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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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veräußerte seinen Besitz, um sich damit ein Schiff zu kaufen, eine Brigantine, der er nach dem Wappentier seiner Familie den Namen Seadragon gab. Und er heuerte eine Mannschaft an, die sich aus Männern aus aller Welt zusammensetzte – Männer, die alles verloren hatten und die ebenso verzweifelt und heimatlos waren wie er. Er ließ sie einen feierlichen Eid schwören, dass sie einander auf Leben und Tod beistehen und die Suche nach seiner Frau und seinem Kind bis zum Ende begleiten würden.«
    »Und?«, fragte Nick. »Was ist geschehen?«
    »Leider war ihrer Suche kein Erfolg beschieden, und schon bald war der Besitz des Lords aufgebraucht. Um seine Männer zu versorgen und die weitere Suche zu finanzieren, verfiel er in die Freibeuterei. Auf diese Weise konnte er die Suche fortsetzen, aber er schuf sich damit auch viele Feinde. Jahre vergingen, in denen er die Karibische See durchstreifte, aber noch immer hatte er keine Spur von seiner Frau und dem Jungen gefunden. Andere hätten sie wohl längst für tot gehalten und das Unterfangen aufgegeben, aber Lord Clifford blieb unbeirrt und setzte die Suche fort – bis ihn selbst das Ende ereilte. Während eines Gefechts mit den Spaniern traf ihn eine Pistolenkugel in die Schulter. Die Wunde war nicht besonders tief, aber sie entzündete sich, und nachdem der Lord eine Woche lang in schwerem Fieber gelegen hatte, entschlief er in seiner Kajüte an Bord der Seadragon. Es war ihm nicht vergönnt, seine Frau und seinen Sohn nocheinmal wiederzusehen, und ich denke, dass es in Wahrheit nicht die Kugel des Feindes, sondern sein gebrochenes Herz gewesen ist, das sein Ende besiegelt hat.«
    »Wie lange ist das her?«, wollte Nick wissen.
    »Vier Jahre. Als der Lord starb, vermachte er seinen Männern die Seadragon. Gesetzlos, wie sie waren, wurden sie zu Bukanieren, die die Küsten auf der Suche nach Beute durchstreiften. Was von ihnen übrig ist, siehst du hier vor dir.«
    »Und dieser Mönch … wart Ihr, Pater O’Rorke?«
    »Lord Clifford hatte seine eigene Art, die Welt zu sehen«, bestätigte der Ordensmann lächelnd. »Dazu gehörte es auch, sich einen katholischen Iren als Hausgeistlichen zu wählen. Ihm war gleichgültig, was andere dachten, stets ging er aufrecht seinen Weg – und wenn ich dich ansehe, Nick, dann glaube ich, etwas davon in dir zu erkennen.«
    »In mir?«
    »Ganz recht. Zunächst hatte ich Zweifel, weil du erklärtest, dein Vater habe dir dieses Medaillon gegeben. Aber als du mir sagtest, jener Mann hätte sich deiner nur an Vaters statt angenommen, erkannte ich den Zusammenhang. Der junge Nicolas Graydon trug dieses Medaillon um den Hals, als ich ihn an jenem schicksalhaften Tag das letzte Mal erblickte – und es spricht vieles dafür, dass du der Master bist, den dein Vater in all den Jahren vergeblich gesucht hat.«
    »Ich? Aber …«
    Nick wusste nicht, was er darauf erwidern sollte. So viel war in letzter Zeit geschehen, das sein Leben auf den Kopf gestellt und das er kaum verwunden hatte – und nun behauptete dieser Mönch auch noch, dass er in Wahrheit der Sohn eines britischen Lords sein sollte?
    Nick musste an den Traum denken, der ihn seit seinerKindheit verfolgte, an das Feuer und die schemenhaften Gestalten. Sollte es tatsächlich wahr sein …?
    Nobody Jim blickte Nick an, als wäre dieser plötzlich ein völlig anderer, und auch die Piraten schienen ihn mit anderen Augen zu sehen – freilich mit einer Ausnahme. Cutlass Joe, der der Aufforderung des Paters nicht Folge geleistet hatte und seinen Säbel noch immer in der Hand hielt, spuckte aus und verfiel in derbe Verwünschungen.
    »Hölle und Pest noch mal! Glaubt ihr etwa, was der Pfaffe sagt? Glaubt ihr wirklich, dieser junge Mistkerl könnte Graydons Erbe sein? Wie dumm seid ihr denn? Einen solchen Zufall gibt es nicht, der junge Graydon ist längst tot.«
    »Aber wenn er noch am Leben wäre, müsste der Sohn des Lords in Nicks Alter sein«, gab O’Rorke zu bedenken, die Beleidigungen des Roten wie immer überhörend. »Zudem hatte er das Medaillon um den Hals.«
    »Und? Das bedeutet gar nichts. Er könnte es auch gefunden haben. Oder er hat dem echten Nicolas Graydon die Kehle durchgeschnitten und es ihm abgenommen.«
    »Schwachsinn«, maulte McCabe. »Schau dir den Jungen nur an. Er ist Käpt’n Graydon wie aus dem Gesicht geschnitten.«
    »Was du nicht sagst«, konterte Cutlass, dem das Gerede über seinen Vorgänger sichtlich auf die Nerven ging. »Und warum ist dir das

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