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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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schiefes Grinsen auf. Der Schmerz war zu groß, als dass er an etwas anderes hätte denken können. Er wollte nur, dass das infernalische Brennen in seiner Schulter aufhörte. »Schätze, ich habe keine Wahl, oder?«
    »Allerdings nicht.«
    »Dann tut, was Ihr tun müsst, Pater. Gott helfe Euch.«
    O’Rorke nickte Unquatl zu, der im Hintergrund gewartet hatte. Nick sah den Indianer aus der Dunkelheit auftauchen; einenAugenblick lang schwebte dessen Gesicht über ihm – ehe Unquatls geballte Faust herabzuckte und ihn mit eisenharter Wucht am Kinn traf. Nick hatte Sterne vor den Augen, ehe sich die Bewusstlosigkeit erneut wie ein dunkler Sack über ihn stülpte. Besinnungslos fiel sein Kopf zur Seite, was O’Rorke ein anerkennendes Nicken abverlangte.
    »Alle Achtung, mein heidnischer Freund«, sagte der Mönch. »Ich weiß nicht, zu welchem Gott zu betest, aber er hat dir einen ordentlichen Schlag verliehen. Halte Nick jetzt gut fest, damit ich die Kugel herausholen kann.«
    Der Indianer nickte und tat wie geheißen, während der Mönch nach seinem Messer griff und sich daranmachte, mit der Klinge die Kugel aus der Wunde zu pulen. Sie hatten Glück im Unglück; das Blei war so eingedrungen, dass es weder den Knochen noch die Schlagader getroffen hatte, und da Nicks Oberkörper nackt gewesen war, gab es auch keine Stoffreste, die entfernt werden mussten. Mit erstaunlichem Geschick holte O’Rorke die Kugel aus der Wunde, wobei die Blutung wieder einsetzte. Rasch drehte er sich zum Feuer und zog die Klinge aus der Glut, deren Spitze orangerot glomm. Ohne Zögern bohrte er sie in die noch offene Wunde, worauf es hässlich zischte. Der Ekel erregende Geruch von verbranntem Fleisch stieg auf, und ein verhaltener Schrei entrang sich trotz der Ohnmacht Nick Flanagans Kehle. Dann entkrampfte sich der Körper des jungen Kapitäns – die barbarische Operation war vorbei.
    »Hier«, sagte Unquatl und reichte dem Mönch eine Hand voll Moos, das er in aller Eile im Dschungel gesammelt hatte.
    »Was soll ich damit, mein tätowierter Freund?«
    »Gute Medizin«, meinte Unquatl überzeugt. »Heiliger Mann legt sie auf Wunde vom Käpt’n. Heilt schneller.«
    »Also gut.« O’Rorke seufzte. »Da ich selbst nur sehr wenigüber die Heilkraft der Pflanzen weiß und mir keine andere Medizin zur Verfügung steht, vertraue ich auf deine Kenntnisse. Der Herr wird seinen Grund dafür gehabt haben, dich mir zu schicken. Vielleicht wird unser beider Kunst dem jungen Master das Leben retten.«
    »Du denken, Nick wird gesund?« Der Blick des Indianers war besorgt.
    »Ich weiß es nicht«, entgegnete O’Rorke düster, auf Nicks reglosen Körper blickend. »Aber ich werde für ihn beten, und wenn Gott es will, so wird er genesen und wieder zu Kräften kommen. Mehr kann ich nicht für ihn tun …«
     
     
     
    Das Wundfieber, von dem Pater O’Rorke gesprochen hatte, blieb Nick dennoch nicht erspart. Daran konnten auch die Moosverbände nichts ändern, die Unquatl in regelmäßigen Abständen erneuerte, damit sie die Hitze aus der Wunde zogen und den Heilungsprozess beschleunigten.
    Als Nick früh am Morgen aus seiner Ohnmacht erwachte, spürte er sengenden Schmerz in seiner Schulter, aber es gab nichts, was sich dagegen unternehmen ließ. In Ermangelung von Opium oder Rum gab O’Rorke ihm ein Stück Holz, auf das er beißen konnte, aber natürlich half dies nicht gegen den Schmerz. Anfangs versuchte Nick noch, jeden Laut tapfer zu unterdrücken und den Schmerz lautlos in sich hineinzufressen. Aber irgendwann gegen Abend brach es aus ihm hervor, und er schrie, dass seine Stimme sich überschlug.
    So ging es die ganze Nacht. Wild um sich schlagend, warf sich Nick auf seinem aus Moos und Farnblättern bereiteten Lager hin und her, und es bedurfte zweier Männer, ihn zu bändigen. Schweiß rann von seiner Stirn, und seine Augen, mitdenen er gehetzt und ziellos um sich blickte, hatten einen fiebrigen Glanz.
    Irgendwann gegen Morgen übermannte ihn die Erschöpfung, und er fiel in einen unruhigen Schlaf, in dem er verfolgt wurde von grausigen Bildern. Plötzlich tauchten sie wieder vor seinem inneren Auge auf, die Albträume, die ihn seit seiner Kindheit verfolgten: Visionen von Tod und Untergang, von loderndem Feuer und donnernden Kanonen. Mit dem Unterschied, dass Nick jetzt Einzelheiten erkennen konnte: Der Schein der Flammen zeichnete Gesichter aus dem feurigen Schleier, und Nick glaubte, kurz das Antlitz der jungen Frau aus dem Medaillon zu

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