Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Erben des Terrors (German Edition)

Die Erben des Terrors (German Edition)

Titel: Die Erben des Terrors (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johannes C. Kerner
Vom Netzwerk:
sehr attraktiv klingende Frau mit dem unaussprechlichen Namen Anna Schein , die Temperatur für einen Ort, von dem Liu noch nie etwas gehört hatte. Und zwar 10.4 Grad Celsius, genauso, wie sie es gestern und am Tag zuvor schon gemacht hatte, und wieder die Korrektur für den Ort am Vortag.
    Yun gab in die Suchmaske von Baidu, dem chinesischen Äquivalent zu Google, das von ein paar Hundert Kollegen von ihm beobachtet wurde, Верхнеуральск ein. Верхнеуральск ist Werchneuralsk in kyrillischen Buchstaben, es bedeutet etwa „Stadt über dem Ural“. Aber Yun hatte keine Ahnung, wie die chinesische Bezeichnung des Ortes ist. Baidu weiß es, Shangwulaersike. Das hätte er auch raten können, die „Stadt auf dem Ural“, wie im Russischen. Gleichwohl bleibt die Stadt völlig unbedeutend, denn die Informationen von Baidu belaufen sich auf:
    上 乌拉尔斯 克 ( 俄 语 :Верхнеуральск)
是俄罗斯车里雅宾斯克州西部的一个城 市
2002年人口10,054人. 1734年建城. 1781年设市.
    Das heißt, Werchneuralsk, auf Russisch Werchneuralsk, ist eine Stadt im westlichen Chelyabinsk, Russland. 2002 hatte sie 10‘054 Einwohner. 1734 gegründet, 1781 zu einer Stadt erklärt. Wer sollte sich für das Wetter in dem Kaff interessieren? In China hätte ein so kleiner Ort nicht mal mehr einen eigenen Namen, geschweige denn er wäre eine Stadt. Und für Yun Liu machte es deswegen keinen Sinn, den Wetterbericht dafür zu bringen.
    Yun machte eine Notiz an seinen Vorgesetzten, dass bereits für drei kleine russ ische Städte Wettervorhersagen gebracht und am nächsten Tag korrigiert wurden, und immer 10.4 Grad, eine präzisere Angabe als für wirklich wichtige Städte – wie Peking.
    Die höhergestellten Beamten des Ministeriums werden sich, so hoffte Yun, schon einen Reim darauf machen können, warum Voice of Russia solche Meldungen sendet.
    Zur gleichen Zeit
38° 57’ 05.05” Nord, 77° 08’ 42.85” West
Central Intelligence Agency, Langley, Virginia, USA
    Senior Intelligence Analyst Jane Rehberg hatte die letzten beiden Jahre ihres Lebens damit zugebracht, an einem kleinen Arbeitsplatz in einem hässlichen Großraumbüro zu arbeiten. Der kleine Arbeitsplatz sah aus, als komme er direkt aus einem Science-Fiction-Film, oder zumindest so, als wäre Jane West ein Superhacker. Oder ein Börsenmakler, wobei die zwar wie sie auch mehrere Computer, mehrere Tastaturen, und vier Bildschirme haben, dafür aber zusätzlich Notizzettel. Die hatte Jane nicht, zu großes Sicherheitsrisiko bei Analysten. Aber das war der Preis dafür, im Dienste der großartigsten Nation dieses Planeten zu stehen.
    Jane hatte an der Harvard-Universität in Boston Fremdsprachen studiert, aber ihre Begeisterung ließ schnell nach, sie wollte mehr. Und vor allem lieber etwas mit Computern machen. Deswegen schrieb sie sich für einen Masterabschluss am MIT ein, das sie nach nur drei Jahren mit einem summa cum laude-Abschluss in Co mputerlinguistik wieder verließ.
    Die Kombination aus Sprachlogik- und Computerkenntnissen, vor allem von einer Eliteuniversität, machte sie für den Geheimdienst ihres Vaterlandes b esonders interessant, und so wurde ihr eine Stelle als Intelligence Analyst bei der CIA angeboten. Da das zum damaligen Zeitpunkt spannender wirkte, als für Google oder Facebook die Werbeplatzierung zu optimieren, nahm sie das Angebot an.
    Die CIA hat seitdem eine Software entwickelt, die die Protokolle der automat ischen Mitschriften aller Radio- und Fernsehsendungen fremder Mächte liest und auf Abweichungen untersucht. Denn wenn zum Beispiel das iranische PressTV an einem Tag etwas Negatives über Präsident Obama sagt, ist das irrelevant. Das machen sie jeden Tag. Wenn aber am nächsten Tag der Sprecher etwas Positives sagt, kann das darauf hindeuten, dass in der iranischen Regierung – oder zumindest in der Medienzensur – etwas nicht stimmt. Und statt mehrere Tausend Leute hinzusetzen und Radio hören zu lassen, hat die CIA versucht, einem Computer beizubringen, wie man das macht.
    Das Problem dabei ist, dass Computer nur bedingt zum logischen Denken fähig sind, weswegen auch bei der CIA mehrere Hundert Mitarbeiter damit beschäftigt sind, das zu lesen, was die Computer für wichtig erachten. Deswegen können die auswertenden Mitarbeiter angeben, ob einzelne, von den Computern gefundene Sachverhalte wichtig sind oder nicht. Dadurch kann die Software lernen, aber man kann dem Computer nur

Weitere Kostenlose Bücher