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Die Erben der Schöpfung

Die Erben der Schöpfung

Titel: Die Erben der Schöpfung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffrey Anderson
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er erst einmal runterkommen.« Nach jedem Satzteil hielt sie inne, um nach Luft zu schnappen. Dann hob sie ihren Rucksack auf, packte alles außer dem Seil wieder ein und marschierte in die Richtung los, in die der Schimpanse geflüchtet war.

25

    Jamie zog die Antenne an dem klingelnden Satellitentelefon heraus und vernahm am anderen Ende Paulos Stimme. »Hallo, Paulo, ich bin’s.«
    »Jamie?«
    »Ja, habt ihr ein Signal?«
    »Nein. Wir schlagen jetzt unser Nachtlager auf. Und bei euch?«
    Jamie seufzte. »Nichts als Rauschen.«
    Paulo reagierte gelassen. »Morgen haben wir mehr Glück. Wir sprechen uns morgen früh noch mal… Jamie?«
    »Ja?«
    »Du hast mir nie erzählt, was du eigentlich vorhast – was du mit diesem Schimpansen anfangen willst.«
    Jamies Magen verkrampfte sich. Sie wusste, dass Paulo gläubig war. Doch das war sie auch, wenngleich auf einer anderen Ebene – zumindest bis jetzt. Der Schimpanse hatte alles verändert. Was würde Paulo wohl von ihren Plänen halten?
    »Haben dir Roger und Jeremy von meiner Theorie erzählt?«
    »Du kannst Gott nicht in einem Labor widerlegen, Jamie, ganz egal, was du entdeckst. Es ist ein Gefühl, Jamie. Dass du nicht allein bist. Dass Er real ist.«
    »Bist du mir böse?«
    »Nein. Aber versprichst du mir, dass du keine Geheimnisse mehr vor mir hast?«
    »Ich versprecht.«
    »Und sei vorsichtig. Ruf an, wenn du irgendwelche Fragen hast. Egal, worüber.«
    Sie legte auf und seufzte. Was er jetzt wohl von ihr dachte? Sie wandte sich zu ihren beiden erschöpften Begleitern um.
    »Wir bleiben über Nacht hier. Jeremy, du hast ein Zelt mit Fiberglasgestänge in deinem Rucksack. Befass dich mal damit, wie man es aufbaut. David, Sie schaffen Platz für eine Feuerstelle. Wir brauchen dringend etwas Vernünftiges zu essen. Ich schaue mich mal in der Umgebung um und vergewissere mich, dass wir hier sicher sind.«
    Die beiden Männer waren zu müde, um Widerspruch einzulegen, und ließen sich gegen ihre Rucksäcke sinken, als Jamie im Wald verschwand.
    Jamie zückte erneut das Satellitentelefon und zog die Antenne heraus. Sie drückte ein paar Tasten auf dem Display, und schon bald tönte die Stimme von Diego Garcia durch den Hörer.
    »Hi, Diego, hier ist Jamie. Habt ihr euch schon eingerichtet?«
    »Ja, alles klar. Wir haben etwa dreihundert Meter vom Fluss entfernt unser Lager aufgeschlagen. Können wir noch irgendetwas für euch tun?«
    »Momentan nicht. Wir melden uns, wenn sich etwas ergibt. Haltet auf jeden Fall das Telefon empfangsbereit. Beide Gruppen haben sich ins Nachtquartier begeben.«
    »Okay, Jamie.«
    »Und achtet auf die Einheimischen. Wir wissen nicht genau, wer hier lebt. Gesehen haben wir noch niemanden, aber vermutlich gibt es nicht weit von hier ein paar Siedlungen. Ein großer Teil des Flussufers ist bewohnt, und manche Anwohner mögen keine Fremden.«
    Sie unterbrach die Verbindung und hängte den Empfänger wieder in ihren Gürtel. Wahrscheinlich hatten sie gute Gründe dafür, dachte sie. Genau wie die Ureinwohner in fast ganz Amerika hatte man die hier ansässigen Indios kulturell ausgeplündert, ihre Siedlungen waren von Ausländern oder Kapitalisten überrannt und ihre Bewohner von fremden Krankheiten befallen worden, bis nur noch ein kleiner Bruchteil der ursprünglichen Einwohner übrig geblieben war.
    Zahlreicher noch als die Indios waren die Brasilianer, die vor Armut und Hunger in den großen Städten geflüchtet waren und neue Siedlungen im Regenwald gegründet hatten. Manche versuchten reich zu werden, indem sie die üppigen Ressourcen des Waldes in Kleinbetrieben ausbeuteten, während es anderen nur ums nackte Überleben ging. Beide Gruppen waren nur selten in Konflikte verwickelt, und die meisten Indiostämme hielten sich abseits oder hatten sich der westlichen Kultur widerstandslos ergeben. Doch auf jeden Fall wusste Jamie nicht, wer ihre Nachbarn waren, und sie war klug genug, Vorsicht walten zu lassen.

    Diego und João Miguel lehnten sich an die breiten Wurzeln eines Baums neben ihrem provisorischen Lager. Sie waren beide Brasilianer und arbeiteten schon seit Jahren für BrainStem. Daher unterhielten sie sich untereinander meist in einer wilden Mischung aus Portugiesisch und Englisch.
    Vor einem silberfarbenen Kuppeldachzelt, das ein Stück weit weg stand, stapelten sich mehrere Kisten mit Vorräten: Nahrung, Medikamente, Erste-Hilfe-Artikel, Werkzeuge, Waffen und ein zweites Schlauchboot. Auf einer Kiste standen zwei

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