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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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noch diese eine Fahrt hatte er zu machen, doch ein schier unüberwindliches Hindernis stand zwischen ihm und den Seinen: die Gier der Piraten.
    Almaro hatte die Gerüchte gehört. In den Tavernen Maracaibos argwöhnte man, was mit der San Felipe geschehen war, einer Galeone Seiner Majestät, die seit einigen Wochen als verschollen galt. Es hieß, das Schiff sei in einen Hinterhalt geraten, und nicht ein einziger Angehöriger der Besatzung hätte den Überfall überlebt. Entsprechend grässlich waren die Spekulationen darüber, was den Seeleuten widerfahren war.
    Almaro hatte Capitán Cesar, den Kommandanten der San Felipe, gut gekannt. Er war ein erfahrener capitán de guerra gewesen, der viele Jahre in der Armada gedient hatte. Wenn er schon keine Aussicht gehabt hatte, den Seeräubern zu entrinnen, welche Chance konnte Almaro dann für sich in Anspruch nehmen, dernur ein einfacher capitán de mar war und über keinerlei militärische Erfahrung verfügte?
    Die Dämmerung brach herein, und der Himmel im Westen verfärbte sich. Das trügerische Zwielicht setzte ein, das schon so vielen Schiffen zum Verhängnis geworden war, und Almaro nahm sich vor, noch größere Vorsicht walten zu lassen. Auf offener See schwebte die Santa Esmeralda in größter Gefahr. Erst wenn sie San Juan erreichten und in den dort gelegenen Schatzhafen einliefen, würden sie aufatmen können.
    Je dunkler es wurde, desto intensiver wurde das Leuchten im Westen. Von sattem Orange ging es in tiefes Rot über, das den schaudernden Almaro an Blut erinnerte und seine Furcht nur noch mehr verstärkte. Und vor dem blutroten Streifen am Horizont tauchte plötzlich etwas auf, das der nervöse Capitán für rahgetakelte Masten hielt.
    Almaro kniff die Augen zusammen. Für einen Augenblick glaubte – oder vielmehr hoffte – er, einer Täuschung erlegen zu sein. Das Fernrohr war bei diesen Lichtverhältnissen nutzlos, und so war er auf seine bloßen Augen angewiesen. Noch ehe er seine Entdeckung überprüfen konnte, drang ein heiserer Ruf vom Ausguck: »Segel voraus!«
    Der Capitán zuckte zusammen – er hatte sich also nicht geirrt. Schockiert hielt er den Atem an, und der Schweiß auf seiner Stirn verwandelte sich in wahre Sturzbäche, die über seine Schläfen rannen.
    Ein Segel am Horizont – was mochte das bedeuten?
    Natürlich konnte es auch ein Kauffahrteischiff oder eine britische Brigantine sein, aber Almaros Gefühl sagte ihm, dass es kein gutes Zeichen war, wenn man in dieser Gegend ein Segel sichtete. Und dieses Gefühl wurde schon mit der nächsten Meldung aus dem Krähennest bestätigt.
    »Das Schiff hält auf uns zu, Senõr Capitán!«
    »Wie viele Masten?«
    »Drei, Senõr Capitán. Und es ist sehr schnell.«
    »Ausweichkurs!«, befahl Almaro, noch ohne zu wissen, womit genau er es zu tun hatte. Vielleicht hatte Capitán Cesar nur einen Augenblick zu lange gezögert, und dieser Augenblick hatte ihn und seine Männer das Leben gekostet.
    Almaro wies den Steuermann an, acht Grad vom vorgegebenen Kurs abzuweichen – aber kaum hatte die Santa Esmeralda die Kursänderung vorgenommen, vollzog auch die fremde Pinasse das Manöver und befand sich erneut auf Abfangkurs. Und was noch schlimmer war: Sie näherte sich so rasch, dass man mit bloßem Auge erkennen konnte, wie die Segel an der Kimm emporwuchsen. Im Zwielicht der Dämmerung hatte sich das Schiff weiter genähert, als es zunächst den Anschein gehabt hatte. Pfeilschnell schnitt sein Bug durch die Wellen, und im letzten Licht des Tages, vor dem blutroten Sonnenuntergang, erblickte Almaro die Totenkopfflagge, die am Großmast im Wind flatterte.
    »Der Allmächtige stehe uns bei«, sagte der Capitán und wurde so bleich wie das rüschenbesetzte Hemd, das er trug. Auch seine Offiziere hatten das Zeichen des Schreckens erblickt und waren starr vor Entsetzen. Natürlich hatten sie gewusst, welche Gefahr die Überfahrt barg, jedoch die Hoffnung gehegt, ihr zu entgehen.
    Diese Hoffnung hatte sich soeben zerschlagen.
    »Piraten, Piraten!«, scholl es überflüssigerweise vom Krähennest, was Almaro geradezu in Panik ausbrechen ließ. Zu seiner Bestürzung merkte er, wie aller Blicke sich auf ihn richteten. Offiziere und Mannschaft verlangten, dass er sie führte, dass er etwas unternahm, um ihr Leben zu retten – aber der Capitán war nicht mehr in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen.
    Natürlich kam ihm flüchtig in den Sinn, die beidenBuggeschütze laden zu lassen und einen Durchbruch

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