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Die Erben der Schwarzen Flagge

Die Erben der Schwarzen Flagge

Titel: Die Erben der Schwarzen Flagge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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hervortreten fühlte. Der Unbekannte jaulte wie ein geprügelter Hund, und für einen Augenblick lockerte er seinen Griff – ein Augenblick, den Elena nutzte, um sich aus seiner Umklammerung zu befreien. Rasch rollte sie sich zur Seite und ließ sich aus der Koje fallen, schlug hart und mit dumpfem Laut auf dem Boden auf.
    Keuchend schnappte sie nach Luft, rappelte sich auf die Knie und wollte über die Planken davonkriechen – aber schon hatte die Pranke des Piraten sie ereilt, packte sie und riss sie herum.
    Im Mondlicht, das durch die Fenster der Achtergalerie fiel, konnte Elena ihren Peiniger erkennen – es war der gedrungene Mann mit dem feuerroten Haar, der auch bei ihrer Entführung dabei gewesen war. Seine Augen leuchteten vor schmutziger Lust, sein Mund war zu einem schadenfrohen Grinsen verzerrt.
    »Alle Achtung«, schnaubte er, sich das Blut aus dem Gesicht wischend, »du bist eine Wildkatze, spanische Lady. Aber ich werde dich schon zähmen …«
    Er stürzte sich erneut auf sie. Mit übermächtiger Kraft packte er Elena und riss sie in die Höhe, warf sie wie eine Puppe auf den Tisch, um über sie herzufallen – und diesmal hielt er sie so eisern umklammert, dass es kein Entkommen mehr geben konnte.
    »Du wirst die Vorzüge des alten Cutlass Joe schon bald zu schätzen wissen«, versprach er unter widerwärtigen Zärtlichkeiten, und Elena wusste, dass sie ihn diesmal nicht würde abhalten können, sich zu nehmen, wonach er begehrte.
    Sie hörte den dünnen Stoff ihres Unterkleids reißen und ließeinen erstickten Schrei vernehmen. Im nächsten Augenblick sprang donnernd die Tür der Kapitänskajüte auf.
    »Wer, zum …?«, polterte Cutlass Joe – weiter kam er nicht.
    Zwei Hände packten ihn kraftvoll und rissen ihn zurück, woraufhin er quer durch die Kajüte taumelte und mit dem Kopf voraus im Spind landete. Das dünne Holz gab splitternd nach, sodass sich Cutlass Joe benommen inmitten von Trümmern und Kleidungsstücken wiederfand. Und noch ehe er reagieren konnte, fühlte er die Spitze eines rasiermesserscharfen Rapiers an seiner Kehle.
    »Keine Bewegung, Joe«, sagte eine Stimme, und mit Erleichterung erkannte Elena, dass sie Nick Flanagan gehörte. »Überlege dir gut, was du als Nächstes anfängst, denn es könnte das Letzte sein, was du in deinem Leben tust.«
    Benommen hockte der Pirat inmitten der Überreste des Spindes und blickte missmutig auf. »Du schon wieder?«, schnaubte er. »Bei allen Höllenhunden, musst du mir immer ins Handwerk pfuschen?«
    »Sagte ich nicht, dass Doña Elena unter meinem persönlichen Schutz steht?«, fragte Nick schneidend. »Dass ihr an Bord dieses Schiffes kein Haar gekrümmt wird?«
    Ungeachtet der spitzen Klinge an seiner Kehle setzte Cutlass Joe ein unverschämtes Grinsen auf. »Aye, Käpt’n«, antwortete er in gespielter Unterwürfigkeit. »Ich hatte auch nicht vor, ihr ein Haar zu krümmen …«
    »Du bist ein mieser Dreckskerl, Cutlass, eine Schande selbst für unsere Zunft. Ich sollte dich aufspießen wie ein Schwein, nichts anderes hast du verdient.«
    »Das solltest du.« Cutlass grinste noch mehr. »Aber du wirst es nicht tun, richtig? Du hattest schon einmal die Chance, mich zu töten, und hast sie nicht genutzt. Du bist zu weich, Flanagan. Das wird eines Tages dein Untergang sein.«
    »Und dein loses Mundwerk wird dich irgendwann das Leben kosten«, konterte Nick ungerührt. In diesem Augenblick erreichten Nobody Jim und McCabe, die der Lärm aus dem Schlaf gerissen hatte, die Kapitänskajüte. Mit hölzernen Splinten bewaffnet, stürmten sie herein und begriffen sofort, was geschehen war.
    »Führt Cutlass ab«, wies Nick sie an »Er hat sich meinem direkten Befehl widersetzt und Hand an die Geisel gelegt. Dafür verbringt er den Rest der Überfahrt unter Arrest.«
    »Dieses elende Schwein«, ereiferte sich Jim. »Warum schicken wir ihn nicht gleich über die Planke?«
    »Arh, Käpt’n. Wo der Junge Recht hat, hat er Recht.«
    »Ich sagte, er steht unter Arrest und damit Schluss«, erstickte Nick jede Diskussion im Keim. »Streicht seine Rationen und setzt ihn auf Wasser und Brot. Sobald wir Cayenne erreichen, geht er von Bord und kehrt nie wieder zurück.«
    »Du willst ihn aus der Mannschaft verstoßen?«
    »Genau das. Und jetzt schafft mir diese Bilgeratte aus den Augen, ehe ich mich vergesse!«
    Energisch rammte Nick das Rapier zurück in die Scheide. Er wartete, bis seine Freunde Cutlass Joe hinausgeschafft und die Kajütentür hinter

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