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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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wahrheitsgemäß zurück, während er sich sagte, dass es mit Joes Ruf nicht allzu weit her sein konnte. Von den Piraten, die die spanischen Kolonien unsicher machten, hatte man im Sklavenlager oft hinter vorgehaltener Hand erzählt – von einem Mann namens Cutlass Joe war allerdings nie die Rede gewesen.
    Der Kapitän, der seinen Namen wohl dem klobigen Säbelverdankte, den er am Gürtel trug, schnaubte wütend, während er Nick weiter mit Blicken erdolchte. Irgendetwas an ihm schien dem Piraten nicht zu gefallen, auch wenn Nick sich nicht erklären konnte, was das war.
    »Was meinst du, Käpt’n?«, fragte McCabe. »Sollen wir die beiden Grünschnäbel in unsere Mannschaft aufnehmen? Sie könnten ganz gut zu uns passen.«
    Cutlass Joe schnitt eine Grimasse. »Ich weiß nicht«, knurrte er. »Entlaufene Sklaven aufzunehmen, kann gefährlich sein. Wir haben gerade eine Begegnung mit der Armada hinter uns. Ich möchte den Spaniern nicht noch einmal in die Quere kommen.«
    »Aye, aber viele von uns sind entlaufene Sklaven, Käpt’n. Es hat dich doch bislang nicht gestört.«
    »Aber jetzt stört es mich«, fauchte Joe und blitzte den Schotten feindselig an. »Und deshalb sage ich, dass die beiden nicht bei uns aufgenommen werden, verstanden?«
    »Was willst du denn tun? Sie an die Spanier verkaufen?«
    »Nein.« Joe schüttelte den Kopf. »Wir werden sie über die Planke schicken, alle beide. Dann ist gesichert, dass sie keinen Ärger mehr machen.«
    »Aber wir machen bestimmt keinen Ärger, Sir«, beeilte sich Nobody Jim zu versichern, dem die Aussicht, in den Schlünden gefräßiger Haie zu enden, ganz und gar nicht gefiel. »Wir wollen nur weg von hier, das ist alles. Nicht wahr, Nick?«
    »Allerdings«, pflichtete Nick bei, worauf ein heftiger Disput zwischen dem Kapitän und seinem Ersten Maat entbrannte.
    Während Cutlass Joe dafür war, die beiden Besucher möglichst rasch loszuwerden, sprach sich McCabe dafür aus, sie in die Mannschaft aufzunehmen. Da auf einem Piratenschiff keine militärische Ordnung herrschte, hatte der Kapitän nichtzwangsläufig das letzte Wort, und die beiden gerieten in einen heftigen Streit.
    »Ich sage, wir werden sie los!«, rief Cutlass Joe.
    »Und ich sage, wir behalten sie«, hielt McCabe zähneknirschend dagegen.
    »Fängst du schon wieder an? Es war vereinbart, dass ich das Sagen habe auf diesem Schiff.«
    »Aye. Aber das war, bevor uns die Spanier fast geschnappt hätten.«
    »Was soll das heißen? Willst du behaupten, ich hätte Schuld daran?«
    »Das nicht. Aber dass wir den Spaniern entkommen sind, war reines Glück. Wir hatten unsere Köpfe schon halb in der Schlinge, und du hast nichts dazu getan, sie wieder herauszuziehen.«
    Hier und dort war beifälliges Gemurmel zu hören, das Cutlass Joe vollends in Rage brachte. »Was soll das werden?«, brauste er auf und griff nach seinem Säbel, zog ihn blank. »Etwa eine Meuterei? Zweifelt ihr an meiner Führung, ihr verdammten Hundesöhne?«
    Die Blicke, die er verschickte, waren wie Messerstiche. Wen von der Besatzung sie trafen, der senkte eingeschüchtert das Haupt.
    »Ich bin euer verdammter Käpt’n«, rief Cutlass Joe mit hoher Stimme, die sich fast überschlug. »Mich habt ihr zu eurem Anführer gewählt, mich ganz allein. Und ich allein bestimme, was auf diesem verdammten Kahn zu geschehen hat und was nicht. Und wenn ich sage, dass wir diese beiden Sklaven über die Planke schicken, dann wird es so gemacht. Hat jemand ein Problem damit?«
    Nick nahm an, dass der Rothaarige schon zu früheren Gelegenheiten bewiesen hatte, dass mit ihm nicht zu spaßen war. DieMänner hielten jedenfalls die Köpfe gesenkt, selbst der beherzte McCabe widersprach nicht länger. Nick sah ein, dass er etwas unternehmen musste, andernfalls würden Jim und er bald Fischfutter sein.
    »Ihr macht einen Fehler«, sagte er bestimmt, seine zunehmende Nervosität geschickt verbergend.
    »Was?« Joe blitzte ihn an.
    »Ich sagte, ihr macht einen Fehler, wenn ihr uns an die Haie verfüttert«, wiederholte Nick. Dem vernichtenden Blick des Kapitäns hielt er stand.
    »Und wieso?«, wollte Joe wissen.
    »Weil wir beide jung sind und kräftig und euch an Bord zur Hand gehen können. Wir hassen die Spanier mindestens ebenso sehr, wie ihr es tut, und ich für meinen Teil bin schon früher zur See gefahren und kenne mich an Bord aus.«
    »Jung und kräftig, was?« Cutlass Joe lachte auf. »Ehemalige Sklaven seid ihr, schwach und abgemagert bis auf die

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