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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Fleisch zu schießen – mit einer so fetten Beute hatten wir allerdings nicht gerechnet. Nicht wahr, Mateys?«
    Seine Kumpane, die bereits ihre Entermesser gezückt hatten und dabei waren, die erlegten Alligatoren auszuweiden, nickten zustimmend, und Nick wurde klar, mit wem Jim und er es hier zu tun hatten. Diese Männer waren Bukaniere – Diebesgesindel und schmutzige Gesellen, die sich entlang der Küste herumtrieben. Sie waren auf leichte Beute aus und pflegten in den Sümpfen der Küstengebiete auf die Jagd zu gehen. Ihr angestammtes Gebiet war Hispaniola, aber ganz offenbar hatten sie sich auch auf das Festland ausgebreitet …
    »Wie ist dein Name?«, wollte der Schotte wissen.
    »Nick Flanagan«, erwiderte Nick, der fest entschlossen war, sich von einer Gruppe dahergelaufener Piraten nicht einschüchtern zu lassen – auch dann nicht, wenn sie ihm das Leben gerettet hatten. Schließlich war völlig ungewiss, was die Bukaniere mit ihnen anstellen würden. Möglicherweise brachten sie ihn und Nobody auf dem schnellsten Weg nach Maracaibo zurück in der Hoffnung auf eine Belohnung.
    Auch Jim schien zu dämmern, dass sie vom Regen in die Traufe geraten waren. Nervös blickte er sich nach einer Fluchtmöglichkeit um, was dem Schotten nicht verborgen blieb.
    »Davonzulaufen würde ich dir nicht raten, Lad«, sagte er deshalb. »Wer hier nicht weiß, wo frisches Wasser zu finden ist, der ist verloren. Auf Schlangen und Alligatoren trifft man dafür umso leichter, denn meistens finden sie dich.«
    »Das habe ich gemerkt«, stieß Jim zähneknirschend hervor.
    »Wie heißt du, Lad?«
    »Man nennt mich Nobody Jim.«
    »Was für ein Name.« Der Schotte lachte. »Aber er passt zu dir. Ich« – dabei schlug er sich auf seinen beträchtlichen Wanst– »bin McCabe, der Erste Maat auf der Seadragon. Dies ist Demetrios, der Grieche, und wie der da heißt, weiß keiner von uns. Wir nennen ihn nur den Chinesen. Er spricht nicht, weil sie ihm die Zunge rausgeschnitten haben. Es sind raue Zeiten, in denen wir leben.«
    Wieder lachte der Schotte, dessen Gesicht infolge der feuchten Hitze feuerrot und aufgedunsen war. Um sich zu stärken, griff er unter seinen Rock und beförderte eine kleine Buddel zutage, aus der er einen gehörigen Schluck nahm.
    »Arh«, machte er. »So ein Schluck Rum ist bei dieser Hitze die reinste Medizin. Tötet die verdammten Würmer ab, versteht ihr?«
    Er versetzte Nick einen harten Schlag auf die Schulter, der diesen fast zum Taumeln brachte, und gab die Flasche an ihn weiter. »Trink, Laddie«, forderte er ihn auf. »Du siehst aus, als könntest du einen gehörigen Schluck gebrauchen. Und dann macht euch beide nützlich, wir müssen hier weg, ehe noch mehr von diesen Viechern kommen.«
    Um den Schotten nicht zu beleidigen, nahm Nick einen kleinen Schluck, der eine verheerende Wirkung auf ihn hatte. Zum einen war er als ehemaliger Sklave keinen Alkohol gewöhnt, zum anderen reagierte sein ausgedünsteter Körper augenblicklich auf das scharfe Gesöff. Nick sank auf die Knie und übergab sich, worauf die Bukaniere nur noch mehr lachten. Dann reichten sie ihm eine Feldflasche mit Wasser, und Jim und er konnten endlich ihren Durst stillen.
    Der Grieche und der Chinese hatten unterdessen zwei der Alligatoren ausgenommen und große Fleischbrocken aus den massigen Körpern geschnitten. Diese stopften sie in lange Ledersäcke, die sie Nick und Jim kurzerhand auf die Schultern luden. Nick merkte, wie sein Freund zusammenzuckte – Jim hatte die Nase voll davon,für fremde Herren schwere Lasten zu tragen. Aber der grimmige Blick, den der Chinese ihm zuwarf, und das noch blutige Messer, das er in der Hand hielt, mahnten ihn, sich zu beherrschen.
    McCabe ging voraus, als sich der eigenartige Zug in Bewegung setzte und die Lichtung verließ. Wie sich zeigte, kannten sich die Bukaniere an diesem Küstenabschnitt gut aus – offenbar waren sie hier schon öfter an Land gegangen, um sich mit Proviant zu versorgen. Sie hatten einen Pfad angelegt, der sich durch den Dschungel schlängelte, dem Ufer entgegen. Schon bald konnten Nick und Jim das Rauschen der Brandung hören. Salzige Seeluft mischte sich in den modrigen Atem des Dschungels. Das Dickicht lichtete sich, der Boden wurde zunehmend sandig, schlanke Palmen lösten die mächtigen Bäume des Regenwaldes ab. Schließlich konnte man den wolkenlos blauen Himmel durch das Blätterdach schimmern sehen.
    Der Dschungel endete jäh, und eine von Felsen gesäumte

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