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Die Erben der Schöpfung

Die Erben der Schöpfung

Titel: Die Erben der Schöpfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Anderson
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Generation zum Aussterben dieser Art sowie der Insekten, Vögel, Flughunde und Motten führen könnte, die von ihm leben. Es ist absolut denkbar, dass eine Veränderung dessen, welches Tier die Früchte frisst, über Leben und Tod vieler Baumarten entscheiden könnte. Oft tritt auch eine Art Kettenreaktion ein, wenn Lebensräume gestört werden. Die Auswirkungen auf andere Affenpopulationen könnten außerdem bedenklich sein.«
    Nakamura zwinkerte ihr zu. »Das waren aber nicht die Konsequenzen, über die wir gesprochen haben.«
    Jamie lehnte sich zurück. »Der Punkt ist, dass es sich um ein unendlich kompliziertes Geflecht handelt, das infolge einer Störung entweder mit massiver Entwaldung reagieren oder auch unverändert bleiben könnte. Es ist völlig unvorhersehbar, und genau solche Probleme bearbeite ich gern. Es wurde schon lang vermutet, dass enorm komplizierte Systeme wie Regenwälder keine wilden, vom Zufall beherrschten Schmelztiegel unkontrollierten Wachstums sind. Wahrscheinlich sind sie von einer inneren Ordnung geprägt. Die Tatsache, dass Regenwälder in Afrika, Südamerika und Südostasien sich so ähneln, setzt praktisch voraus, dass es Kräfte gibt, die die Natur dort formen und die sich vermutlich auf so simple Gegebenheiten wie Regenmenge, Temperatur und Höhenlage zurückführen lassen. Wahrscheinlich lässt sich sogar beweisen, dass Ihre Schimpansen dem Regenwald nicht im Geringsten schaden werden.«
    Nakamura sah sie durchdringend an. »Sie glauben also, dass Regenwälder gar nicht so empfindlich sind?«
    Jamie erwiderte seinen Blick. »Sie sind enorm empfindlich – in Bezug auf Holzfäller und Bulldozer, die Flächen für Weidevieh roden. Aber was die Artenfluktuation angeht, so vermute ich, dass sie enorm stabile Ökosysteme darstellen, die nicht die geringste Gefahr laufen zu verschwinden. Ihre Schimpansen fallen unter die zweite Kategorie, und ich glaube, ich kann es beweisen, wenn ich genug Zeit und Computerpower bekomme.«
    Nakamura lächelte skeptisch. »Und wenn Sie sich irren?«
    »Dann verspreche ich Ihnen, dass ich jeden, der etwas anderes behauptet, unter Bergen von Daten begrabe.«
    »Wunderbar. Sie erweisen sich ja jetzt schon als nützlich.«
    »Ich will mehr über diesen Schimpansen wissen. Dr. Stiles hat heute ein paar Experimente durchgeführt, und das hat mich neugierig darauf gemacht, was für Veränderungen Sie an ihm…«
    »Sie waren dabei?«, fiel er ihr ins Wort.
    »Gerade eben erst.«
    »Mit wem haben Sie über den Schimpansen gesprochen?«, herrschte Nakamura sie an und fuhr auf seinem Stuhl in die Höhe.
    »Keine Sorge, nur mit Sameer, Dr. Stiles und seinem Postdoc.« Jamie fand es unnötig, Mercer zu erwähnen.
    »Was hat Dr. Stiles gesehen?«, fragte Nakamura mit zunehmend verbissener Miene.
    »Sein Gehirn ist erstaunlich. Es ist viermal so groß wie das eines normalen Schimpansen und hat Faltungen in der Großhirnrinde, die ganz anders aussehen als bei anderen Primaten und eher mit menschlichen Gehirnen vergleichbar sind.«
    Nakamura war auf einmal wie ausgewechselt, ja regelrecht euphorisch. »Das sind ja gute Neuigkeiten.«
    »Können Sie mir nicht ein bisschen mehr Informationen geben? Ich habe etliche Theorien über den Schimpansen und würde gern ein wenig mehr beitragen.«
    Nach längerer Pause sprach Nakamura weiter, wieder so beherrscht, wie Jamie ihn kannte. »Na gut. Dann organisiere ich eine Besprechung mit allen, die an dem Projekt beteiligt sind, und lasse den bisherigen Kenntnisstand erörtern. Ich beraume für Donnerstag ein Briefing an, bei dem alles geklärt werden kann. Bis dahin muss ich aber darauf bestehen, dass Sie mit niemandem außer den Doktores Gupta, Stiles und Evans über den Schimpansen sprechen.« Nakamuras abschließender Tonfall besagte, dass das Gespräch beendet war.
    Jamie nickte nur.
    Auf der Stelle wechselte Nakamura das Thema. »Unser Personalchef möchte Sie noch sprechen, um angemessene Büroräume, Hilfskräfte und Gelder für Ihre Arbeit bereitzustellen. Wenn Sie mehr Computer brauchen, können Sie sich jederzeit an unseren IT-Leiter Mr. Fowles wenden. Willkommen bei BrainStem Therapeutics, Dr. Kendrick.«
    »Eine Frage noch. Darf ich Sie Kenji nennen?«
    »Wenn Sie unbedingt wollen.«
    Hiroko Tate saß auf dem Untersuchungsstuhl, das sterile Tuch noch über den Beinen. Sie hatte die Füße auf dem Boden stehen und die Hände im Schoß. Rechts und links stachen die mit bunten Topfhandschuhen gepolsterten Beinstützen in

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