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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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werden eure Körper in der Sonne verrotten. Wie oft, glaubt ihr,könnt ihr den Spaniern diesen Mummenschanz vorführen? Ihr dämlichen Hunde hättet Flanagans Plan niemals vertrauen dürfen! Früher oder später werdet ihr die Rechnung dafür bekommen, das kann ich euch versichern.«
    Nick, der noch immer am Feuer saß, tat so, als ginge ihn der wilde Auftritt des Kapitäns nichts an. Den Becher in der Hand, starrte er weiter in die Flammen und nahm ab und zu einen Schluck.
    »Hey, Flanagan! Merkst du nicht, dass ich von dir rede?«
    Nick seufzte.
    Er hatte versucht, mit Cutlass Joe seinen Frieden zu machen, hatte gehofft, dass die reiche Beute den Kapitän beschwichtigen würde. Aber das Gegenteil war der Fall. Joe neidete ihm den Erfolg und war eifersüchtig auf die Anerkennung, die er von den Männern bekam.
    »Was willst du, Joe?«, fragte Nick, ohne aufzublicken.
    »Ich will, dass du verschwindest«, gab Cutlass Joe zur Antwort. »Nimm deinen Niggerfreund und geh, solange noch Zeit dazu ist.«
    »Was soll das, Käpt’n?«, fragte Demetrios vorsichtig. »Nicks Plan war ein Volltreffer. Ohne ihn wären wir nicht hier und hätten auch nichts zu feiern, oder?«
    »Nein«, räumte Joe ein. »Dieses Mal hatten wir Glück. Aber ihr könnt nicht erwarten, dass es jedes Mal so glatt laufen wird. Zumal die Spanier jetzt wissen, dass wir sie geleimt haben.«
    »Sie wüssten es nicht, wenn du es ihnen nicht auf die Nase gebunden hättest«, hielt Nick dagegen. »Ihnen unsere List zu verraten war eine Dummheit.«
    »Was hast du gesagt? Willst du behaupten, ich sei dumm?«
    Kein Zweifel, Cutlass war auf Streit aus. Schon hatte er die Hand am Griff des Säbels und war drauf und dran, dieschartige Klinge zu ziehen. Er wartete nur auf eine Gelegenheit, die es in den Augen der Mannschaft rechtfertigen würde, den jungen Flanagan in Stücke zu hacken. Nick war nicht erpicht auf ein Duell, aber er würde auch nicht zurückstehen. Nicht dieses Mal. Was auch immer er unternahm, es würde den Zusammenstoß nur hinauszögern. Und er hatte es satt, den Kopf einzuziehen und zu duckmäusern. Sein ganzes Leben lang hatte er kaum etwas anderes getan, zunächst bei den Spaniern, nun bei den Bukanieren.
    »Schluss damit«, knurrte er deshalb und erhob sich, um den Kapitän über die Flammen hinweg anzublicken. Dabei legte er seine Rechte auf den Griff des Rapiers, das er dem Capitán der Galeone als Trophäe abgenommen hatte. »McCabe hat Recht, Joe. Du solltest dich hinlegen und deinen Rausch ausschlafen, ehe du Dinge sagst, die du bedauern könntest.«
    »Du drohst mir?« Cutlass wirkte hochzufrieden, der Streit nahm den beabsichtigten Verlauf. »Habt ihr das alle gehört?«, fragte er mit lauter und deutlicher Stimme – vom Rum war nichts mehr zu merken. »Dieser Grünschnabel beleidigt mich und wagt es, mir zu drohen. Erwartet ihr, dass ich mir das gefallen lasse?«
    Hier und dort schüttelten einige den Kopf, die meisten glotzten mit vom Alkohol stierem Blick ins Leere. Nur Jim, der seinen Würfelbecher im Stich gelassen hatte und ans Feuer geeilt war, sandte Nick ein warnendes Kopfschütteln. Aber Nick konnte nicht mehr zurück. Der alte Angus hatte ihm beigebracht, keinen Streit anzufangen – aber auch nicht klein beizugeben, wenn es darauf ankam.
    »Nenn es, wie du willst, Joe«, gab er zurück. »Seit Jim und ich hier sind, hast du nichts unversucht gelassen, uns bei den Kameraden anzuschwärzen und zu verleumden. Das muss ein Ende haben.«
    »Das wird es«, prophezeite der Pirat grinsend und zog den Säbel blank, in dessen Klinge sich der Feuerschein spiegelte. »Spätestens dann, wenn ich dir hiermit den Wanst aufgeschlitzt habe.«
    »Vorsicht, Lad«, raunte McCabe Nick zu. »Noch kannst du zurück. Wenn du deine Klinge zückst, musst du kämpfen, so will es der Kodex.«
    »Keine Sorge«, knurrte Nick und kam hinter dem Feuer hervor, während die Bukaniere schon dabei waren, in Erwartung des bevorstehenden Duells einen Kreis um die beiden Kontrahenten zu bilden. Entschlossen trat Nick Cutlass Joe entgegen und wollte sein Rapier ziehen – als jemand entschlossen dazwischentrat. Es war Pater O’Rorke, und seine sonst so sanftmütigen Züge wirkten wutentbrannt.
    »Was soll das?«, herrschte er die beiden Streithähne an. »Habt ihr den Verstand verloren? Fürwahr, wir brauchen die Spanier nicht, wenn wir jetzt schon anfangen, uns gegenseitig umzubringen. Lass deine Waffe, wo sie ist, junger Flanagan. Und du, Cutlass, steck den

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