am besten ziehen Sie sich wieder an, dann können wir alles Weitere besprechen.« Ihr warmherziges Lächeln wirkte beruhigend auf Hiroko und deren Mann Richard.
Zumindest Hiroko schien entspannt zu sein. Richard sah immer noch ein wenig mitgenommen drein, nachdem er eine Stunde zuvor eine Spermaprobe hatte abgeben müssen. Vielleicht beneidete er seine Frau um die passive, saubere Rolle, die sie bei dem Verfahren gespielt hatte, während ihm die Erfüllung seiner Aufgabe dabei nicht ganz so leicht gefallen war.
Richard räusperte sich. »Dr. Batori. Meine Frau und ich sind zu dem Schluss gekommen, dass wir auf jeden Fall die genetische Untersuchung machen lassen wollen, wenn die Embryos reif dafür sind…« Er hielt einen Moment inne. »Und auch die Gentherapie, falls irgendetwas gefunden wird.«
»So hatte ich Sie auch verstanden, Mr. Tate. Das werden wir tun.«
»Müssen wir dafür noch irgendwelche Papiere unterschreiben?«
»Nein. Ich kümmere mich darum, die geeigneten Tests anzufordern. Die Ergebnisse müssten wir in ein paar Wochen vorliegen haben, wenn die Embryos so weit sind, dass sie eingepflanzt werden können. Haben Sie sonst noch Fragen?«
Richard griff nach der Hand seiner Frau und drückte sie. Sie sah glücklich aus und schenkte ihm ein Lächeln.
Kurz darauf saß Kate Batori wieder allein in ihrem Sprechzimmer. Sie zog den Flachbildschirm von der offenen Tür weg und las mit wachsendem Interesse eine E-Mail. Nachdem sie kurz überlegt hatte, begann sie zu tippen.
An: Kenji Nakamura
Von: Kathryn Batori
Betreff: Phase II
Nachricht:
Kenji,
habe Ihren Bericht mit großem Interesse gelesen. Bin
einverstanden mit Übergang zu Phase II. Habe das
passende Paar gefunden und kann sofort anfangen.
Sind die Vektoren, die Sie geschickt haben, aus der
jüngsten Partie? Bitte um Rat.
Kate
Carlos Escalante zückte sein Mobiltelefon und wählte Nathan Halls Büronummer.
»Hall.«
»Hallo, Nathan. Ich glaube, ich habe ein paar Informationen.«
»Das will ich hoffen. Was tut sich denn?«
»Ich habe einen Assistenten aufgetrieben, der dort im Labor arbeitet. Er studiert hier an der Universität.«
»Und?«
»Offenbar findet er, dass einige der Bosse sich auf einmal anders verhalten.«
»Zum Beispiel?«
»Ich glaube, Nakamura geht einigen Leuten langsam ziemlich auf die Nerven. Er behindert den Informationszugang und hat allen im Labor die Fingerabdrücke abnehmen lassen.«
»Weshalb?«
»Weiß ich noch nicht. Außerdem habe ich gehört, dass zwischen ihm und Mercer, dem Finanzchef, ein bisschen dicke Luft herrscht. Anscheinend stehen sie unter enormem Druck.«
»Carlos, was tut sich in diesem Labor? Kommt der Druck daher, dass sie eine neue Entdeckung gemacht haben? Oder daher, dass ihnen langsam das Geld ausgeht?«
»Keine Ahnung.«
»Hören Sie, ich muss wissen, ob ich mich in diesen Laden einkaufen soll oder nicht, und uns bleiben nur noch ein paar Tage. Sie müssen irgendwie reinkommen.«
»Sie meinen, ich soll einbrechen?«
»Ich habe nicht gesagt, wie. Aber ich will handfeste, verlässliche Informationen. Dafür bezahle ich Sie schließlich.«
»Nicht genug.«
»Dann verdoppeln Sie die Summe. Aber schleichen Sie sich auf das Gelände und finden Sie ein für alle Mal raus, was diese Firma unter Verschluss hält.«
»Alles klar.«
9
Washington, D. C.
Susan Archer-Bentham stand neben dem Schreibtisch ihrer Freundin und Kollegin im Washingtoner Büro von Associated Press. Janet Davies war erst vor Kurzem aus dem Mutterschutz zurückgekehrt und wollte sich eigentlich von Susan auf den neuesten Stand bringen lassen. In Wirklichkeit hatte das jedoch für Susan bedeutet, sich von Janet mit Babybildern bombardieren zu lassen, bis sie Kinn, Augen, Ohren und sonstige Körperteile des Kindes ausführlich genug gelobt hatte, um die stolze Mutter zufriedenzustellen.
Endlich wandte sich das Gespräch beruflichen Themen zu. Janet ergriff als Erste das Wort. »Also, die ganze Zeit, als ich weg war, musste ich fast ständig daran denken, dass du diese Geschichte unbedingt machen musst.«
Irgendwie hatte Susan daran gewisse Zweifel.
Janet fuhr fort. »Du weißt ja, dass wir unser Kind
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