Die Erben des Terrors (German Edition)
sie tauschten das Verschlüsselungsprinzip in unregelmäßigen Abständen, aber etwa alle vierundzwanzig Stunden. „Nicht nur der Schlüssel, auch das Schloss wird getauscht“, schrieb er, um das auch für die Parteifunktionäre verständlich zu machen.
Diese würden nicht allzu erfreut sein, hatten sie doch sehr viel Geld in chines ische Telekommunikationsunternehmen investiert, um Marktführer im Mobilfunkmarkt zu werden. Und dementsprechend Hintertüren zu den Kommunikationsstrukturen der globalisierten Welt, wie sie es nannten, zu haben. Nur, hatte Zhang eben festgestellt, waren diese Türen verschlossen. Sehr, sehr gut verschlossen.
„Als vorteilhaft ist dennoch anzusehen, dass die Positionen aller Teilnehmer eines Mobilfunk- oder Satellitenkommunikationsnetzes zuverlässig und kont inuierlich überwacht werden können“, schloss er seinen Bericht eine halbe Stunde später ab.
Zur gleichen Zeit
39° 54’ 27.43” Nord, 116° 24’ 14.21” Ost
Ministerium für Staatssicherheit (MSS), Beijing, Volksrepublik China.
Sang Quide sah auf seinem kleinen, veralteten Röhrenmonitor, wie sich ein kleiner roter Punkt am Ende einer roten Linie, die in der amerikanischen Botschaft in Moskau begann, durch die Stadt bewegte, um dann in einem Café bei der U-Bahnstation Novokuznetskaya stehenzubleiben. Er öffnete Google Maps – Geheimdienstinformationen waren zwar meist gut, aber dreidimensionale Bilder einer ganzen Stadt… das hatte eben Google, sehr zum Ärger seiner Regierung. Und von Baidu, die noch keinen vergleichbaren Dienst hatte.
Sang Quide lief virtuell durch die Straßen um die U-Bahnstation und fand das Café, in dem laut Stadtplan der US-Agent saß. Er blickte direkt auf das Gebäude des Nachrichtensenders Voice of Russia. Sang Quide nahm einen Berichtzettel aus einer Ablage und schrieb den Sachverhalt auf:
2013 年2月12日:美国代理看俄罗斯之声建设
Die höhergestellten Beamten des Ministeriums werden sich, so hoffte Sang, schon einen Reim darauf machen können, warum die Amerikaner Voice of Russia b eobachten.
1 3. Februar 2013
39° 54’ 27.13” Nord, 116° 24’ 14.61” Ost
Ministerium für Staatssicherheit (MSS), Beijing, Volksrepublik China.
Ein höhergestellter Beamter des Ministeriums für Staatssicherheit mit Namen Ren Long las Sangs Notiz vom Vortag und wühlte durch seine Unterlagen, bis er Yuns Notiz vom Montag gefunden hatte. Komische Wettermeldungen bei Voice of Russia, und am nächsten Tag haben die Amerikaner Agenten dort? Sehr verdächtig. Die Meldungen wären ihm ja egal gewesen, aber wenn die Amerikaner das interessierte, dann interessierte es auch das MSS. Er schrieb eine Notiz an seinen Vorgesetzten, einen höhergestellten Beamten des Ministeriums, in der er empfahl, einen Agenten in Moskau zu beauftragen. Dieser sollte den amerikanischen Agenten beschatten, um herauszufinden, warum dieser Voice of Russia beschattet und ob die Amerikaner etwas über die ominösen Wetterberichte wüssten.
Mayday
1 2. Februar 2013
12° 58’ 47.62” Nord, 61° 10’ 50.48” West
Fünf Kilometer westlich von Baliceaux Island, St. Vincent und die Grenadinen
Der Wind heute ist wirklich entsetzlich, dachte Rybak, als er überlegte, ob er w enigstens in einer guten Stunde, nachdem er Bequia querab liegen hätte, die Segel hissen könnte. Aber mit dem Wind aus direkt Nord, dazu die starke Strömung in Richtung Südwest, machte es keinen Sinn, zu segeln. Und der alte Diesel, ein Meisterwerk der Ingenieurskunst seines Heimatlandes, tat mit seinen 122 Pferdestärken gute Dienste, sowohl gegen den Wind als auch gegen die Strömung.
Fairerweise, erinnerte sich Rybak, war der Diesel nicht allein ein Meisterwerk der Ingenieurskunst seines Landes, sondern ein guter Teil der Leistung war den Agenten zu verdanken, die in der Nähe von Stuttgart einige Konstruktionspläne ablichten konnten. Diese Konstruktionspläne für den Mercedes-Benz-Motor OM 352 waren für sein Land eine fast so wichtige Akquisition wie für das Unternehmen selbst. Auch heute noch wird der Motor vor allem in Segelboote, aber auch in leichte Militärtransporter eingebaut. Jeder kann ihn reparieren, was selten notwendig ist, weil er einfach nicht kaputtgeht.
Zumindest der von den Deutschen, stellte Rybak zehn Minuten später fest, als der Motor stotternd aufgab. Das war zu diesem Zeitpunkt keine angenehme Situation; länger als eine halbe Stunde sollte er nicht treiben, ohne zu riskieren, an ein Riff oder die
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