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Die Erben der Schöpfung

Die Erben der Schöpfung

Titel: Die Erben der Schöpfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Anderson
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Blechtablette mit den Resten ihrer letzten Mahlzeit. Diego hatte einen Klappspaten achtlos gegen einen Baum geworfen, nachdem er einen kleinen Graben um das Zelt gegraben hatte.
    Diego war in Manaus im Bundesstaat Amazonas geboren und aufgewachsen. Sein Vater hatte einen Laden besessen, und wenn Diego nicht im Geschäft arbeitete, hatte er oft Gelegenheit gehabt, das Wochenende im Regenwald zu verbringen. João Miguel kannte den Wald nicht. Er war in einem Vorort der Hauptstadt Brasilia aufgewachsen und wusste nicht mehr über den Regenwald als über den Himalaja. Das freute Diego sehr, denn eine bessere Kombination aus Leichtgläubigkeit und Begeisterungsfähigkeit in einem Gefährten hätte er nicht finden können.
    Diego erzählte João Miguel schon seit Jahren Geschichten über die Gefahren und Geheimnisse des Amazonas, und João Miguel nahm seinem Freund bereitwillig sämtliche Heldentaten ab. Für João Miguel war Diego ein Schlangenbeschwörer, ein Hausierer und Schamane erster Güte.
    Beim Abendessen hatte Diego seinem Partner einen Schwank aus seiner Jugend erzählt, nämlich wie er und zwei Freunde einmal einem Jaguar begegnet waren. Er beschrieb die Zähne des Raubtiers, seine Klauen und das getrocknete Blut um sein Maul, das von seinem letzten Opfer herrührte. Nach einem langen schaurigen Blickwechsel hatte sich das Tier mit einer eleganten Schwanzbewegung umgewandt und war träge von den unerschrockenen Forschern davongeschritten. Natürlich hatte eine solche Begegnung weder jemals stattgefunden, noch hätte Diego sie mit trockenen Hosen überstanden, geschweige denn dass er furchtlos sein Jagdmesser gezückt hätte, wie er zu allem Überfluss behauptete.
    Nach Diegos Abenteuergeschichte hatten sie sich in Versuchen übertroffen, den unnachahmlichen Skip Jordan zu imitieren. João Miguel hatte seinen jämmerlich unterentwickelten Bauch herausgestreckt und losgepoltert. »Jorge, du Latrinenmatrose, stell deinen Mopp weg und lass dir verklickern, was in den Sozialbauten in South Chiiicago wirklich abgeht.«
    Diego musste über die Parodie herzlich lachen, auch wenn sie noch so miserabel war. Sie hatten beide eine Schwäche für Jordan und waren sehr zufrieden damit, unter seiner lockeren Führung zu arbeiten. Zumindest konnte man stets damit rechnen, dass die Arbeitstage unterhaltsam waren.
    João Miguel reckte die Arme über den Kopf. »Diego«, fragte er, »glaubst du, sie finden diesen Affen?«
    Diego schüttelte selbstsicher den Kopf. »Ausgeschlossen, Bruder. Die Affen sind zu schnell. Und dieser eine soll außerdem ziemlich clever sein.«
    »Jamie ist auch intelligent.«
    »Ja, schon, aber um im Dschungel zu überleben, muss man intelligent und schnell sein.«
    »Jamie ist sehr intelligent. Und sie sieht gut aus, não?«
    »Sem dúvida. Aber sie ist zu intelligent und zu schnell für dich, João Miguel.«
    »Und für den Affen nicht?«
    »Der Affe wird Sieger bleiben. Mit gutem Aussehen kommt man im Dschungel nicht weit.« Diego zwinkerte und grinste João Miguel anzüglich an.
    »Jedenfalls würde ich lieber Jamie anschauen als den Schimpansen«, erwiderte João.
    Das Gespräch führte zu einer Abhandlung von João Miguels Aussichten bei verschiedenen Mädchen, gefolgt vom genüsslichen Durchhecheln sämtlicher Frauen in der Firma. Anschließend spielten Diego und João Miguel eine Runde Poker, doch war keiner von beiden versiert genug, um bei dem dämmrigen Licht ein Pokerspiel unter zwei Personen interessant zu gestalten. Nach einem Anruf von Jamie legte Diego das Telefon auf eine Kiste und marschierte mit einer Rolle Toilettenpapier in den Wald.
    Im Wald wurde es nachts nicht kühl, jedenfalls nicht auf dieser Meereshöhe, und so brauchte weder Diego noch João Miguel mehr zum Schlafen als die dünne Matte, die jeder von ihnen im Zelt ausgerollt hatte. Sie zogen die Schuhe aus, sprühten sich gegen die Moskitos eine Extraportion Insektenmittel auf die nackten Füße und schliefen rasch ein.

    Wenig später schreckte João Miguel hoch. Schlaftrunken versuchte er, das Geräusch zu identifizieren, das er draußen hörte. Während er sich den Schlaf aus den Augen rieb, begriff er, dass das Geräusch von überallher kam, da Regen aufs Zelt prasselte. Er fluchte. Durch das gute Wetter am Vortag hatte er sich zu dem Glauben hinreißen lassen, das hier würde ein leichter Job werden. Morgen stand ihnen ein schwerer Tag bevor. Er legte sich wieder hin und schloss die Augen.
    Kurz bevor er erneut

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