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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Einzelheiten«, antwortete der Mönch leise. »Aber das Schiff, das Tortuga angegriffen hat, war finster wie die Nacht. Pechschwarze Segel über einem geteerten Rumpf, so kam es aus der Dunkelheit. Und es gibt nur ein Schiff, auf das diese Beschreibung zutrifft – die Leviathan .«
    »Die Leviathan? Ihr meint Bricassarts Schiff?«
    »So ist es, junger Freund. Und der Mann, dem Ihr im Duell begegnet seid, war kein anderer als Bricassart selbst, der gefürchtete Teufel der Karibik.«
    »Aber der Kerl, gegen den ich kämpfte, war noch jung, etwa in meinem Alter.«
    Pater O’Rorke lächelte dünn, fast spöttisch. »Kennst du nicht die Geschichten, die man sich über ihn erzählt? Dass Bricassart ein Phantom sei? Ein Geist? Eine verlorene Seele, dazu verdammt, in ewiger Jugend die Meere zu durchstreifen und nach unschuldigen Seelen Ausschau zu halten?«
    »Blödsinn«, knurrte Nick. Er mochte noch nicht vollständig genesen sein und unter dem Eindruck fiebriger Fantasien stehen. Aber an derlei Hokuspokus glaubte er nicht. »Der Kerl, gegen den ich kämpfte, war kein Geist, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut. Und ein hinterhältiger Bastard obendrein. Cutlass Joe muss ihm von Elenas Entführung berichtet haben, und daraufhin beschloss er wohl, sie in seine Gewalt zu bringen, um selbst das Lösegeld zu kassieren.«
    »Das wäre gut möglich«, stimmte O’Rorke zu. »Bricassart ist dafür berüchtigt, anderen Seeräubern ihre Beute abzujagen.«
    »Aye, aber nicht mir«, presste Nick zwischen feindselig gefletschten Zähnen hervor.
    »Was willst du tun?«
    »Was ich tun muss. Nach Port Royal gehen und Elena befreien.«
    »Was?« Es war nicht O’Rorke, der das fragte, sondern Nobody Jim, der den Wortwechsel mit angehört hatte und nun erbost aufsprang, die Arme bis zu den Ellbogen voll Blut. »Ich höre wohl nicht recht! Du willst die Tochter deines Erzfeindes befreien? Nachdem du sie selbst aus Maracaibo entführt hast?«
    »Allerdings.«
    »Warum, verdammt noch mal?«
    »Weil ich mit meinem Wort dafür gebürgt habe, dass ihr kein Leid geschieht.«
    »Aber sie ist eine verdammte Spanierin und noch dazu die Tochter des Mannes, der uns bis aufs Blut gequält hat.«
    »Ich weiß«, sagte Nick nur.
    »Und dennoch willst du nach Port Royal?«
    »So ist es.«
    »Verdammter Hundesohn!«, blaffte Jim ihn an, und seine weißen Augen weiteten sich, als wollten sie aus den Höhlen fallen. »Glaubst du vielleicht, dafür hätten wir dich gerettet? Glaubst du, dafür hätte Unquatl dich auf seinen Schultern über die halbe Insel geschleppt? Glaubst du, dafür hätte sich McCabe geopfert? Damit du dein Leben anschließend wegwirfst im Versuch, eine Frau zu retten, die dir mit ihrer Schönheit und ihren Ränken den Kopf verdreht hat?«
    »Red keinen Blödsinn«, widersprach Nick. »Elena hat nichts dergleichen getan. Und ich habe auch nicht vor, auf Jamaica draufzugehen.«
    »Nein?« Jim klatschte wütend die Hände zusammen, dass das Blut des Wildschweins nur so spritzte. »Wie tröstlich, das zu wissen. Denkst du vielleicht auch mal an uns? An deine Mannschaft? Deine Freunde?«
    »Das tue ich«, versicherte Nick. »Nach allem, was ihr für mich getan habt, käme es mir nie in den Sinn, Euch zu bitten, mich nach Port Royal zu begleiten. Ich habe mir diese verdammte Suppe eingebrockt, und ich werde sie auch auslöffeln.«
    »Und das heißt?«
    »Das heißt, dass ich allein nach Jamaica gehen und versuchen werde, Elena zu befreien. Und ich will diesen verdammten Bastard von Bricassart, der uns alles genommen hat.«
    »Und du glaubst, du könntest einfach in seine Festung marschieren?«
    »Ich habe so etwas schon einmal getan, wie du weißt.«
    »Das lässt sich nicht vergleichen«, widersprach Jim. »Navarros Villa ist im Vergleich zu Bricassarts Festung ein glatter Witz. Deralte Henry Morgan persönlich hat sie entworfen. Und was Bricassarts Leute angeht – das sind keine spanischen Schlafmützen, die man zum Dienst in der Armada verdonnert hat, sondern blutrünstige Mörder. Hast du ihnen einmal in die Augen gesehen in jener Nacht, als sie Cayenne überfielen?«
    »Ich …«
    »Hast du oder hast du nicht?«, beharrte Jim.
    »Ich weiß nicht.« Nick zuckte mit den Schultern. »Ich kann mich nicht erinnern.«
    »Ich aber, und ich weiß es noch verdammt gut, denn wer in diese Augen geblickt hat, der vergisst es so schnell nicht wieder. Kalte, leblose Augen sind es, erbarmungslos wie die eines Haifischs. Es heißt nicht von

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