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Die Erben der Schöpfung

Die Erben der Schöpfung

Titel: Die Erben der Schöpfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Anderson
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haben ja schon öfter über die finanzielle Seite gesprochen, und ich habe gerade meine Leute eine umfassende Bilanzschätzung von BrainStem vornehmen lassen. Uns läuft ein bisschen die Zeit davon, Kenji.«
    »Was soll das heißen?«
    »Wie gesagt, das Startkapital ist weitestgehend ausgegeben, und Soliton kann BrainStem zwar noch eine Weile mitziehen, aber nicht ewig. Nach dem Börsengang muss sich BrainStem selbst finanzieren. Sie wissen, dass ich dieses Unternehmen vorbehaltlos unterstütze; ich habe ja persönlich zu seiner Gründung beigetragen. Ich brauche lediglich etwas, was ich den Investoren zeigen kann.«
    »Das Parkinson-Projekt lässt sich ganz gut an. Wir brauchen nur ein bisschen mehr Zeit.«
    »Wie viel Zeit?«
    »Ich weiß nicht – vielleicht zwei Jahre.«
    Drake schüttelte entschieden den Kopf. »Ausgeschlossen. Ich dachte eigentlich, ich müsste nicht deutlicher werden, aber der Vorstand macht massiv Druck. Sie wollen, dass wir BrainStem abstoßen. Es wird wesentlich schwerer, noch mehr Kapitaleinsatz zu rechtfertigen. Ich brauche etwas anderes. Biotech-Firmen brechen zusammen wie Kartenhäuser. Wie sieht’s mit dem Nachwachsen von Rückenmark aus?«
    Nakamura überlegte kurz. »Ich könnte eine Zusammenfassung unserer Leistungen in diesem Bereich schreiben. Wir haben ein paar vielversprechende Experimente gemacht.«
    »Das klingt schon besser«, sagte Drake anerkennend. »Gibt es sonst noch etwas? Noch irgendwelche anderen Forschungsrichtungen, die neu, interessant oder bahnbrechend sind?«
    »Nichts dergleichen«, erwiderte Nakamura. »Wir konzentrieren uns auf die Projekte mit Substantia nigra und Rückenmark. Aber natürlich sind wir ständig auf der Suche nach neuen gewinnbringenden Ideen.«
    Drake war noch nicht zufrieden. »Was ist mit diesen neuen Wissenschaftlern, die Sie eingestellt haben – dieser Stiles aus England und die neue Populationsbiologin? Kendrick heißt sie, nicht wahr?«
    »Reine Hilfskräfte. Sie haben noch nicht einmal richtig angefangen. Ich wollte ein paar Bildgebungsverfahren testen, um zu sehen, ob wir damit das Nachwachsen von Rückenmark verfolgen können, ohne so viele Tiere zu verbrauchen. Und die Frau soll in der Schimpansenkolonie mitarbeiten.« Nakamura brach hinter seinem Schreibtisch der Schweiß aus.
    »Und jetzt möchte ich das Neueste über das Dopamin-Projekt wissen«, drängte Drake weiter.
    »Aber gern«, sagte Nakamura erleichtert.

10

    Jamie saß in ihrem Büro und schob auf dem Computerbildschirm Icons hin und her. Daneben gab es in ihrem Raum lediglich einen Aktenschrank, eine Weißwandtafel und einen großen Schreibtisch. Die karge Einrichtung hatte nichts damit zu tun, dass Jamie ihr Büro nicht hätte gemütlicher einrichten wollen. Es war einfach eine Frage der Prioritäten, dass ihr Computer zuerst kam, und wenn das zufriedenstellend gelöst war, würde sie sich um andere Dinge kümmern. Allerdings würde es geraume Zeit dauern, bis sie ihren PC nach ihren Wünschen und Bedürfnissen eingerichtet hatte, erst recht, wenn sie andauernd an den Schimpansen denken musste. Ihre neue Wohnung im Südflügel des Gebäudekomplexes würde ebenso warten müssen, und so stapelten sich ihre Kleider, ihre Geräte und alle anderen Habseligkeiten an der Wand, bis sie irgendwann zum Aufräumen käme.
    Die meisten alleinstehenden Wissenschaftler hatten sich aus Gründen der Bequemlichkeit dafür entschieden, auf dem Gelände zu wohnen. Andere, die lieber in Manaus lebten, übernachteten an Werktagen trotzdem im Labor. Selbst mit einem modernen Schnellboot dauerte die Fahrt fast zwei Stunden, und das war einfach zu lang für Wissenschaftler, die ohnehin bis in den späten Abend hinein arbeiteten. Selbst einige der Familien mit Kindern wohnten auf dem Gelände. Neben dem Gebäudekomplex war für die Kinder ein Spielplatz gebaut und sorgfältig vom nicht weit entfernt liegenden »Schimpansenspielplatz« abgezäunt worden. So mancher hatte sich schon gefragt, ob wohl die Kinder oder die Schimpansen mehr davon profitierten, das Spiel der jeweils anderen Gruppe zu beobachten.
    An diesem Morgen hatte Jamie die Dauer von ein paar Simulationen kalkuliert, die in MatLab auf ihrem PC liefen und über ein Remote Link zu den Großrechnern im Keller übertragen wurden. Geometrische Muster rasten in halsbrecherischer Geschwindigkeit über den Bildschirm, während die Zeitdiagnose Berechnungen durchführte und komplexe Visualisierungen lieferte. Als das optische Feuerwerk

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